Eine der größten Herausforderungen, der sich der Verantwortliche für die Zuverlässigkeit stellen muss, ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Ansatzes für das vorliegende Projekt. Es ist unabdingbar, den Überblick über folgende Einflussfaktoren zu behalten:
Der Zuverlässigkeitsmanager muss das Tempo und die Inhalte für den Erfolg des Projektes vorgeben. Er hat eine aktive und integrative Rolle sowohl im Unternehmen als auch zwischen dem Unternehmen und dem Kunden zu erfüllen. Das übergeordnete Ziel für einen „Robustness Validation“-Prozess ist:
Diese Ziele führen zu einem pragmatischen und applikationsorientierten Qualifikationsprozess. Darauf aufbauend sind entsprechende Tests zu entwickeln, um die möglichen Einflüsse (Bild 2) auf die Produkt-Zuverlässigkeit rechtzeitig zu erkennen:
Bereits von Projektbeginn an sind regelmäßige Analysen und Revisionen durch versierte Zuverlässigkeits-Experten durchzuführen. Dies führt zu einem Verbesserungsprozess hinsichtlich potentieller Produktschwächen und Konzentration auf die Fehlerausfallphysik. Erforderlich ist ein Testplan, der die Grenzen z.B. eines IC identifiziert, um die Risiken zu bewerten. Tests sind typischerweise als „End of Life“-Test auszulegen, um den Sicherheitsabstand zur geforderten Funktion von der Applikation zu demonstrieren. Der Ablauf zur Entwicklung eines Testplanes entspricht im Wesentlichen folgenden Schritten:
Betrachtet man das Spannungsfeld Produktzuverlässigkeit-Kosten-Zeit, wird offensichtlich, dass hier neue Vorgehensweisen zur Validierung erforderlich sind. Konsequenterweise ist der Nachweis für die Robustheit elektronischer Steuergeräte erforderlich.
Schnittstellenmanagement
In vielen Unternehmen der gesamten Zulieferkette ist das erforderliche Wissen zur Validierung elektronischer Komponenten oder Steuergeräte nicht durchgängig abbildbar. Dies ist besonders dann der Fall, wenn Unternehmen, die traditionell aus der Mechanik kommen, den Schritt zur Elektronik vollziehen. Das Schnittsellenmanagement zwischen Hersteller und gegebenenfalls mehreren Zulieferern ist bei noch zu entwickelnder Kompetenz im eigenen Haus einem entsprechenden externen Spezialisten zu übertragen (Bild 3).
Die Methode der „Robustness Validation“ erfordert ein völlig neues Verständnis und Akzeptanz, wie zukünftig Bauelemente, Module oder Systeme zu qualifizieren sind. Es erfordert ganz besonders individuelle Betrachtungsweisen und Querdenken hinsichtlich der sehr formalistischen Vorgehensweisen bei Qualifizierungsprozessen in der Automobil-Industrie. Eine weitere Herausforderung liegt in der Ausbildung von Mitarbeitern, diese an die komplexeren Denkweisen heranzuführen und die auftretenden Probleme im gemeinsamen Konsens mit den unterschiedlichsten beteiligten Partnern zu bewältigen. Mit den permanent wachsenden Forderungen, die Qualitätslevel auf einen Null-ppm-Wert zu bringen, muss eine Änderung im Denken und Testen einhergehen. Andernfalls werden die Kosten wenig kontrollierbar sein. Die Systeme sind darüber hinaus fehlertoleranter zu gestalten.
![]() | Armin Gottschalk studierte Elektrotechnik an der Fachhochschule Schweinfurt-Würzburg. Nach mehreren Positionen im Bereich Qualität und Zuverlässigkeit ist er heute Technischer Leiter der RELNETyX AG. armin.gottschalk@relnetyx.com |