Blu-ray im Auto

30. Juni 2009, 9:40 Uhr |
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Blue-ray spezifiziert mehrere Datenströme

Zusätzlich muss sichergestellt werden, dass die in original BD-Qualität digital übertragenen Daten nicht unerlaubt mitgeschnitten und zum Erstellen von Raubkopien verwendet werden können. Der Rechteinhaber, d.h. die Filmindustrie, unterscheidet hier nicht zwischen Auto, Flugzeug oder anderen Netzwerken, wie sie z.B. im Heimbereich zu finden sind. Technisch ist diese Vorgabe bei MOST bereits gelöst. Die Verschlüsselung nach dem DTCP-Verfahren (Digital Transmission Content Protection) wurde bereits von der DTLA (Digital Transmission Licensing Authority) für die Übertragung von Audio- und Video-Signalen über MOST freigegeben. Dieses Verfahren findet auch bei der Übertragung von Audio- und Video-Signalen der BD Anwendung. Es gibt bereits IC-Lösungen, welche die DTCP-Verschlüsselung und -Entschlüsselung fertig integriert zur Verfügung stellen.

Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass der Blu-ray-Standard gleichzeitig zwei HD-Datenströme spezifiziert, und zwar für Picture-in-Picture-Anwendungen (PIP) und künftig für 3D-Movies. Ein weiteres HD-Signal kann hinzukommen, und zwar in Form von BD-J-Objekten. So unterstützt der Blu-ray-Standard auch interaktive Grafikinhalte im HD-Format, die im Extremfall sogar zu einem dritten kompletten HD-Grafikstrom werden können.

Ein weiterer Aspekt liegt darin, an welcher Stelle im System die bis zu drei verschiedenen HD-Video-Ströme zusammengemischt werden. Im Heim-Blu-ray-Player ist der Blu-ray-Controller sowieso enthalten, wird er doch für die Steuerung des Laufwerks benötigt. Der Blu-ray-Controller enthält weiterhin Decoder für alle am Markt gängigen Verfahren, etwa DVD, CD, MP3, DivX oder BD.

In gleicher Weise ist im Auto der BD-Controller im Blu-ray-Laufwerk enthalten. Wollte man die eben beschriebene Methode anwenden, müsste in der RSE-Einheit noch ein zweiter Blu-ray-Chip oder ein entsprechendes Äquivalent eingebaut werden – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Daher kann man sich noch ein anderes Verfahren vorstellen: Dabei erfolgt die Decodierung der auf dem Medium befindlichen Daten direkt beim Laufwerk, so wie bei den Consumer-Geräten auch. Der gesamte Bildinhalt, d.h. Haupt-Video-Strom, ggf. zweiter Video-Strom für PIP und Menüs werden zu einem HD-Bild verarbeitet. Anschließend wird der dann kombinierte Video-Strom wieder komprimiert und verschlüsselt über MOST transportiert, am Display entschlüsselt und dekomprimiert. Dabei wird gleich beim Dekomprimieren die Auflösung des jeweils angeschlossenen Displays entsprechend berücksichtigt. Hierbei entstehen zwar durch die Komprimierung prinzipbedingt gewisse Verluste, diese sind jedoch angesichts der Gegebenheiten im Auto (relativ kleine Bildschirme, reduzierte Dynamik und Farbtiefe) bei einem entsprechend gewählten Komprimierungsverfahren vernachlässigbar.

Keine Bild/Ton-Synchronisierung nötig

Diesem geringfügigen Nachteil stehen eine entsprechend geringere Datenübertragungsrate sowie ein geringerer apparativer Aufwand im RSESystem gegenüber. Der Decoder kann dort, verglichen mit einem vollständigen Blu-ray-Controller, sehr viel weniger aufwendig und damit kostengünstiger sein. Außerdem lassen sich bei diesem Verfahren beliebig viele Displays anschließen.

Neben dem Bild ist natürlich auch der Ton von großer Bedeutung. Insbesondere die Synchronität zwischen Bild und Ton („Lip Sync“) ist extrem wichtig. Bei der Justierung von Ton und Bild zueinander ist die Übertragung über das synchrone MOST-Netzwerk hilfreich, da die Verzögerung zwischen Ton und Bild absolut konstant ist. Das MOST-Netzwerk selbst fügt keine nennenswerte Verzögerung hinzu. Dies hat den Vorteil, dass beim Betrieb mehrerer Displays innerhalb eines Systems keine besonderen Maßnahmen zur Synchronisierung der verschiedenen Bildschirme nötig sind.

H. Schöpp, SMSC, MOST Co. / sj


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