Für Notebooks konzipierte x86-Prozessoren finden häufig ihren Weg auch in die Embedded-Computing-Welt. Gute Kandidaten für diese Migration kann AMD demnächst mit seiner »Fusion«-Architektur bieten.
AMD hat auf seiner Hausmesse, der AMD Technical Forum & Exhibiton die neue, als »Fusion« bezeichnete, Prozessor-Architektur demonstriert. Fusion vereinigt CPU, GPU (Grafikprozessor) sowie Video- und andere Hardwarebeschleuniger wie UVD (Unified Video Decoder) auf einem Die - die Bezeichnung Accelerated Processing Unit (APU) beschreibt diese neue Prozessorgeneration recht zutreffend.
Die auf der Veranstaltung gezeigte Variante »Llano« ist offiziell für den Desktop- und Notebook-Bereich gedacht und basiert auf einem 32-nm-x86er-Core (»Bulldozer«). Darüber hinaus berichtet AMD aber auch von einer kleineren Version mit dem Codename »Ontario« mit einem oder mehr »Bobcat« genannten x86er-Cores. Inoffizielle Benchmarks versprechen für die Bobcat-basierte Ontario-APU bei gleicher Abwärme (TDP) nahezu doppelte Performance als derzeitige Intel-Atom-Lösungen.
Der Clou von Fusion wird aber nicht die zu erwartende gesteigerte Performance gegenüber bisher bekannten Prozessoren sein: Vielmehr kann die parallele Rechenleistung des integrierten DirectX11-Grafik-Cores auch flexibel für Berechnungen genutzt werden. Über Programmierschnittstellen wie ATI Stream SDK, OpenCL, Web GL und Microsofts DirectCompute verschmelzen damit die serielle Performance von CPU mit der parallelen der GPU. Davon profitieren nahezu alle Tasks, angefangen von komplexen Berechnungen bis hin zum normalen Surfen.
Grafik-Cores als GPGPU (General Purpose GPU) zu konzipieren ist nicht neu: Grafikchip-Konkurrent Nvidia nennt sein Konzept »CUDA« und diese kommt auch im zurzeit schnellsten Supercomputer »Tianhe-1A« zum Einsatz. Allerdings sind die verwendeten Bausteine für Consumer-Grafikkarten konzipiert und sind häufig die größten Stromverbraucher in einem PC - für die Embedded-Computing-Welt nur selten geeignet. Mit dem Fusion-Ansatz könnte AMD aber einen Paradigmenwechsel im Embedded-Computing einläuten, der vergleichbar ist zu dem der Multi-Core-Technologie. Eine entscheidende Rolle spielt dabei allerdings der Software-Support.
Mit der Masse der Consumer-Applikationen im Rücken wird entsprechende Software, die das Potenzial dieser neuen Architektur effizient ausnutzt, nicht lange auf sich warten lassen. Zumal es schon erste Software gibt: Dazu zählen Toolkits für das Videoencoding, Bildbearbeitungsprogramme und Filter wie Adobe Photoshop und auch der Adobe Flash Player. Damit beflügelt dieser Lösungsansatz natürlich auch den Embedded-Markt: Überall da, wo es um die Rohdatenverarbeitung oder Visualisierung geht, könnten die neuen APUs das Embedded Computing nachhaltig verändern.
Die Frage ist nur, wann diese neue Technologie verfügbar wird. Erstmals wurde der Öffentlichkeit das Konzept auf diesjährigen embedded world 2010 vorgestellt. Gerüchte sprechen von einer Veröffentlichung von »Fusion« zur CES in Las Vegas vom 6. bis 9. Januar 2011. Mit AMDs verstärktem Engagement im Embedded-Bereich seit Anfang 2010 - unter anderem wurde der Vertrieb mit Repräsentanten für Zentral- und Nordeuropa verstärkt sowie eine neue PR Agentur für Embedded in EMEA engagiert - kann man davon ausgehen, dass Fusion wohl in Kürze auf den Embedded-Markt kommen wird. Zumindest stellt AMD auf der embedded world im März 2011 seit längerem erstmals wieder mit einem eigenen Stand aus. Man kann also gespannt sein - eine Bereicherung des Wettbewerbes wäre es auf jeden Fall.