2010 haben sich 160 Kommunen zum Teil oder vollständig selbst mit Energie versorgt. Zu Beginn dieses Jahres waren es bereits 240 und bis 2020 wird sich ihre Zahl laut trend:research auf 470 nahezu verdoppeln.
Die installierte Leistung erhöht sich bis 2020 von 5000 MW auf voraussichtlich 8000 MW. Die aktuell erstellte Studie »Energieautarke Kommunen und Bioenergiedörfer (2. Auflage)« von trend:research zeigt unter anderem durch welche Einflussfaktoren und in welchem Ausmaß die Entwicklung vorangetrieben wird.
Die im Rahmen der Studie befragten rund 30 Kommunen sehen als wesentliche Treiber für die Umwandlung der kommunalen Energieversorgung die staatliche Förderung (23 %), die Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen (14 %) und die Unterstützung durch die Bevölkerung. Dem gegenüber stehen als Hemmnisse eine fehlende Akzeptanz (18 %), politische Unsicherheiten (bspw. die anstehende EEG-Novelle) sowie Schwierigkeiten bei der Finanzierung und der Planung (je 15 %). Auch die EVU, Anlagenhersteller und -betreiber, Netzbetreiber und Projektierer sehen ähnliche Markttreiber und Hemmnisse.
Die Chancen, die sich aus der Selbstversorgung für Kommunen ergeben, sind vielfältig. Sie stehen jedoch überwiegend in einem wirtschaftlichen Zusammenhang und tragen zur Unabhängigkeit einer Kommune bei. So sieht ein Fünftel der befragten Kommunen Chancen der Selbstversorgung besonders in den dadurch zu erzielenden Einnahmen. Auch die Stärkung der regionalen Wertschöpfung wird als Chance wahrgenommen.
Als größtes Risiko bei der Umstellung der Energieversorgung sieht ein Drittel der Kommunen die Finanzierbarkeit des Projektes. Aus diesem Grund und infolge des fehlenden Know-hows von Seiten der Kommunen müssen geeignete Partner zur Realisierung der angestrebten Selbstversorgung gefunden werden. Trotz dieser Risiken entscheiden sich aktuell viele Kommunen, ihre Energieversorgung umzustellen und sich zukünftig eigenständig mit Strom und Wärme zu versorgen.
Etwa 60 Prozent der befragten Kommunen gaben an, dass sie derzeit Interesse haben, ihr Energiesystem umzustellen. Darunter befinden sich 75 Prozent, die auch schon konkrete Planungen getroffen haben. Im Prozess der Überführung in die Eigenversorgung sind sie dabei unterschiedlich weit vorangeschritten, im Durchschnitt ist er zu 70 Prozent abgeschlossen.
Regionale Differenzen
Die meisten energieautarken Kommunen und Bioenergiedörfer gibt es derzeit in Bayern und Baden-Württemberg (jeweils über 50). Auch in Niedersachen und Hessen haben – mit jeweils knapp 30 – bereits viele Kommunen ihre Energieversorgung grundlegend geändert. Die Gründe für diese regional ungleiche Entwicklung liegen primär in den Förderprogrammen, die auf Landesebene unterschiedlich stark ausgeprägt sind, sowie im Engagement einzelner Akteure.
Betrachtet man die regionale Verteilung jedoch nach der installierten Leistung aus Erneuerbaren Energien-Anlagen in den Kommunen, stellt sich das Bild anders dar: Zwar liegt Nordrhein-Westfalen nach Anzahl der Kommunen nur an fünfter Stelle, verfügt jedoch mit rund 950 MW über die höchste installierte Leistung, dicht gefolgt von Baden-Württemberg mit rund 800 MW. Dieser Trend wird sich auch im Zeitraum bis 2020 fortsetzen: Die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern werden die meisten Kommunen mit Eigenversorgung zu verzeichnen haben – je rund 100 –, bei der installierten Leistung bleiben sie jedoch hinter Nordrhein-Westfalen zurück.