Stefan Barrig, Sales Director Europe, und Jonathan Duckham, Supplier Business Manager Europe, ziehen Bilanz und sprechen im Exklusiv-Interview über die Erfolgsfaktoren, aktuelle Expansionen und Wachstumsstrategien – insbesondere in Luft- und Raumfahrt sowie Verteidigung.
Markt&Technik: Dieses Jahr markiert Heilinds zehnjähriges Jubiläum in Europa: Im Jahr 2015 übernahm Heilind die deutsche MPS Group und begann damit die Expansion auf dem europäischen Markt – zunächst in Deutschland, Österreich und der Schweiz, vier Jahre später folgte der Eintritt in osteuropäische Länder wie Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Litauen, Lettland und Estland. Wie hat sich die europäische Expansion seither entwickelt?
Stefan Barrig: 2022 haben wir ein neues Distributionszentrum im polnischen Mysłowice eröffnet. Ein Jahr später folgten Aktivitäten in den Benelux-Staaten, in Skandinavien und im Baltikum, in Frankreich sowie in Serbien. Im Jahr 2024 haben wir in Hanau bei Frankfurt am Main ein 8.000 m² großes Konfektions- und Logistikzentrum eröffnet und gleichzeitig unseren europäischen Hauptsitz nach Bruckmühl in Bayern verlegt. Zudem haben wir unsere Vertriebsaktivitäten in Spanien, Portugal und dem Vereinigten Königreich gestartet.
Welche Faktoren haben zu Ihrem überdurchschnittlichen Wachstum in den letzten Jahren beigetragen?
Stefan Barrig: Unser Anspruch, den Erfolg von Heilind in den USA und Asien auch in Europa fortzuführen, war ein entscheidender Treiber. Wir investieren kontinuierlich und erweitern unsere Präsenz in neuen Regionen. Dieser Erfolg ist nur dank eines großartigen Teams möglich, das gemeinsam mit unseren geschätzten Kunden und Lieferanten täglich an unserem Fortschritt arbeitet. Heilind Europe bietet ein breites Produktportfolio und bedient Kunden in unterschiedlichsten Industriezweigen – darunter auch der Militär- und Luftfahrtbereich, der in den letzten Jahren überdurchschnittlich gewachsen ist.
Welche Rolle spielen Ihre Logistik- und Fulfillment-Zentren in Polen und Deutschland?
Stefan Barrig: Unsere beiden Distributionszentren arbeiten unabhängig voneinander. Vom Standort in Polen aus verwalten wir nicht nur elektromechanische Komponenten, sondern auch unser gesamtes Befestigungselemente-Geschäft. Dieser Standort verschafft uns einen großen geografischen Vorteil zur Unterstützung der zentral- und südosteuropäischen Region.
Das neue Distributions- und VAD-Zentrum in Hanau bei Frankfurt spielt eine andere Rolle. Von hier aus bedienen wir die gesamte zentrale westliche Region Europas. Besonders ist hier, dass Hanau auch unser Value-Added-Distribution (VAD)-Zentrum für ganz Europa beherbergt. Heilind kann eine Vielzahl von Steckverbinderserien von Amphenol, Souriau und ITT Cannon in kurzer Zeit und ohne Mindestbestellmengen konfektionieren.
Beide Distributionszentren sind zertifiziert – EN 9120 in Polen und EN 9100 in Deutschland – und erfüllen damit die Anforderungen unserer Kunden aus der Luftfahrt- und Verteidigungsbranche vollständig.
Wie sehen Ihre Pläne für die weitere Expansion in Europa konkret aus?
Stefan Barrig: In den letzten zwei Jahren hat Heilind seine Präsenz kontinuierlich ausgebaut. Wir haben ein neues Büro in Toulouse, Frankreich, mit einem dedizierten Vertriebsteam eröffnet und zeitgleich den Markteintritt in der Benelux-Region vollzogen. Auch in diesem Jahr haben wir Aktivitäten in den baltischen Staaten und den nordischen Ländern aufgenommen.
Für die Zukunft sehen wir noch viele unerschlossene Möglichkeiten in Europa. Und jeder, der Heilind kennt, weiß: Wir arbeiten bereits aktiv an den nächsten Expansionsschritten. Sie dürfen gespannt sein!
Wie wollen Sie dieses Wachstum langfristig absichern?
Stefan Barrig: Unser Produktteam arbeitet eng mit unseren Lieferanten und dem Vertrieb zusammen. Gemeinsam entwickeln wir Strategien für mittel- und langfristiges Wachstum. Heilind wird weiterhin in Menschen, Lagerinfrastruktur, IT und Prozessoptimierung investieren, um unseren Kunden und Lieferanten den bestmöglichen Service zu bieten. Selbstverständlich gehören auch die geografische Expansion und die kontinuierliche Erweiterung unseres Produktportfolios zu unseren Wachstumstreibern.
Welche Vorteile bringt es mit sich, dass Heilind ein privat geführtes Unternehmen ist?
Stefan Barrig: Wir profitieren von kurzen Kommunikationswegen und der starken Unterstützung durch Robert Clapp Jr., President & CEO von Heilind Electronics. Dadurch können wir Entscheidungen schnell und effizient treffen und umsetzen – das verschafft uns die nötige Agilität, um in einem dynamischen Markt zu wachsen und uns anzupassen.
Warum richtet Heilind den Fokus verstärkt auf Hochzuverlässigkeitsmärkte wie Verteidigung und Luftfahrt?
Jonathan Duckham: Heilind Europe legt zunehmend den Fokus auf Hochzuverlässigkeitsmärkte wie Verteidigung und Luft- und Raumfahrt, um unsere Kunden besser zu unterstützen und der steigenden Nachfrage nach leistungsfähigen, missionskritischen Lösungen gerecht zu werden. Mit diesem strategischen Fokus stärken wir unsere Fähigkeit, spezialisierte Produkte, technische Expertise und dedizierten Service für anspruchsvolle Anwendungen bereitzustellen.
Können Sie konkrete Produkte und Innovationen nennen, die Sie in diesen Hochzuverlässigkeitsmärkten einführen?
Jonathan Duckham: Heilind bietet Produkte für die Luft- und Raumfahrt sowie die Verteidigung an – darunter MIL-Spec-Rund- und Rechtecksteckverbinder, robuste Kabel, kundenspezifische Baugruppen, HF-Lösungen, Umweltsensoren, abgedichtete Schalter, Relais, Lösungen für das Wärmemanagement, Antennen, EMI-Abschirmungen, Leiterplattenkomponenten und Befestigungselemente. Alle Produkte erfüllen strenge Normen wie MIL-SPEC und AS 9100 und garantieren Zuverlässigkeit unter extremen Bedingungen.
Wo sehen Sie in diesem Jahr die größten Herausforderungen für das Geschäft in der Sparte »Verbindungstechnik«?
Jonathan Duckham: Eine der größten Herausforderungen für Heilind Europe in diesem Jahr sind die anhaltenden Störungen in den Lieferketten sowie geopolitische Unsicherheiten – insbesondere im Zusammenhang mit Zöllen und Handelskonflikten. Die unvorhersehbare Dynamik im globalen Handel wirkt sich weiterhin auf Produktverfügbarkeit, Lieferzeiten und Preisstrukturen aus.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen wir verstärkt auf den Ausbau unserer Partnerschaften mit Lieferanten und auf widerstandsfähige Logistikstrategien. So können wir unseren Kunden weiterhin exzellenten Mehrwert durch Fachwissen und zuverlässigen Support bieten.