Bloomberg New Energy Finance veröffentlicht Thesenpapier

Solarstrom oftmals günstiger

31. Mai 2012, 14:21 Uhr | Carola Tesche
Preisentwicklung chinesischer PV-Module auf Basis von kristallinem Silizium pro Watt. BNEF bestätigt die wichtige Rolle der fallenden Modulpreise für die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaik.
© BNEF

Bloomberg New Energy Finance (BNEF, New York) veröffentlichte kürzlich ein Thesenpapier, das die Kosten der PV mit den Kosten der herkömmlichen Energieerzeugung vergleicht. Demnach ist PV in vielen Ländern bereits wettbewerbsfähig.

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Der Bericht »Reconsidering the Economics of Photovoltaic Power« untersucht die Folgen eines Rückgangs der PV-Preise um 75 Prozent in den letzten drei Jahren sowie die angewandten Methoden zum Vergleich von PV mit anderen Technologien. Das Thesenpapier betont die Bedeutung einer angemessenen Bewertung der Kosten, insbesondere hinsichtlich der politischen Entscheidungen zur PV.

Im Fazit der Studie heißt es, dass die Modulpreise in der PV-Industrie seit der zweiten Jahreshälfte 2008 beispiellos gesunken sind. Dennoch seien sich viele Berichterstatter, Politiker, Endkunden und sogar Stromversorger der derzeitigen Wirtschaftlichkeit von Solarstrom nicht bewusst.

Das wichtigste Ergebnis sei, dass die übliche Vorgehensweise zur Bewertung von Stromgestehungskosten bei der PV irreführend sein kann und daher mit Vorsicht angewandt werden sollte. Hier bedarf es detaillierter Interpretation, und verschiedene Faktoren müssen genau betrachtet werden. Außerdem sei der Begriff ‚Netzparität‘, das langfristige Ziel der PV-Industrie, mittlerweile veraltet und insgesamt irreführend.

PV unterbietet die Strompreise für Endkunden

Laut der Studie liegen die Kosten zur Stromerzeugung mit PV in Australien, Dänemark, Deutschland, Hawaii, Italien und Spanien derzeit unter den Endkunden-Strompreisen. Laut den Prognosen wird dies bis 2015 auch auf Brasilien, Kalifornien, Frankreich, Japan und die Türkei zutreffen, selbst wenn die konventionellen Strompreise bis dahin nicht steigen.

BNEF erklärt, der Begriff »Netzparität« sei ein nützliches Modell für Forschung und Entwicklung gewesen, er sei jedoch nicht brauchbar für tatsächliche Entscheidungen in der Energiepolitik da er den Wert der PV für die Stromindustrie im größeren Maßstab nicht berücksichtigt. Der Bericht nennt den Unterschied zwischen der Wettbewerbsfähigkeit mit Stromkosten für Versorger und mit denen für Endverbraucher als einen der verwirrenden Aspekte des Begriffs Netzparität.

Das Thesenpapier fordert, die bislang in der öffentlichen Diskussion verwendeten Stromgestehungskosten zu ersetzen, und zwar durch Methoden zur Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit, die zurückgreifen auf tatsächliche Daten aus Verträgen, Finanzkalkulationen und Ausschreibungen.

BNEF betont, wenn die tatsächlichen Kosten der PV nicht erkannt werden, würde die Technologie als zu kostspielig angesehen, besonders in Verbindung mit hohen Einspeisevergütungen. Dies könne der Produktivität schaden und die Industrie instabil machen.

Hohes Potential in Entwicklungsländern, im Mittleren Osten und in Indien

Laut BNEF haben die Entwicklungsländer ein hohes Potenzial für PV, sowohl mit netzgekoppelten Systemen als auch bei der Stromversorgung ländlicher Regionen ohne Netzanschluss. Im Mittleren Osten können PV-Anlagen die fossilen Brennstoffe als Exportgut ersetzen und in Indien ließe sich auf die Nutzung von Diesel zur Energieerzeugung verzichten.


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