Vernetzter Sicherheitsgurt

Gurtstraffer von ZF bringt Insassen in die richtige Sitzposition

3. August 2023, 12:03 Uhr | Irina Hübner
Die weiterentwickelte Version des aktiven Gurtstraffers von ZF kann Insassen vor einer Notbremsung in eine sichere Sitzposition bringen, selbst wenn ihr Oberkörper einen großen Abstand zur Sitzlehne hat.
© ZF

Guter Insassenschutz beginnt mit der richtigen Sitzposition und dem passend anliegenden Gurt. In den wichtigen Millisekunden vor einem unvermeidlichen Aufprall kann der vernetzte Sicherheitsgurt von ZF seine Wirkung ausspielen, indem er Insassen in die richtige Sitzposition bringt und dort fixiert.

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Seine Informationen bezieht das Gurtsystem von den Sensoren des Fahrzeugs. Wird eine Gefahrensituation detektiert, zieht der Gurt den Insassen in den Sitz. Erst dann erfolgt die pyrotechnische und damit irreversible Straffung. Herzstück des Systems ist der elektromechanische Gurtstraffer ACR8. Dieser kann sogar noch mehr: zum Beispiel Gurtlose aufnehmen, für weniger Spannung und damit mehr Komfort am Gurt sorgen oder durch Vibration am Gurtband den Fahrer alarmieren und so bis zu einer Sekunde Reaktionszeit herausholen.

Idee der Repositionierung

Die beiden Rückhaltesysteme Gurt und Airbag arbeiten als Schutzsysteme quasi »Hand in Hand«: Der Gurt hält den Oberkörper zunächst zurück, gibt ihn aber in den Millisekunden nach dem Crash sukzessive, definiert in Richtung Airbag frei, bis das Luftkissen den Insassen auffängt. Fehlen dem Gurt diese Reserven, zum Beispiel weil der Oberkörper beim Crash bereits zu weit nach vorn geneigt war, kann dies die Verletzungswahrscheinlichkeit erhöhen. Hier setzt die Idee der Repositionierung an.

Die Sekunden vor dem Crash nutzen

Schon beim Anschnallen bringt sich der Gurt aktiv ein und verringert die sogenannte Gurtlose, zieht den Gurt also einmal definiert an, so dass er gut am Insassen anliegt. Detektieren die Fahrzeugsensoren eine gefährliche Fahrsituation, die zu einer starken Bremsung oder gegebenenfalls zu einem Aufprall führen könnte, kann das Gurtsystem diese Zeit zum verbesserten Schutz des Insassen nutzen.

Hierzu ist es nicht nur mit den Sensoren, sondern auch mit dem automatischen Notbremsassistenten vernetzt und zieht den Insassen mit genau dosierter Kraft in die richtige Position und hält ihn dort während des Bremsmanövers. Im Falle eines anschließenden Crashs kann die danach einsetzende pyrotechnische Straffung und das gesamte Rückhaltesystem die ideale Wirkung entfalten und so die Unfallfolgen verringern.

Bis zu 36 Meter zusätzlicher Sicherheitspuffer bei Richtgeschwindigkeit

Ebenso lässt sich das Gurtsystem mit dem ACR8 als haptischer Signalgeber nutzen, beispielsweise zur Warnung oder Informationsvermittlung. Es kann Lenkende bei Müdigkeit »wachrütteln« oder beim Wechsel vom automatisierten zum manuellen Fahren durch hochfrequentes Pulsieren des Gurtbands darauf aufmerksam machen, dass der Fahrer wieder die Kontrolle übernehmen muss.

So kann das Gurtsystem in die Benutzerschnittstelle automatisierter Fahrzeuge eingebunden werden, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu erlangen. In Versuchen hat ZF dabei eine Verkürzung der Reaktionszeit um bis zu eine Sekunde gegenüber optischen oder akustischen Signalen gemessen. Bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn entspricht das einer Strecke von 36 Metern.

Herz des Systems: Der aktive Gurtstraffer ACR8

Herzstück des Schutzsystems ist der weiterentwickelte aktive Gurtstraffer ACR8 (Active Control Retractor), der im Fahrzeug verfügbare Informationen verknüpft und elektromotorisch Gurt einziehen und so gezielt Gurtkraft aufbauen kann. Neben den bereits beschriebenen Funktionen bietet der ACR8 weitere Vorteile für Automobilhersteller.

So ist für die Verwendung des neuen Systems keine gesonderte NCAP-Selbstzertifizierung notwendig. Der ACR8 ist auch als sitzintegrierte Variante erhältlich, in der er statt 82 nur noch 60 mm Einbautiefe benötigt. Damit lässt er sich in alle Autositzarten integrieren, ohne das Design einzuschränken.


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