Synchrotron schickt schnelle Teilchen auf einen Rundkurs

Eine Schrankplattform für alle Applikationen

2. November 2011, 15:35 Uhr | Von Christa Weil
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Anpassungsfähige Schränke

Nach intensiven Marktrecherchen und Angeboten unterschiedlicher Hersteller fiel die Wahl auf die Schrankplattform Varistar von Schroff. Die Verantwortlichen konnten ein Konzept vorlegen, bei dem in allen Bereichen mit Standardschränken gearbeitet werden konnte und Speziallösungen überflüssig waren. Einzige Ausnahme blieben die für den Doppelboden in der Service-Area notwendigen 50 cm hohen Sockelgestelle: diese wurden von Schroff kundenspezifisch gefertigt.

Die Varistar-Plattform besteht jeweils aus einem Gestell, das in zwei Versionen ausgeführt ist, ferner aus verschiedenen Verkleidungsteilen und einem umfangreichen Programm an Ausbau- und Zubehörbauteilen. Beide Schrankgestell-Varianten sind für den 19-Zoll-Innenausbau konzipiert. Da das Stellmaß beider Gestelle gleich ist, können sie angereiht werden. Alle Verkleidungsteile wie Türen, Seiten- und Rückwände, Dächer und Bodenbleche sind mit beiden Gestellversionen kombinierbar. Für besonders schwere Einbauten ist entsprechendes Schwerlastzubehör verfügbar, das besonders stabile Fachböden, Gleitschie-nen etc. mit einschließt.

Erdbebenfester Schrankaufbau

Beim Transport und am Aufstellort sind Elektronikschränke verschiedensten dynamischen und statischen Belastungen ausgesetzt, so dass die Aufbauten oft auch strengen Kriterien hinsichtlich Vibrations-, Schock- oder Erdbebenfestigkeit genügen müssen. Dies gibt auch für Varistar, die dem Anforderungsprofil mit einem speziell entwickelten Gestellprofil Rechnung trägt. Letzteres hält den höchsten, in den entsprechenden Normen beschriebenen Belastungen stand.

Für die zum Teil sehr unterschiedlichen Beanspruchungen wurde das geschweißte Schrankgestell in zwei Versionen ausgeführt: Die so genannte Slim-Line-Version gewährleistet eine maximale statische Traglast bis 400 kg, während die zweite Gestellversion immer dann zum Einsatz kommt, wenn höhere statische Traglasten oder Erbebenfestigkeit gefordert sind. Die so genannte Heavy-Duty-Version besteht aus dem gleichen Hohlkammerprofil, das in der Hauptbelastungsrichtung verlängert wurde und dadurch noch stabiler ist.

Effektive Entwärmung

In vielen Anwendungen wird die Entwärmung der eingebauten Komponenten allein durch natürliche Konvektion erreicht. Reicht diese nicht aus, wird mit Lüftern, Wärmetauschern oder Kühlgeräten zwangsbelüftet bzw. gekühlt. Dies gilt auch für den Varistar-Schrank, für den es entsprechend angepasste Lösungen für sehr hohe Entwärmungsleistungen bis 40 kW gibt. Wichtig, vor allem bei der herkömmlichen Luftkühlung, ist die klar definierte Luftführung im Schrank. Vorab zu klären ist jeweils, auf welchem Weg die Luft in den Schrank hineinkommt, wie die Luftführung in den zu kühlenden Komponenten ausgelegt und auf welchem Weg die Warmluft aus dem Schrank ausgeblasen wird. Wenn der Kunde es wünscht, kann der Schrankhersteller anhand detaillierter Computersimulationen spezifische Entwärmungskonzepte sowohl für standardisierte Systeme als auch für individuelle, kundenspezifische Lösungen erstellen und testen.

Hoher Funktionsumfang

Schränke mit Steuerungskomponenten und Messeinrichtungen.
Bild 2. An den Beamlines stehen ebenfalls fünf bis acht Schränke mit Steuerungskomponenten und Messeinrichtungen.
© Schroff

Insgesamt sind derzeit 390 Varistar-Schränke in den unterschiedlichen Bereichen des Synchrotrons im Einsatz; darunter befinden sich ca. 40 Serverschränke im Rechenzentrum und etwa 27 Netzwerkschränke über das gesamte Institut hinweg verteilt. Auch in den 16 Sektoren der Service-Area steht jeweils ein Netzwerkschrank. Hinzu kommt ein Aggregations-Netzwerkschrank, über den alle Sektoren mit dem zentralen 10-Gbit-Backbone verbunden sind.

Die Schränke mit den Steuerungs- und Regelungseinrichtungen in der Service-Area und an den Beamlines sind mit dem Slim-Line-Gestell für eine Traglast von 400 kg aufgebaut: Sie haben eine Grundfläche von 600 mm × 800 mm (Bild 2). Diese Schränke enthalten - mit wenigen Ausnahmen - ausschließlich 19-Zoll-Komponenten und werden - sofern es sich um geschlossene Schränke handelt - mit drehzahlgeregelten Lüftern gekühlt.

Varistar-Vernetzungsschrank
Bild 3. Beim Varistar-Vernetzungsschrank wird bei der Kabelführung konsequent zwischen vier verschiedenen Zonen unterschieden.
© Schroff

Die Serverschränke im Rechenzentrum können mit 1000 mm Einbautiefe alle gängigen Servertypen aufnehmen und stellen zudem noch genug Raum für die Verkabelung zur Verfügung. Perforierte Front- und Rücktüren gewährleisten einen Luftdurchsatz bis 78 Prozent. Darüber hinaus sorgen ein ausziehbarer Kippschutz sowie Schwerlastfachböden und -gleitschienen für die sichere Handhabung und Integration von schweren Komponenten. Die Schränke wurden vorsorglich in der so genannten Kaltgang-/Warmgang-Aufstellung platziert, obgleich die Kühlung im Rechenzentrum durch die Raumklimatisierung derzeit problemlos sichergestellt werden kann.

Die Netzwerkschränke bieten mit einer Grundfläche von 800 mm × 800 mm genügend Raum für eine geordnete Kabelführung (Bild 3), sowohl Front- als auch Rücktüren sind für eine bessere Zugänglichkeit mit 180°-Scharnieren ausgerüstet. Die 19-Zoll-Winkelprofile sind in der Regel vertieft montiert, damit genügend Platz für die Biegeradien der Patchkabel vorhanden ist. Nicht 19-Zoll-fähige Komponenten werden auf festen oder ausziehbaren Fachböden abgestellt, das Kabelmanagement hat auch hier wieder eine Schlüsselfunktion. Beim Varistar-Vernetzungsschrank wird bei der Kabelführung konsequent zwischen verschiedenen Bereichen unterschieden. Vier definierte Zonen ermöglichen die geordnete Führung und Befestigung aller Kabeltypen, so dass die Übersichtlichkeit jederzeit gewährleistet ist und auch nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen in der Verkabelung einfach möglich sind.

 

Die Autorin:

Christa Weil
ist Fachjournalistin und betreibt eine eigene PR-Agentur. Sie studierte Maschinenbau und arbeitete anschließend in der Konstruktion im Bereich Sondermaschinenbau. Ab1988 war sie als Chefredakteurin in einem Fachverlag tätig. Seit 1994 arbeitet sie im Bereich PR- und Öffentlichkeitsarbeit.

cw@weil-pr.de



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