Die Verordnung 1907/2006 über die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH – Regulation, Evaluation, Authorisation – and Restriction – of Chemicals) sorgt weiter für Verwirrung.
Im Oktober 2008 wurde die erste Gruppe von 15 besonders besorgniserregenden Stoffen durch die European Chemical Agency veröffentlicht. Sieben davon wurden zugelassen. Zukünftige SVHC-Substanzen werden laufend bekannt gegeben; die nächste Veröffentlichung ist für Anfang 2010 zu erwarten. REACH kann also über mehrere Jahre keinesfalls als abgehakt betrachtet werden.
Unter den ersten fünfzehn SVHCs befinden sich Phthalate, die in Gummi, PVC, Klebstoffen, Farben, Lacken und Dichtungen eingesetzt werden. Ein weiterer Stoff ist ein kurzkettig chloriertes Paraffin (SCCP), sowie das flammhemmende Hexabromcyclododekan (HBCDD).
Es ist zwar unwahrscheinlich, dass passive Bauelemente mehrheitlich SVHCs enthalten, weil in den meisten Bausteinen keine Gummi- oder PVC-Teile vorhanden sind und Polystyrol im Allgemeinen für Gehäuse eingesetzt wird, nicht für Bauelemente.
Jedoch gibt es einige Komponenten, in denen tatsächlich Teile aus Gummi stecken, beispielsweise Elektrolytkondensatoren. Diese weisen üblicherweise eine »Abdeckung« oder eine Dichtung aus einer Gummiart auf, die eines der Phthalate oder SCCP enthalten kann. Elektrolytkondensatoren sind zudem mit einem Kunststoffetikett gekennzeichnet, das aus plastifiziertem PVC hergestellt ist und ebenfalls Phthalate enthalten kann.
In einigen passiven Bauelementen sind darüber hinaus Drahtisolierungen aus PVC oder Gummidichtungen verborgen, oder sie sind mit flexiblen Vergussmassen gefüllt, in denen auch eine der drei Phthalat-SVHCs oder SCCP enthalten sein können. Auch einige Steckverbinder sind aus eventuell plastifiziertem PVC hergestellt und teils mit Gummidichtungen oder flexiblen Klebstoffen versehen, die Phthalate enthalten können. Gerätefilter in Metallbecherausführung sind zuweilen mit Gummitüllen oder Dichtungen ausgestattet, die potenziell SVHCs enthalten.
Mittlerweile werden Spulen und Drosselspulen aus Kupferdrähten mit einer Lackbeschichtung gefertigt. Diese Lacke sind auf hohe Flexibilität ausgelegt, damit beim Spulenwickeln keine Rissbildung auftritt. Deshalb ist es möglich, dass sie Weichmacher wie Phthalat enthalten können. Potentiometer gibt es in zahlreichen unterschiedlichen Ausführungen; einige wenige davon könnten mit Gummidichtungen ausgerüstet sein.
Als allgemeine Richtlinie sollten sich Elektronikentwickler dessen bewusst sein, dass immer dann, wenn ein Teil Gummi oder einen flexiblen Kunststoff wie PVC enthält, dem Gummi, dem Kunststoff, der Füllmasse oder der zur Kennzeichnung verwendeten Farbe ein Phthalat (oder SCCP) beigemischt sein kann.