Der Streit um den künftigen Standort der Windenergie-Leitmesse war ein beherrschendes Thema auf der Husum WindEnergy. Auch wenn das Husumer Messegelände bei manch »älterem Hasen« der Windenergie-Branche nostalgische Gefühle wecken mag - die entscheidenden Argumente sprechen für einen Umzug nach Hamburg.
Hallen mit Bierzelt-Ambiente, keine Strukturierung der Messe nach Aussteller-Angebot, zu kleine Konferenzräume, Klagen vieler Aussteller über die Standaufbau-Logistik: Da fragt sich der Erstbesucher unwillkürlich, ob das wirklich eine Weltleitmesse sein kann. Rein von der Aussteller- und Besucherzahl her mag die Sichtweise »Husum WindEnergy gleich Weltleitmesse« zutreffen: 1171 Aussteller und etwa 36.000 Besucher auf der Husum WindEnergy 2012 sind neuer Rekord. Aber der Messestandort ...
Wer mit dem Auto gekommen war und das Verkehrschaos im Messe-Umfeld bewältigt hatte, musste sich, wenn er zwischen den Hallen hin und hergehen wollte, seinen Weg durch drangvolle Enge bahnen. Abgesehen von der fest errichteten Halle 8 verströmten die Hallen nicht nur Bierzelt-Atmosphäre, sondern waren stellenweise auch recht zugig. Und auf der Suche nach einem bestimmten Stand stolperte so mancher Besucher über das unklare Nummerierungs-System: Wenn hier Stand D11 ist und gleich danach E10 und E11 folgen, wo ist dann bitteschön D12?
Die Messe ist über ihren Standort hinausgewachsen
Die Windenergie-Branche hat mittlerweile etwa 25 überwiegend erfolgreiche Jahre hinter sich. Sie ist ihrem anfänglichen Pionier- und Bastler-Charakter längst entwachsen und zu einem ausdifferenzierten, global agierenden Industriezweig herangereift. Als sie diese Entwicklungsstufe noch nicht erreicht hatte, passte der Messestandort Husum wie angegossen zu ihr.
Für die Branche, wie sie sich heute darstellt, ist das Husumer Messegelände aber nicht mehr adäquat, weil es trotz einiger Investitionen (Halle 8, Kongresszentrum) letztlich beim Bastler-Ambiente geblieben ist und aus allen Nähten platzt. Die in Husum auf entschiedene Ablehnung gestoßene Initiative des VDMA für eine Verlagerung der Messe nach Hamburg kommt eigentlich ein paar Jahre zu spät, aber sie eröffnet der Windenergie-Branche eine Chance, die sie sich nicht entgehen lassen sollte: an einen adäquaten und international vorzeigbaren Messestandort mit entsprechender öffentlicher Verkehrsanbindung zu wechseln. Nostalgie ist aus Sicht »alter Hasen« der Branche zwar verständlich, aber fehl am Platz.
Die Mediationsgespräche zwischen den bis dato kooperierenden Messeveranstaltern Hamburg Messe und Congress und Messe Husum & Congress, die zu einem einvernehmlichen Vorgehen führen sollten, sind kurz vor Beginn der Husum WindEnergy fürs Erste gescheitert. Wie es momentan aussieht, wird also der Markt zwischen den beiden Messestandorten in Husum und Hamburg entscheiden (müssen). Bleibt zu hoffen, dass die Beteiligten doch noch eine einvernehmliche Lösung finden - und zwar für den Standort Hamburg mit einer möglichst weitgehenden Beteiligung der Messe Husum & Congress und einem angemessenen wirtschaftlichen Ausgleich für die Region Husum. In diesem Sinne lautet also die Devise für die Windenergie-Leitmesse 2014: Auf nach Hamburg!