Bei den künftig eingesetzten Mobilfunk-Verfahren wie LTE geht es um höhere Datenübertragungsraten und eine bessere Abdeckung bei geringerem Aufwand. Werden denn die Netzbetreiber die ständige Weiterentwicklung überhaupt mittragen wollen, oder könnte die Entwicklungsgeschwindigkeit deutlich abnehmen?
Qualcomm legt starkes Gewicht darauf, nicht nur Produkte auf den Markt zu bringen, die neue Standards wie etwa die LTE-Technologie unterstützen, sondern auch den Mobilfunkbetreibern dabei zu helfen, die Investitionen zu maximieren, die diese bereits in ihre Netzwerkinfrastruktur, etwa in HSPA+-Technologie, getätigt haben.
Eine der ständigen Forderungen der Benutzer an das Mobiltelefon ist die Erhöhung der Batterielaufzeit. Dem steht natürlich die Aufrüstung des Mobiltelefons mit immer neuen Features und Funktionen entgegen. In der Prozesstechnologie sind Sie mit Ihren Chips bereits bei 45 nm angekommen. Müssen Sie nun um die Verbesserung der Batterietechnologie selber kümmern?
Wir haben derzeit keine Pläne, in Sachen Akkuentwicklung aktiv zu werden, aber wir haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Stromverbrauch unserer Produkte zu minimieren und so für eine längere Akkulaufzeit zu sorgen. Benutzer erwarten, sich fortschrittlichere Geräte anschaffen zu können, ohne den Akku häufiger aufladen zu müssen. Und wir bemühen uns, sicherzustellen, dass unsere Produkte diese Erwartung erfüllen.
Produkte im High-Tech-Bereich zu entwickeln ist unserer Meinung nach dem Surfen auf einer Welle ähnlich. So wie PC nach Beendigung des Gigahertz-Rennens seine Rolle als Umsatztreiber an die Laptops und Notebooks abgegeben hat, könnte mit der Funktion »Fernsehen via HSPA+« das Ende des technischen Wettlaufs bei den Mobiltelefonen gekommen sein. Wie lange werden Ihrer Meinung nach die »mobilen Endgeräte« noch die technische Entwicklung bestimmen und ihre Rolle als Umsatztreiber beibehalten?
Ich bin nicht sicher, ob ich Ihrer Analogie zustimme. Auf jeden Fall gehen wir davon aus, dass wir hinsichtlich der Mobilendgeräte-Technologie gerade dabei sind, in die Ära der mobilen Internetnutzung einzutreten. Daher erwarten wir wichtige Technologie-Entwicklungen, die von mobilen Endgeräten ausgehen.
Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Konkurrenz durch die sogenannten Internet Appliances, die sämtliche Kommunikationsfunktionen über das Internet vorbei an den traditionellen Mobilfunk-Netzbetreibern abwickeln. Welche Geschäftsmodelle könnten dann den Netzbetreibern im »Premium-Segment« das Überleben sichern?
Wir betrachten das Internet als eine Chance für die Mobilfunk-Netzbetreiber und für die Mobilfunkbranche ganz allgemein. Unsere Vision ist, dass es Synergien zwischen derzeitigen und zukünftigen Netzwerken geben wird.
Viele Halbleiter-Hersteller steigen im Laufe ihrer Entwicklung in das Systemgeschäft ein, sie werden von reinen Chip-Produzenten zu Geräte- oder Systemherstellern, eben weil sie das Know-how aus der Anwendung in der Chip-Entwicklung benötigen. Wird Qualcomm eines Tages Internet Appliances bauen?
Qualcomm hegt keine Absichten, in die Produktion von Endbenutzergeräten einzusteigen, da seine Partner in diesem Bereich über bedeutende Expertise verfügen. Stattdessen war Qualcomms Philosophie immer, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren und einen starken Verbund aus Partnern aufzubauen, die sich gegenseitig ergänzende Kompetenzen mitbringen.