Die Sercos-Nutzerorganisation Sercos International (SI) hat angekündigt, eine Treiber-Bibliothek für Sercos-III-Master-Implementierungen als Open-Source-Software zur Verfügung zu stellen.
Sercos III ist damit laut SI »das bisher erste und einzige High-Performance-Echtzeit-Ethernet-Protokoll«, das Treiber-Software als Quellcode ohne Lizenzgebühren und Nutzungsbeschränkungen offenlegt. Eine Open-Source-Freigabe gibt es allerdings auch bei Powerlink: Vor etwa einem Jahr hat Sys Tec electronic im Einvernehmen mit der Powerlink-Nutzerorganisation EPSG (Ethernet Powerlink Standardization Group) den Quellcode seines Powerlink-Protokollstacks für Master und Slave freigegeben. Im Gegensatz zum Powerlink-Protokollstack, der unter der Open-Source-Lizenz BSD (Berkeley Software Distribution) steht, gelangt der Sercos-III-Mastertreiber unter die GNU General Public License und damit in die Linux-Welt.
Bei der Offenlegung des Sercos-III-Mastertreibers kooperiert SI mit der Genossenschaft OSADL (Open Source Automation Development Lab), die Open-Source-Software in Maschinenbau und Fabrikautomatisierung fördert und koordiniert. Beide Organisationen sind der jeweils anderen beigetreten.
»Für den Einsatz von Open-Source-Software spricht die Qualität und Stabilität bedingt durch die große Anzahl von Entwicklern und Testern«, erläutert OSADL-Geschäftsführer Dr. Carsten Emde. »Die Fortschritte sind nicht von den Ressourcen eines einzigen Unternehmens abhängig, denn wer die kostenlose Software einsetzt, verpflichtet sich umgekehrt, seine Innovationen offenzulegen und damit anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen.«
Maschinenhersteller sehen einen großen Bedarf an offenen Steuerungsplattformen auf Basis echtzeitfähiger Ethernet-Protokolle. Als Standard setzt sich zunehmend das Open-Source-Betriebssystem Linux durch. Für Hersteller und Anwender ist es daher von Vorteil, wenn der Sercos-III-Mastertreiber Bestandteil von Mainline-Linux wird und unter einer mit Linux kompatiblen Lizenz weitergegeben werden kann. »Mit der Offenlegung der Sercos-III-Masterbibliothek wird es für die Hersteller sehr viel einfacher, einen Sercos-III-Master zu entwickeln und gleichzeitig an zukünftigen Verbesserungen und Erweiterungen der Software zu partizipieren«, verdeutlicht SI-Geschäftsführer Peter Lutz.