»Für Kunden, die ihre Anzeige jahrelang einsetzen möchten, ohne sich mit Produktänderungen zu beschäftigen, sehen wir den Einsatz eines E-Papers derzeit noch weniger geeignet«, so Mindach. »Der Status des E-Papers ist in etwa vergleichbar mit dem der OLEDs vor eineinhalb Jahren. Inzwischen gibt es Industriekunden, die die über Glyn und CMEL vertriebenen OLEDs erfolgreich einsetzen, auch wenn sie sich häufiger mit Produktänderungen beschäftigen müssen als Kunden, die ein Aktiv-Matrix-TN mit Langzeitverfügbarkeit bevorzugt haben.«
Electrowetting könnte videotaugliche E-Papers ermöglichen
Neben der Elektrophorese und cholestrischen LCDs sind Electrowetting-Displays (Electrowetting: Elektrobenetzung) eine weitere noch ganz junge Ausprägung des E-Papers. Bis sie zur Marktreife gelangen, werden nach Ansicht von Mindach zwar noch einige Jahre vergehen, »über die zu erwartende Schnelligkeit und einen außerordentlich großen Temperatur-Einsatzbereich bieten sie aber ohne Zweifel Zusatzeigenschaften, die auch den Merkmalen elektrophoretischer Anzeigen überlegen sind«. Mindach sieht in der Electrowetting-Technologie zukünftig sogar die Möglichkeit für videotaugliche reflektive Anzeigen.
Beim Electrowetting-Verfahren liegt eine eingefärbte Ölschicht über einer Wasserschicht, die mittels einer angelegten elektrischen Spannung ihre Oberflächenspannung verändert. Dadurch wird eine unterschiedliche Lichtdurchlässigkeit einzelner Bildpunkte erreicht, die auch farbige und schnelle Anzeigen mit hohem Kontrast ermöglicht. Derzeit wird an verschiedenen Verfahren gearbeitet, die sich über ihren geringen Leistungsaufwand auszeichnen – zum Beispiel an dem von Liquavista entwickelten und von Philips patentierten Verformungsprinzip, das sich durch seinen sehr einfachen Aufbau auszeichnet. Auch wenn dieses Verfahren nicht bistabil arbeitet, das heißt eine Spannung aufrechterhalten werden muss, um die Anzeige beizubehalten, erfolgt die Steuerung praktisch leistungsfrei, da kein direkter Strom fließt.
Eine bistabile Electrowetting-Variante, das »Droplet Driven Display«, hat das Team von Prof. Karlheinz Blankenbach an der Hochschule Pforzheim entwickelt: Dieses Verfahren verzichtet auf Aktiv-Matrix-Backplanes und ermöglicht damit den Gebrauch flexibler Trägermaterialien. Besonders beachtenswert sind Testergebnisse, die Einsatzmöglichkeiten im Temperaturbereich von –45 °C bis +200 °C versprechen. Der Schwachpunkt dieser technischen Errungenschaft liegt derzeit noch in der geringen Auflösung.