„Einfach machen“ heißt das deutsche Motto zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, und auch da geht es darum, Hürden aus dem Weg zu räumen. Das Motto lässt sich nahtlos auf die aktuelle Situation rund um Internet of Things und Industrie 4.0 anwenden. Natürlich sind abgestimmte Standards sinnvoll und wünschenswert, oftmals kamen die Impulse aber auch aus der Industrie und wurden erst sukzessive zu einer Art (Pseudo-)Standard. Ein Bekannter sagte vor einigen Jahren zu mir: »Ein Unternehmer unternimmt etwas. Sonst wäre er ein Unterlasser«, und genau dieses Unterlassen spürt man gerade in vielen Teilen der Industrie. Doch ob nun BeagleCore, M2M oder andere Entwicklungen – es gibt schon heute interessante und bezahlbare Lösungen, um einen Einstieg in die Welt von Industrie 4.0 zu finden. Und vielleicht reden wir in einigen Jahren über diese Lösungen in Form von Standards. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der Industrie.
Raspberry Pi und BeagleBone für die Industrie
Ein Low-Cost-Entwicklerboard ist nur etwas für Hobbyisten. Diesem Vorurteil setzt der Paderborner Spezialist für industrielle Computersysteme Janz Tec AG ein emPC-System auf Basis des Raspberry Pi 2 entgegen. Der emPC-A/RPI basiert auf dem Raspberry Pi 2 Modell B. »Natürlich ist das Projekt vom Preis getrieben«, sagt Christoph Mühlenhoff, Projektmanager bei Janz Tec. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn der weltweite Erfolg von Raspberry Pi ist mehr als nur der Erfolg von Bastlern und Hobbyentwicklern. Das zeigen auch Diskussionen im Netz, die der Frage nachgehen, ob ein Produkt wie der Raspberry Pi überhaupt industrietauglich ist. Langzeitverfügbarkeit, Sicherheit und Stückzahlen sind nur drei Aspekte, die beim Einsatz für industrielle Zwecke relevant werden.
Und dennoch: Das Interesse am emPC-A/RPI von Janz Tec ist hoch. Kaum ein anderes Projekt steht so sehr für den Erfolg des Internet of Things wie das Low-Cost-Entwicklerboard mit der Himbeere im Logo. Standards? Fehlanzeige. Das Erfolgsgeheimnis liegt in Preis, Transparenz und kritischer Masse. Nicht ohne Grund haben die Entwickler des Raspberry Pi Mitte 2014 ein Industriemodul des beliebten Boards auf den Markt gebracht – ein Ansatz, den auch Martin Steger mit beaglecore.com verfolgt. Er hatte Ende 2014 die Idee, die Kernfunktionalitäten des BeagleBone Black auf ein industrietaugliches Auflötmodul zu bringen. Nun steht das Projekt BeagleCore in den Startlöchern und soll ab Juni 2015 über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter gestartet und finanziert werden. »Open Source ist heute mehr als nur Software. Wir glauben, dass die weltweite Vernetzung neue Potenziale birgt«, sagt Steger und hält ein erstes Exemplar des Moduls in den Händen. »Hier entsteht ein völlig neues Marktsegment, das zwischen Embedded Hightech und Hobbyentwicklern angesiedelt ist.« Immer mehr Unternehmen profitieren von Open Source und übernehmen den Transparenzgedanken, der dahinter steht. Das gilt sowohl für die Software als auch für die Hardware. Genau diese Entwicklung kann dabei helfen, Industrie 4.0 schneller auszurollen und damit auch erfolgreich zu machen.