MES

Was ein MES für die Elektronikfertigung können muss

14. November 2013, 13:45 Uhr | Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

ifm datalink, MPDV und Aegis

ifm datalink

Der Linerecorder von ifm datalink deckt alle Bereiche der Fertigungsindustrie ab und ist prinzipiell nicht nur für ein Industriesegment ausgelegt. »Neben diesen Grundfunktionen gibt es aber eine Reihe von Zusatzfunktionen, die spezielle in der Elektronikindustrie eingesetzt werden. Hier ist eine Vielzahl von gängigen Maschinenschnittstellen zu nennen. Wir decken alle typischen Maschinen in der Elektronikfertigung ab«, unterstreicht Erhard. Hier geht es übrigens nicht nur um die SMT-Linie, sondern ebenso um THT-Bestückung, Montage und Test; ebenso um Prozesse wie Material-Management und Rüsten, inkl. des Handlings von feuchtigkeitssensitiven Bauelementen. »Ein Produkt besteht aber nicht nur aus einer bestückten Leiterplatte, sondern auch aus Kunststoff- und Metallteilen.

Daher decken wir auch Spritzguss, Blech- und Metallbearbeitung mit ab«, so Erhard. Bei Multi-Site Installationen setzt jedes Unternehmen auf unterschiedliche IT-Infrastrukturen. Hier ist laut Erhard sowohl die Organisationsstruktur zu beachten als auch die IT-Architektur. »Für ein Unternehmen bilden wir unterschiedliche Organisationseinheiten quasi so ab, wie Industrie 4.0 ein Cyber Phxsical System (CPS) beschreibt. Diese CPS ordnen wir Maschinen, Linien oder ganzen Werken zu.« Die Realisierung der CPS erfolgt durch Linerecorder-Agenten. In den Werken bekommen also spezielle Agenten die Aufgabe, die Kommunikation zu anderen Werken herzustellen. Die Kommunikation von Werken untereinander ist damit bewusst unabhängig von der jeweiligen IT- und Kommunikationsplattform aufgebaut. Insgesamt gibt es derzeit etwa 50 Linerecorder-Installationen im Bereich Traceability und MES. Die Aufteilung in der Elektronikfertigung zwischen OEMs und EMS hält sich laut Erhard ungefähr die Waage. »Im Bereich Automotive-Elektronik sind überwiegend Tier1-Supplier unsere Kunden«, ergänzt Erhard. Weil der Linerecorder sowohl nach unten als auch nach oben skalierbar ist, steht die einfachste Variante als »Ein-Maschinen-Version« zur Verfügung, was besonders für Maschinenanbieter interessant ist. Hier gibt es bereits mehrere Tausend Installation auf einer oder mehreren Maschinen.

MPDV

»Unser MES-System Hydra bietet bereits im Standard eine breite Abdeckung der verschiedener Branchen«, so Rainer Deisenroth, Geschäftsführer von MPDV. »Auch für die Elektronikfertigung bieten wir wichtige Funktionen wie die Anbindung von Bestückungsautomaten und eine übergreifende Rückverfolgbarkeit. Seit einiger Zeit denken wir über eine branchenspezifische Ausprägung unserer Lösung nach.« Wann MPDV sein Branchensystem für die Elektronikfertig auf den Markt bringen will, gab Deisenroth allerdings noch nicht preis. Breit etabliert ist Hydra aber auch jetzt schon: Aktuell zählen etwa 800 Installationen bei Unternehmen aller Größen zu den Hydra-Anwendern - auch Elektronikfertiger wie Tyco electronics, Erni, Murrelektronik, Harting, ept, Hirschmann, Phoenix Contact und Tridonic. »Seit einiger Zeit nehmen wir eine steigende Nachfrage solcher Unternehmen nach einem MES-System wahr - sowohl Auftragsfertiger als auch OEMs«, bekräftigt Deisenroth.

Hydra erfüllt alle Aufgaben einer integrierten MES-Lösung gemäß VDI-Richtlinie 5600. »Sie ist aber so modular aufgebaut, dass eine Kunde nur die Funktionen einsetzen muss, die er benötigt«, so Deisenroth. Je nach Prozessanforderungen stehe also immer das passende System zur Verfügung. Der Kunde kann also mit einem Bereich anfangen und das System sukzessive und einfach erweitern. Gerade im Konzernumfeld sieht Deisenroth den steigenden Bedarf an einem werksübergreifenden Einsatz des MES-Systems. »Abhängig von den vorhandenen IT-Systemen und Netzwerken können wir dazu verschiedene Lösungen anbieten. Wir haben bereits einige Projekte realisiert, bei denen sich die Wertschöpfungskette über mehrere Werke erstreckt. Zudem bieten wir mit dem MES-Cockpit sowohl eine system- als auch standortübergreifende Auswertungsmöglichkeit für Kennzahlen«, schildert Deisenroth.

Und was bietet MPDV für den kleineren Geldbeutel von KMUs? »KMUs haben in der Regel die gleichen Anforderungen wie ein größeres Unternehmen - allerdings nicht die gleichen Ressourcen, sowohl in personeller als auch finanzieller Hinsicht«, bekräftigt Deisenroth. Deshalb hat MPDV sein System so aufgebaut, dass es mit wenig Administrationsaufwand auskommt. »Wir orientieren uns hier eher an SmartPhone und anderen SmartDevices als an herkömmlicher IT, die häufig nur mit intensiver Betreuung funktioniert«, erläutert der Experte. Vom Lizenzmodell bietet MPDV dem KMU einen »kleinen« Einstieg und ein an die Firmengröße adaptiertes Lizenzmodell.

Aegis

Vor gut einem Jahr hat der US-amerikanische MES-Hersteller Aegis den deutschen Software-Hersteller diplan gekauft und sich damit die Einrittskarte in den europäischen Markt gesichert. Die neue »Diplan Aegis Software Group« hat jetzt mit FactoryLogix eine integrierte Lösung aus beiden Systemen auf den Markt gebracht. FactoryLogix organisiert die gesamte Fertigungsinformation: von der Produkteinführung und Materiallogistik über das Fertigungsmanagement und Ablaufanalysen bis zum Dashboard-Echtzeitüberwachungssystem. Im Gegensatz zum ursprünglichen Aegis-System »MOS« bietet FactoryLogix auch ein Modul für die Logistik bzw. Materialwirtschaft. Das MES bzw. MOS (Manufacturing Operation System) von Aegis deckte bislang die Bereiche Fertigungssteuerung bis hin zu Rückführbarkeit und Analyse ab. »Wir hatten bisher eine Lücke in der Wertschöpfung, was die Bereiche Lagerverwaltung, Materialsteuerung, Optimierung und Terminierung angeht«, so Jason Spera, CEO von Aegis. Genau diese Lücke kann Aegis jetzt mit der diplan-Software schließen und eine Gesamtlösung aus einer Hand anbieten. Bisher hat Aegis weltweit rund 1650 Installationen, die sich auf 50 Prozent EMS und 50 Prozent OEMs verteilen. Für das kleinere Budget gibt es ein skalierbares Lizenzmodell, das laut Aegis vor allem für den Einstieg von KMUs in die Produktion mit MES geeignet ist.

 


  1. Was ein MES für die Elektronikfertigung können muss
  2. ifm datalink, MPDV und Aegis

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!