ED-V: Obsolescence - mehr als simpler Ersatz abgekündigter Bauelemente

17. Juli 2009, 7:50 Uhr | Erich Schenk, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

ED-V: Obsolescence - mehr als simpler Ersatz abgekündigter Bauelemente


Ist im Falle von Replacement-ICs ein Re-Design grundsätzlich nicht erforderlich – oder nur ein »kleines«, etwa, wenn das IC wie im Falle des 8051-Ersatzes zwei bis vier zusätzliche Pins hat?

Im Prinzip ist bei einem Replacement-IC kein Re-Design erforderlich. Der neue Chip ist vollkommen pin- und funktionskompatibel in der Schaltung des Kunden, für den er gemacht wird. Es kostet zwar ein paar NREs, aber das hält sich in Grenzen. Jetzt kann es aber vorkommen, dass es einen weiteren Kunden gibt, für den der Chip zwei oder vier Pins zu viel hat, weil der erste Kunde das Design so wollte. Damit müssen weitere Kunden leben und das Layout etwas verändern – oder man lässt es für sich pinkompatibel gegen NREs herstellen.

Bei dem angesprochenen 8051-Ersatz handelt es sich im Original um eine OTP-Version. Solche OTP-Versionen haben wir nicht, das macht heute auch keinen Sinn mehr. Stattdessen setzen wir auf Flash, denn da muss man nur bei der Programmierung aufpassen.

Was sind denn bei Orders typische Auftragsmengen seitens der Kunden, was die geringst mögliche Stückzahl?

Das reicht von 100 bis 30.000 Units pro Jahr.

Worauf legen Kunden in Sachen Obsolescence besonders Wert – auf logistische und technische Aspekte?

Da gibt es grundsätzlich keinen Unterschied zum normalen Geschäft. Schnelle Lieferungen werden eigentlich nicht benötigt: Weil es sich kaum um Standardteile handelt, wird nach Forecast des Kunden geliefert.

Im Mai 2009 haben Sie mit einem weiteren Hersteller von Obsolescence-Produkten, Tekmos, einen Vertrag unterzeichnet für den Ersatz der abgekündigten MCUs 8051 (NXP) und 6805 (Freescale). Sind diese Tekmos-Substitute 1:1-Derivate oder weisen sie mehr Funktionalität auf?

In den Standardversionen sind es 1:1-Varianten, nur mit dem Unterschied, dass die OTPs von den Originalherstellern PROM-Varianten waren, während Tekmos auf Flash setzt. Zudem gibt es je nach Kundenwunsch weitere Funktionen, die auf dem Chip integriert werden können – mehr als manche Kunden glauben, weil der Chip den Platz eines 208-PIN-ASICs hat.

Haben Sie dafür schon Kundenanfragen mit größeren Stückzahlen?

Immerhin ordert ein Kunde 80.000 pro Jahr für mindestens acht bis zehn Jahre. Der Chip läuft übrigens jetzt, er konnte programmiert werden, sein Design ist »durch«.

Über welche Zeiträume kann man mit einem gutem Absatz der beiden MCU-Chips rechnen?

Mit diesen 8-Bit-ICs rechnen wir mit Nachfragen von noch bestimmt fünf bis zehn Jahren. Weitere Anfragen waren und sind da, es geht von 100 bis zu 50.000 ICs pro Kunde. Die MCUs waren weit verbreitete Teile, einige Varianten gibt es auch noch. Wegen der diversen Abkündigungen von Intel vor 18 Monaten sowie NXP in den letzten Monaten haben die Kunden Angst und suchen schon mal im Vorfeld, wer noch liefern kann, weil einige die Bauteile gerade erst in neue Applikationen ein-designed haben.

Bisweilen kündigen Hersteller einen Chip ab, produzieren den aber noch jahrelang weiter: Haben dann der Hersteller und Distributor von Obsolesecence-Produkten einen schweren Stand, weil sie zu früh auf den Zug aufgesprungen sind?

Das spielt keine Rolle, denn hier kommt es auf den Markt an. Ist der noch groß, darf ein Ersatzchip auch den Preis des Originalprodukts nahezu erreichen, ohne dass der Entwicklung eines Replacement-ICs etwas im Wege steht. Wichtig ist es, dass man drei, vier Alpha-Kunden hat, die den Chip im Feld testen.


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