Breitband-Powerline-Communication für Smart Grids

Wie die Zählerdaten zu den EVUs kommen

1. Juni 2010, 11:09 Uhr | Heinz Arnold
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Modellprojekt Mannheim: Internet der Energie

Das Projekt »Modellstadt Mannheim« soll dezentrale Energieerzeugung, nachfrageabhängiges Energiemanagement und den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zur Energieeffizienzsteigerung zusammenführen. Ein intelligentes Stromnetz mit vielen dezentralen Energieerzeugern und Tarifen, die sich nach Angebot und Nachfrage richten, sollen in diesem Projekt zu einem Energiemarktplatz weiterentwickelt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat das Projekt Modellstadt Mannheim im Rahmen des Technologiewettbewerbs E-Energy ausgezeichnet, das Bundesumweltministerium fördert es.

Die Energieversorger MVV Energie und DREWAG Stadtwerke Dresden erproben mit 3000 Endkunden in einer Reihe von Feldtests in Mannheim und Dresden die technische Machbarkeit und kundenfreundliche Umsetzung. Zentrales Ziel des Projektes ist die Steigerung der Energieeffizienz durch den Aufbau eines virtuellen Energiemarktplatzes für Energieerzeuger, -verbraucher und -netzbetreiber. Auf dem neuen Energiemarktplatz wird es dem Kunden möglich, Herkunft und Preis seines Stroms zu erkennen und direkten Einfluss darauf zu nehmen. Mit neuen Energiediensten kann der Verbraucher Energie sparen.

Der Kunde erhält beispielsweise einen Plan, wann er welche Maschinen kosteneffektiv betreiben kann. In einem Multisparten-Ansatz (Strom, Gas, Wasser, Fernwärme) werden neue Geschäftsmodelle und Anreizsysteme sowie Wege zu einer stabilen Netzsteuerung untersucht. Der Projektpartner IBM entwickelt die serviceorientierte CORE-Plattform, die es erlaubt, unterschiedliche Teilnehmer auf einfache Art und Weise in die bestehenden Prozesse und damit in die angestrebte Gesamtlösung für einen virtuellen Energiemarktplatz zu integrieren.

Die Kommunikation zwischen den Modellkunden und dem Energiemarktplatz erfolgt über das echtzeitfähige Breitband-Powerline-System des Mannheimer Projektpartners Power Plus Communications. Durch die Nutzung des Stromnetzes zur Datenübertragung entsteht in den Projektstädten ein Internet der Energie. Vision des Projekts ist es, die heutige Trennung der Funktionen zu überwinden. Als Teilnehmer am Marktplatz der Energie soll man Verbraucher oder Erzeuger, Energiehändler oder Verteilnetzbetreiber, Anbieter von Energiespeicherkapazitäten oder von Energiedienstleistungen sowie Messdienstleister sein können – oder auch mehrere Funktionen gleichzeitig wahrnehmen. Zum Beispiel können heutige Kunden zukünftig verstärkt Erzeuger (Producer) und Verbraucher (Customer) sein und damit in der Wortverbindung zum Prosumer werden.

Die Kunden erhalten für ihr Energiemanagement einen so genannten Energiebutler, der von ISET und Papendorf SE weiterentwickelt wird. Die universitären und institutionellen Forschungspartner (Universität Duisburg-Essen, ISET in Kassel, ifeu in Heidelberg und IZES in Saarbrücken) werden im Projektverlauf die neuen Technologien testen, Geschäftsmodelle entwickeln und untersuchen, wie neue Energiedienste für die Kunden aussehen können.

Als eine der größten Herausforderungen sieht Dirk Pohlmann von der MVV Energie AG die Suche nach Standards an. Das viel diskutierte Smart Home habe sich vor allem wegen mangelnder Standards bisher nicht so recht durchsetzen können. Bei SmartMeters besteht dasselbe Problem. Weil nun aber ein großer Markt entsteht, nicht zuletzt wegen der gesetzlichen Vorgaben, wächst der Druck, sich auf Standards zu einigen. Das Smart Home bzw. ein Energie-Management-System im Haus ist aber eine der Voraussetzungen dafür, dass der Energiemarktplatz funktioniert. Der Energie-Butler arbeitet auf Basis des von ISET in Kassel entwickelten Algorithmus BEMI. Dabei handelt es sich um einen Industrierechner mit schaltbarer Steckdose, der die Geräte an- und ausschaltet. Er kann aber auch Tiefkühltruhen ein- und ausschalten und dabei Daten mit einbeziehen, die Sensoren in der Tiefkühltruhe an ihn schicken. Künftig werden die Hersteller von Weißer Ware ihre Geräte mehr und mehr mit solchen Sensoren und Schnittstellen ausstatten, so dass die Steckdose ins Gerät wandert.


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