In vorschnellem Optimismus will sich niemand üben. »Zwar scheint sich die Distribution stabilisiert zu haben, aktuell können wir jedoch noch keine signifikante Besserung der Auftragslage beobachten«, meint Eric Schuck, Managing Director von Arrow Central Europe.
Mit einer schnellen Erholung, beziehungsweise einer kurz- bis mittelfristigen Rückkehr auf ein Umsatzniveau von 2007 oder 2008 rechnet Schuck nicht. »Die Wirtschaftskrise hat zwar Auswirkungen auf alle Marktsegmente, jedoch nicht auf alle Kunden«, stellte Eric Schuck fest. Zwar würden einige Projekte aufgrund unsicherer Finanzierungen verschoben, aber nach wie vor lägen die Entwicklungsaktivitäten der Kunden auf einem hohen Niveau. »Daher spielt die konsequente Weiterentwicklung unseres Embedded Platform Concepts eine wichtige Rolle«, erläutert Schuck.
Einige Entwicklungsdienstleister konnten im ersten Quartal sogar ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausweisen. »Unsere Kunden wollen, ebenso wie wir, sicherstellen, in einer starken Position zu sein, sobald die Krise vorbei ist, und arbeiten daher mit voller Kraft an der Entwicklung neuer und innovativer Produkte.« Darüber hinaus treibt der Distributor in interessanten Märkten wie Lighting die Neukunden-Akquise voran.
Entwicklungsabteilungen sind unbeeinflusst
Auch EBV-Chef Slobodan Puljarevic sieht die Entwicklungsabteilungen von der Krise unbeeinflusst. Extrem viele Aktivitäten sowohl im Bereich neuer Projekte als auch Optimierungen bestehender Applikationen seien ein positives Signal. »Viele Firmen nutzen die gegenwärtige Situation, um beispielsweise neue Marktsegmente und Lösungen zu erschließen und zu entwickeln, da dies ausschlaggebend ist, um auch zukünftig erfolgreich zu sein«, meint Frank Stephen, Avnet Memec.
Dennoch sollte man den Einfluss der Krise auf die Kunden nicht unterschätzen. »Wir sitzen alle sprichwörtlich im gleichen Boot. Genauso wie wir als Distributor darüber nachdenken müssen, was unsere Kunden derzeit wirklich brauchen, müssen Unternehmen ihre Produktkonzepte überdenken«, ist Markus Krieg überzeugt. Egal wann der Abschwung überwunden ist: Ein Unternehmen, das dann keine Produkte präsentiert, die der Markt verlangt, wird sich nur schwer behaupten können.
Und ob die Entwicklungsaktivitäten tatsächlich so krisenunabhängig weitergehen werden, muss sich erst noch zeigen. »Bis dato waren Einschränkungen in den Entwicklungsabteilungen eigentlich nur durch gelegentliche Abwesenheit – sprich Kurzarbeit – der Ingenieure zu spüren. Aus unserer Sicht werden die Effekte der Kurzarbeit aber erst jetzt verstärkt auftreten. Bei vielen, gerade mittelständischen Firmen greifen Entlassungen und Kurzarbeit erst seit Mai«, so Thomas Brachtel.
Laut Martin Meier, MSC, zögern viele Unternehme zudem, mit ihren Innovationen in Produktion zu gehen. »Hier spielt wohl auch eine nicht ganz unbegründete Furcht eine Rolle, dass in der jetzigen Marktphase der Mehrwert gar nicht oder zumindest nicht ausreichend honoriert wird. In der Elektronik lässt sich eigentlich nur richtig Geld verdienen, wenn man als Erster auf dem Markt ist und für dieses Produkt eine hohe Nachfrage besteht. Da letzteres derzeit nur in wenigen Bereichen der Fall ist, warten viele Firmen mit der Markteinführung lieber auf hoffentlich bald wiederkehrende bessere Zeiten.«