In der aktuellen Studie »Energieautarke Kommunen und ‚Bioenergiedörfer’ – 100 Prozent Strom durch Eigenversorgung« prognostiziert trend:research anhand von drei Szenarien die Potenziale und die weitere Entwicklung des Marktes erneuerbarer Energien und dezentraler Erzeugungsanlagen.
Danach produzieren derzeit 81 Bioenergiedörfer mit Windkraft, Photovoltaik und Biogas eine gesamte installierte Elektrische Leistung von 635 MW. 50 Prozent der Energie kommen aus Biogas und Biomasse. Jedoch funktioniert das Konzept nur, wenn ein nennenswerter Anteil der Einwohner teilnimmt und sich an das Nahwärmenetz anschließen lässt. Daher sind die energieautarken Kommunen auf die Teilnahme der Einwohner angewiesen.
Der Vorteil der Eigenversorgung liegt primär in der Unabhängigkeit von konventionellen Energieversorgern und den damit verbundenen Preissteigerungen. Einen Nachteil stellen die zunächst notwendigen hohen Investitionen in Erzeugungsanlagen und Netze dar, die sich erst nach mehreren Jahren amortisieren. Ein Großteil der Bioenergie-Technologien ist gegenwärtig nur bei hoher staatlicher Förderung (beispielsweise durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz) wirtschaftlich rentabel. Die Kommunen profitieren, da die Ausgaben der Haushalte für Energie bei der Selbstversorgung zu einem großen Teil in der Region bleiben.
Örtliche Rahmenbedingungen stellen entscheidende Faktoren dar wenn es darum geht, einen großen Teil des Strom- und Wärmebedarfes durch regenerative Energien selbst zu decken. So bietet sich beispielsweise in landwirtschaftlich geprägten Regionen eine Biogasanlage als zentraler Baustein des Energieversorgungskonzeptes zusätzlich oder alternativ zu Sonnen-, Wasser- oder Windenergie an.
Die Intensität der Versorgung mit eigenerzeugtem Strom aus Erneuerbaren Energien ist dabei sehr unterschiedlich. Das liegt an den landschaftlichen Gegebenheiten und auch an den unterschiedlichen Förderbedingungen. Künftige Novellierungen des EEG werden großen Einfluss auf die Entwicklung energieautarker Kommunen ausüben. Wachstum ist derzeit besonders in Regionen wie Bodensee, nördliches Baden-Württemberg, Hessen, Südniedersachsen sowie Mecklenburg-Vorpommern zu verzeichnen. Zukünftig könnten jedoch Unsicherheiten bezüglich der Wirtschaftlichkeit die Finanzierung von Anlagen für Erneuerbare Energien erschweren.
Marktvolumen steigt um mehr als das Vierfache
Insgesamt ist in den nächsten Jahren mit einer weiteren Steigerung der Anzahl an Bioenergiedörfern und energieautarken Kommunen zu rechnen. Bis 2020 sind es nach dem Referenzszenario insgesamt bis zu 420. Hier wird von einer beschleunigten Entwicklung ausgegangen, ausgelöst durch Vorgaben der Politik zur Umsetzung der Klimaschutzziele. Mitentscheidend für den Ausbau der Bioenergiedörfer ist der Wärmebedarf und die zur Nahwärmenutzung geeignete Gebäudedichte. Deutschlandweit sind ca. 3.000 der etwa 9.300 Gemeinden (kleiner 5.000 Einwohner) geeignet, komplett mit Nahwärme versorgt zu werden.
Die gesamt installierte elektrische Leistung wird sich im Referenzszenario von derzeit rund 660 MWel bis 2020 auf 1.600 MWel steigern. Ein Großteil davon wird auch durch Windenergie und Photovoltaik bereitgestellt. Hauptsächlich liegt dies an der Erweiterung bestehender Windparks, der Neuanschaffung von Windkraftanlagen bzw. dem Zubau von Photovoltaikanlagen bei bereits existierenden Bioenergiedörfern und energieautarken Kommunen. Parallel dazu steigt auch die erzeugte Strommenge von aktuell rund 1.600 GWh/a auf über 5.000 GWh/a in 2020 an.
Zur Berechnung des Gesamtmarktvolumens für Bioenergiedörfer und energieautarke Kommunen wurden die Volumina der verschiedenen Wertschöpfungsstufen, Erlöse aus Stromverkauf und Zuschüssen nach dem EEG sowie Bauleistungen, wie z. B. Infrastruktur (Anlagengebäude, Lagerhallen etc.) und Wärmenetz – die jedoch gerade in Bioenergiedörfern oft in Eigenleistung erbracht werden – zusammengefasst. Im Referenzszenario kommt es im Vergleich zu 2011 zu einem Anstieg des Marktvolumens um mehr als das Vierfache auf rund 2,3 Mrd. Euro.