Smart-Home-Beraterinnen erklären branchenübergreifend das intelligente Heim

Smart Home: Ohne das Handwerk läuft gar nichts!

23. Oktober 2012, 17:18 Uhr | Heinz Arnold
Michael Deck, Tiedge: »Das Problem besteht darin, dass die Kunden keine Integratoren kennen!«
© Tiedge GmbH

In der Diskussion um das Smart Home kommt ein wesentlicher Punkt meist gar nicht zur Sprache: Wer installiert das System, wer kennt sich branchenübergreifend aus, was müsste und was kann das Handwerk beitragen?

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»Schlussendlich umsetzen muss das Smart Home das Handwerk, hier fehlt es noch sehr stark an Wissen«, zu diesem Fazit kommt Dr. Siegfried Pongratz, für den Bereich Zentrale Koordination Heimvernetzung und Ambiente Systeme im VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut verantwortlich.

Das kann Klaus Becker von Becker Training & Consulting nur bestätigen: »Die Häuslebauer werden im Regen stehen gelassen, Handwerker und Elektroplaner kennen sich nicht aus.«

Becker nennt das Beispiel eines Hausbesitzers, der mit viel Aufwand sein Haus intelligent gemacht hat. Er wollte auf dem neusten Standsein und hatte offenbar Spaß daran, die Sache auszureizen. Dass etwa die Heizungs- und Klimaanlage eingebunden wurde, war eine Selbstverständlichkeit. Um schlussendlich alles zu installieren und zum Laufen zu bringen, war nicht nur eine Investition von 50.000 Euro erforderlich sondern auch die Hilfe professioneller Programmierer.

Doch es geht auch etwas kleiner: Michael Deck der Tiedge GmbH hat sein Haus ebenfalls intelligent gemacht. Seine Investitionen liegen bei rund 3000 Euro, wobei die Heizung allerdings nicht eingebunden ist. Damit hat er sogar den zweiten Preis in der Kategorie »Bestes Projekt« des SmartHome Deutschland Award 2012 gewonnen.

Michael Deck ist zudem Dozent am Berufs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Heilbronn, Fachbereich Entrepreneurship. Das kommt nicht von ungefähr, denn der umtriebige Wirtschaftsinformatiker ist leidenschaftlicher Unternehmer, er hat die Tiedge GmbH gegründet und ist zusammen mit der Firma Somfy Initiator des Modellprojekts io-smarthome.

Decke ist überzeugt davon, dass das Smart Home gerade für den Mittelstand und für das Handwerk große Chancen bietet: »Das Smart Home wird nur Realität, wenn mittelständische Firmen und vor allem das Handwerk mitarbeiten, denn gerade das Handwerk hat den direkten Zugang zu den Endkunden.« Allerdings musste er auch feststellen, dass das ganze Thema im Handwerk noch gar nicht angekommen ist: »Viele Handwerker stehen dem Thema skeptisch gegenüber, Schulungen werden beispielsweise kaum angenommen.«

Auf den Integrator kommt es an

Dagegen finden immerhin 66 Prozent der deutschen Haushalte mit Online-Anschluss Smart-Home-Konzepte attraktiv – gerade auch, weil sie dabei helfen, Energie zu sparen. 83 Prozent der Kunden verlangten nach seinen Worten ein Angebot aus einer Hand. Was derzeit fehlt, ist nach seinen Worten der Smart-Home-Integrator. »Das Problem besteht darin, dass die Kunden keine Integratoren kennen!«

Dieses Problems hat er sich selber angenommen und er bietet ein System an, das sich auf die Themen Sicherheit, Energieeffizienz und Komfort fokussiert, den SEK-Integrator. Damit beschäftigt er es sich im Moment noch nicht mit den Themen Sicherheit/Notfall und Entertainment, doch trotz dieser Eingrenzung ergibt sich eine riesige Anzahl von Möglichkeiten, unterschiedliche Geräte und Dienstleistungen einzubinden.

Was ist dazu erforderlich? Im komplexen Smart-Home-Ecosystem sieht Michael Deck fünf unterschiedliche Rollen. Erstens muss ein Hardware-Anbieter zur Verfügung stehen, der für die zentrale Smart-Home-Plattform zuständig ist. Tiedge selber arbeitet auf dieser Ebene mit der Firma Somfy zusammen, die die TAHOMA-Box entwickelt hat. Zweitens übernimmt Somfy mit io-homecontrol in diesem Fall auch die Rolle des Software-Anbieters. Drittens müssen die Endgerätehersteller eingebunden werden, die Intelligenz in Türen, Fenster, Heizungen, Sonnenschutz, Kameras und viele weitere Funktionen bringen. Viertens spielen die Smart-Home-Service-Anbieter eine wichtige Rolle, die Applikationen und Dienstleistungen aus den Bereichen Komfort, Energieeffizienz, Sicherheit, Gesundheit/Notfall und Entertainment in ihren Programmen führen.
Und schließlich übernimmt der Integrator die für den Endkunden wichtigste Rolle: Er kooperiert mit den verschiedenen Anbietern und stellt den Kontakt zu den Endkunden her. Der Kunde muss sich um die übrigen Beteiligten also gar nicht kümmern.

Heute sieht es aber zumeist so aus, dass der potenzielle Kunde, der sich dafür interessiert, sein Heim intelligenter, komfortabler, energieeffizienter oder sicherer zu machen, schlicht nicht weiß, an wen er sich wenden soll.


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