»Mikromorphe Dünnschicht ist zukunftsfähig«

Inventux: Preise fallen, Yield steigt

5. Dezember 2011, 14:30 Uhr | Heinz Arnold
Roland Sillmann, Inventux: »Wir wollen künftig den Wirkungsgrad auf über 12 Prozent bei gleichzeitiger Verdopplung der Abscheideraten steigern. Die Gesamtfördersumme für die Projektpartner von 6,8 Millionen Euro sehen wir als unabhängige Bestätigung der Zukunftsfähigkeit der mikromorphen Technologie.«
© Inventux

Die mikromorphe Dünnschichttechnik lebt. Dass einige Solarfirmen, darunter auch Hersteller von Dünnschichtzellen, bankrott gegangen sind, habe dem Ruf der mikromorphen Technik nicht geschadet, sagt Roland Sillmann, Vorstand Technik von Inventux: »Wir bemühen uns weiterhin, die Herstellkosten unserer Module zu senken.«

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Einige Aufsehen erregende Insolvenzen unter den Herstellern von PV-Zellen haben dazu geführt, dass die Technik insgesamt derzeit mit leichter Skepsis betrachtet wird. Spüren Sie derzeit Gegenwind?

In der Tat häufen sich in den vergangenen Wochen und Monaten die weniger guten Nachrichten aus der Solarbranche. Das ist natürlich alles andere als erfreulich. Die aktuelle Marktsituation und wechselnde unvorhersehbare politische Rahmenbedingungen sind dabei sicherlich zwei Ursachen. Darüber hinaus leiden natürlich alle unter dem Preisdruck.

Wie regiert Inventux auf den Preisdruck?

Ein Motto von uns lautet: Kostenführerschaft durch Technologieführerschaft. Damit ist gemeint, dass die mikromorphe Dünnschichttechnologie wie wir sie anwenden ein weit größeres Kostensenkungspotential hat als beispielsweise die kristalline Technologie. Bereits in der Vergangenheit ist es uns gelungen, die Herstellkosten unserer Module deutlich zu senken. Diesen Weg wollen wir weiter gehen. Neben dem Technologiefokus zeichnet uns zudem eine beachtliche Vertriebsstärke aus. Mit unserem zweistufigen Vertriebsmodell sind wir nah am Kunden und können schnell auf dessen Bedürfnisse eingehen. So sind wir beispielsweise dem Wunsch nach mehr Systemkompetenz gefolgt und haben uns in der Vergangenheit vom reinen Modulhersteller zum Systemanbieter gewandelt.

Und die Investoren sehen das mit großer Gelassenheit genauso?

Unsere Investoren sehen das genau wie wir und stehen zu uns. Zudem besteht auch externes Interesse in uns zu investieren. Damit könnten wir unsere Fertigungskapazitäten sinnvoll erweitern und das Kostensenkungspotenzial weiter ausschöpfen. Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist außerdem die Nachhaltigkeit unserer Module. Wir verwenden weder Schwermetalle noch seltene Erden in der Produktion. Dafür hat die mikromorphe Technologie im Vergleich den kleinsten CO2-Footprint und aufgrund der niedrigen Prozesstemperaturen eine sehr kurze Energierückzahldauer.

Inventux fertigt am Standort in Berlin. Soll die Produktion dort bleiben?

Berlin hat als Standort für ein technologisch orientiertes Unternehmen große Vorteile. Wir sind bestens vernetzt mit den Berliner Universitäten und Forschungsinstituten und haben hier in den letzten Jahren breite Unterstützung von Senat, Bezirk und Verwaltung erfahren. Unsere Produktqualität „Made in Germany“ ist zudem ein entscheidendes Verkaufsargument an dem wir festhalten werden.

Nun arbeiten ja viele Modulproduzenten mit Maschinen der bekannten Hersteller. Gibt es da Spielraum, sich hinsichtlich Qualität und Kostenstruktur zu differenzieren?

Definitiv. Zunächst einmal ist festzuhalten, dass Inventux beim Aufbau der Fertigung bewusst kein Turn-Key-System gewählt hat. Das Automatisierungskonzept sowie alle Prozessschritten im Back End beruhen auf dem sog. Best-in-Class-Modell und wurde von uns selbst entwickelt. So hebt sich beispielsweise das Produktdesign unserer Module durch die patentierten Back Bars an der Modulrückseite deutlich ab. Darüber hinaus beschäftigen wir ein erstklassiges F&E Team, welches kontinuierlich an der Verbesserung unserer Produktionsparameter arbeitet. So konnten wir mit einem Wirkungsgradrekord von 10 Prozent in Serienproduktion sowie Spitzenwerten bei Taktzahlen und Yield unsere Technologieführerschaft untermauern.

