Trends bei Box-IPCs

Klein, flexibel und immer applikationsspezifischer

28. September 2011, 15:56 Uhr | Manne Kreuzer
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Applikationsspezifische Box-IPCs

Eine weitere Unterscheidungsmöglichkeit im dicht gedrängten Box-IPC-Markt bietet die Spezialisierung des Gerätes auf einen Applikationstyp. Moxa bietet beispielsweise einen EN-50155-konformen Computer mit Atom-Prozessor und Hot-Swap-Funktionalität für Network Video Recording im Schienenverkehr an. Der Box-IPC »V2416« basiert auf Intels Atom N270 und verfügt über vier serielle RS232/422/485-Schnittstellen, duale LAN-Ports sowie drei USB-2.0-Hosts. Darüber hinaus bieten die Computer duale VGA- und DVI-I-Ausgänge.

Der für Network Video Recording entwickelte Rechner ist mit zwei Slots für zusätzliche Speichermedien versehen, wie Festplatten oder SSD-Laufwerke. Sie unterstützen Hot Swapping für komfortablen, schnellen und einfachen Austausch. Die programmierbaren LEDs zeigen sowohl die verbleibende Speicherkapazität an, als auch den Computerstatus. Die enthaltene API-Library ermöglicht die einfache Konfiguration der E-Mail-Benachrichtigungsfunktion über die Speicherkapazität und vereinfacht die Entwicklung.
EN 50155 spezifiziert die Standards in Betrieb, Entwicklung, Konstruktion und Testen von elektronischen Geräten, die in Schienenfahrzeugen und Schienenverkehrsanwendungen eingesetzt werden. Moxas Box-IPC wird den entsprechenden Umgebungstests unterzogen, die die zuverlässige Leistung unter verschiedenen Stromversorgungszuständen garantieren, wie Spannungsänderungen, Stromversorgungsunterbrechungen oder Wechsel der Spannungsversorgung. Ebenso widerstehen die Computer Umwelteinflüssen wie Erschütterungen, Stöße oder Temperaturschwankungen.

Wenn es nicht ganz so rau zugeht und der Einsatzzweck es zulässt, dann vereinen Box-IPC-Anbieter auch gerne mal die Ansätze »klein« und »anwendungsspezifisch«. Ein Beispiel liefert Adyna Deutschland mit einem M2M-PC für die Hutschienenmontage. Die Stromversorgung des »M2M-PC-UMTS« deckt dazu einen Bereich von 32 V bis 78 V ab und eignet sich so besonders für den Einsatz in der Versorgungswirtschaft, in der Telekommunikations- und der Transporttechnik, da dort Anlagen bevorzugt mit 48 V betrieben werden. Der lüfterlose Rechner kommt in einem nur 10 cm hohen, 8 cm tiefen und 8 cm breiten Gehäuse unter und verfügt darüber hinaus noch über ein UMTS- und GSM-Modem. Er eignet sich für Windows- und Linux-Betriebssysteme, so dass Standardsoftware direkt installiert und ausgeführt werden kann. Durch seine geringe Größe, seine Robustheit - auf bewegliche Teile wurde verzichtet - und seine geringe Leistungsaufnahme von nur rund 9 W ist der Rechner auch in anspruchsvollsten Umgebungen fast wartungsfrei einsetzbar. Da eine unterbrechungsfreie Stromversorgung mit nur geringer Kapazität ausreicht, amortisiert sich der Box-IPC teilweise schon bei der Anschaffung.

Trotz seiner kleinen Abmessungen verfügt der Rechner über eine ansehnliche Schnittstellenausstattung, unter anderem LAN, vier USB-2.0-Ports, DVI und drei Audio-Buchsen. Mit 8 GByte bis 32 GByte Flashdisk-Kapazität und 1 GByte RAM-Speicher bietet der kompakte Hutschienen-PC Speicherressourcen auch für komplexere Anwendungen wie SCADA, Datenlogger, Soft-SPS oder Datenbanken. Aufgrund der niedrigen Verlustleistung entsteht nur eine geringe Wärmeabgabe und empfiehlt sich damit auch für den Einsatz in Schaltschränken. Dabei eignet sich der robuste Rechenr sowohl für solar- als auch für batteriegespeiste Anlagen.

Um sich neue Kundenkreise zu erschließen, setzt die Embedded-Building-Blocks-Initiative auf neue Vertriebswege und überlässt dem Handel die Geräteabstimmung. Intel, als Initiator dieser Initiative, will so Embedded-Technologien in den Consumer/Büro-PC-»Channel« einzuführen und damit gleichzeitig für einen kleinen Ausgleich für ein langjähriges Problem zu sorgen: Denn Consumer/Büro-PCs kommen auch im Industrie- und Embedded-Bereich zum Einsatz, obwohl sie nicht robust genug für das Einsatzprofil sind - der billige Einkaufpreis ist entscheidend, die Folgekosten werden nicht mit einkalkuliert. Entsprechend müssen sich Anbieter von Embedded-PCs immer wieder mit den Preis verzerrenden »Channel«-Produkten auseinandersetzen. Mit den »Embedded Building Blocks« wird nun dem Handelskanal - Intel hat alleine in Deutschland 7000 Channel-Kunden die PCs assemblieren - ein Baukastensystem an die Hand gegeben, um Embedded-Technologie an die Kunden zu verkaufen, die mal ein robusteres System benötigen. Diese Anwender kommen zumeist aus dem Consumer/Office-Bereich und nicht aus den typischen Industriesegmenten der Embedded-Technologie. Damit erreichen die Mitglieder wie apra-norm, congatec, DSM, MSC und TQ ganz neue Anwenderkreise, ohne bestehenden Partnern und Distributoren Kunden weg zu nehmen oder sie zu verärgern. Die Board-Partner liefern für die Initiative COM-Express-CPU-Module, die mit einem Träger-Board die Basis für ein robustes System bilden. Der »Channel« kann dabei eigene Erweiterungskarten hinzufügen und so die Adaption an die Kundenwünsche ermöglichen. Das Ganze wird dann in ein kompaktes und robustes Industriegehäuse gepackt.

Die Beispiele zeigen, dass Box-IPCs, obwohl sie momentan weniger in die »Schlagzeilen« kommen, noch lange nicht zum alten Eisen bzw. Alu zählen. Bei einigen Anwendungsfeldern mit recht gemäßigten Umgebungsbedingungen, wie Digital Signage, lassen die Anbieter auch schon mal gerne das »I« weg - als Box-PC haben sich die Rechner neue Aufgaben erschlossen, die für die populären Panel-PCs noch lange Zukunftsmusik sind.

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