Allerdings verfolgt die ITU-T mit ihrer Ende 2008 verabschiedeten G.hn-Empfehlung für die breitbandige leitungsgebundene Vernetzung im Heimbereich auch einen integrativen Ansatz. Dieser setzt auf die Nutzung diverser Medien unter einem Standard. Protagonist ist das HomeGrid Forum. Die UPA hat sich der Initiative angeschlossen und eine Kooperation mit dem G.hn-Protagonisten HomeGrid Forum vereinbart. Matt Theall, President des HomeGrid Forum und leitender Mitarbeiter der Inertel Corporation erläutert: »Das Ziel des HomeGrid Forums ist es, eine einheitliche und genormte Spezifikation für die Heimvernetzung mittels aller verfügbaren Leitungen zu schaffen, also Koaxialkabel, Strom- und Telefonleitungen mit Datenraten bis 1 GBit/s.« Dass Telefonleitungen diese hohe Kanalkapazität nicht unterstützen, ist natürlich klar. Sind aber hausintern koaxiale Leitungen verlegt, ist eine G.hn-Plattform da und kommt auch die DOCSIS- bzw. MoCA-Technik in Betracht. Durchaus ernst zu nehmen ist ferner die Möglichkeit der breitbandigen Übertragung über Lichtwellenleiter. Für lokale Netze scheidet zwar die teure Glasfasertechnik meistens aus, jedoch stehen mittlerweile kostengünstige Kunstofffasern (POF) zur Verfügung, die auch Laien verlegen und anschließen können. Dass das so einfach und kostengünstig möglich ist, hat vor allem mit dem großen faseroptischen Kern zu tun, der die Verwendung billiger faseroptischer Transceiver und Verbindungstechniken gestattet. Übertragungsraten von 100 MBit/s sind erreichbar, so dass die POF eine echte Alternative zu Ethernetkabeln ist.
Die Reichweite einer derart primitiven Technik ist natürlich eingeschränkt, vor allem wenn billige Rot strahlende LEDs als Sender zum Einsatz kommen. Mehr als rund 50 m lassen sich dann kaum überbrücken. Für Grün- und Blaulicht ist die Dämpfung der POF geringer, so dass ihre Verwendung eine Verdoppelung der Reichweite ermöglicht. Weil sich auch so genannte »nackte« Fasern verlegen lassen, benötigt man vielfach nicht einmal Leerrohre. Bei der Verlegung einer POF ist allerdings zu berücksichtigen, dass ihr Schmelzpunkt niedrig liegt, weshalb sie nicht nahe sehr heißer Heizungsrohre verlegt werden sollten. Ein Messgerät zur Funktionsprüfung erübrigt sich in aller Regel, weil die geführte Faserleistung sichtbar ist, so dass ein geübter Blick auf das Faserende bzw. den Stecker genügt. (wo)
Störungsfrei übers Koaxkabel
Koaxiale Kabel dienen dazu, hochfrequente Signale über kleine und kurze Distanzen zu übertragen. Ihr Vorteil ist die hohe Bandbreite bei geringer Dämpfung und guter elektromagnetischer Verträglichkeit. Ein wichtiges Einsatzgebiet koaxialer Kabel war also jahrzehntelang die leitungsgestützte Telekommunikation und auch jetzt noch die flächendeckende Versorgung mit analog modulierten oder digital codierten Fernsehkanälen.
Die Kabelnetze führen mittlerweile nicht mehr nur unidirektionale Fernsehsignale, sondern unter der Bezeichnung »DOCSIS« auch bidirektionale Datenströme. DOCSIS steht für »Data over Cable Service Interface Specification« und ist eine ITU-T-Spezifikation für DFÜ über Kabel. Sie kommt vor allem in Breitbandkabelnetzen zur Anwendung, in denen die Norm es ermöglicht, das Netz nicht nur für den ursprünglichen Zweck sondern auch für den Internetzugang oder die Sprachkommunikation zu verwenden. Hierzu unterstützt DOCSIS das Internet Protocol. In Deutschland ist es allerdings ungewöhnlich, dass über den Breitbandkabelanschluss hinaus eine Verlegung von Koaxkabeln vorgesehen ist. Es fehlt hierzulande also auf breiter Front an der notwendigen Infrastruktur.
Jenseits des Großen Teiches ist das ganz anders. »In Nordamerika sind bereits 20 Mio. Netzknoten vorhanden« berichtet Charles Cerino, President der MoCA (Multimedia over Cable Alliance). Cerinos Organisation existiert seit 2004 und fördert die Standardisierung und Vermarktung von Techniken, mit deren Hilfe sich hochdichte Datenströme, die multimediale Inhalte repräsentieren, durch Heimnetze auf Koaxialkabelbasis verteilen lassen. Gründungsmitglieder der MoCA waren u.a. Cisco Systems, Comcast, Motorola und Panasonic. Mit an Bord sind mittlerweile auch Halbleiterfirmen mit starker Multimedia-Ausrichtung wie Broadcom, Entropic Communications, Intel, NXP, ST und Texas Instruments. Die Allianz bündelt ausdrücklich die Multimedia-Aktivitäten der drei Breitbandsegmente Telekommunikation, Breitbandkabel und Direct broadcast satellite (DBS).
Damit Kompatibilitäts- und Interoperabilitätsprobleme die Verbreitung nicht behindern, hat die MoCA einen technischen Standard entwickelt, der derzeit in der Version 1.0/1.1 vorliegt. Er sieht Betriebsfrequenzen zwischen 850 und 1500 MHz vor, die nicht mit den üblichen Kabel- und Satellitenfrequenzen kollidieren. Ein koaxiales Heimnetz nach MoCA-Standard kann 175 MB/s transportieren/ verteilen und bis zu 16 Knoten bedienen. Die Version 2.0. ist in Vorbereitung und wird mit 400 MB/s dem Bedarf an erhöhter Kanalkapazität entsprechen.
Die MoCA vergibt Zertifizierungen für Produkte, die nachweislich dem Standard entsprechen. »Wir haben bereits mehr als 40 Produkte zertifiziert« berichtet Cerino. Zu den Produkten gehören Set-Top-Boxes, Gateways, Routers, Wireless-Gateways, Ethernet-Koax-Bridges etc. Die Vermarktung dieser Technik ist inzwischen angelaufen. Wichtige OEMs sind Cisco, D-Link, Motorola, Netgear und Verizon. (wo)