Wird Inventux auch weiterhin verhältnismäßig viel Geld in F&E investieren?

Der technologische Fortschritt hat uns in der Vergangenheit und soll uns in der Zukunft weiterhin eine kontinuierliche Senkung der Herstellkosten ermöglich. So starteten wir im Sommer gemeinsam mit unseren Partner PVcomB, NEXT ENERGY und Hüttinger Elektronik ein Forschungsprojekt im Rahmen der vom BMBF und BMU ausgeschriebenen Innovationsallianz Photovoltaik. Ziel des Vorhabens ist die Steigerung des Wirkungsgrades auf über 12 Prozent bei gleichzeitiger Verdopplung der Abscheideraten. Insgesamt wurde den Projektpartnern dabei eine Gesamtfördersumme von 6,8 Millionen Euro für die Laufzeit von drei Jahren zugesprochen. Die Unternehmen haben dabei eine Eigenbeteiligungsquote von mind. 50 Prozent. Inventux übernimmt die Leitung und Koordination des Projektes. Wir sehen diesen Erfolg klar als unabhängige Bestätigung der Zukunftsfähigkeit der mikromorphen Technologie.

Wo sehen Sie für Inventux  die zukünftigen Zielmärkte und -segmente?

Die europäischen Kernmärkte bleiben für uns wichtig – wenn auch nicht mit gleich hohen Zuwächsen wie in der Vergangenheit. Natürlich hängt das auch von den politischen Rahmenbedingungen ab, die ja derzeit wieder heftig diskutiert werden. Darüber hinaus geht der Trend hinzu sonnenreichen und zunehmend förderunabhängigen Regionen wie Nordafrika und Südamerika. Da sehen wir vor allem Potential bei den so genannten Fuel-Savern. Wo heute bereits Strom aus Sonnenenergie billiger produziert werden kann als Treibstoff für die sonst genutzten Generatoren kostet, dort kann sich ein interessanter Markt für die Solarbranche entwickeln. Nicht zu vernachlässigen ist aber auch das Flachdachsegment, in dem wir einen signifikanten Anteil unseres Umsatzes erwirtschaften. Mit der Unterkonstruktion fiXflat, die wir selber entwickelt haben und die kürzlich von Industrieverband pro-k zum Produkt des Jahres 2012 gewählt wurde, rechnen wir auch zukünftig mit viel Potential in diesem Segment.

Die Preise für Module fallen, Überkapazitäten wird es noch einige Zeit geben. Wie sieht die Strategie von invetnux über die nächsten Jahre aus?

Wir erleben derzeit ohne Zweifel einen Umbruch. Um diese turbulenten Zeiten zu überstehen, setzen wir unsere Zukunftsstrategie auf mehrere Pfeiler. Zunächst werden wir unsere bereits begonnene Internationalisierung und Diversifizierung weiter vorantreiben. Wir strecken die Fühler nach neuen Märkten aus und bauen weiterhin auf unsere Systemkompetenz, die klar von unseren Kunden gewollt und gefordert ist. Darüber hinaus werden wir in 2012 mit unserer Projektierungsgesellschaft Inventux Solutions noch stärker auf Großprojekte zur solaren Stromerzeugung setzen. Das bereits angesprochene Segment des Treibstoffersatzes ist ebenso im Fokus und wird von uns weiter vorangetrieben. Mit dieser Kombination aus Technologie, Kostenfokus und Vertriebsstärke sehen wir uns gut gewappnet für die Zukunft.

Stößt Inventux noch auf großen Erklärungsbedarf hinsichtlich der mikromorphen Dünnschichttechnik?

Das kommt ganz auf das Land an. In den europäischen Kernmärkten ist unsere Technologie mittlerweile bekannt. In neuen Märkten ist das natürlich etwas anderes. Dort beschäftigen sich die Akteure noch längst nicht so lange mit Photovoltaik wie wir das gewöhnt sind. So müssen alle Vertreter der moderneren Technologien erst einmal Basisaufklärung leisten, da ist die mikromorphe Technologie kein Spezialfall.


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