Aktuelle Zahlen zur Nutzung der Tiefen Geothermie

Gute Wachstumsaussichten für die Geothermie in Bayern

28. Juni 2012, 16:08 Uhr | Carola Tesche
Nord-Süd-Schnitt durch das Voralpenland
© SWM - Stadtwerke München

Eine Erhebung des GtV-Bundesverbandes Geothermie hat aktuelle Zahlen zur Nutzung der Tiefen Geothermie im bayerischen Molassebecken erbracht. Die Daten geben sowohl eine Zwischenbilanz als auch einen Ausblick auf die weitere Entwicklung.

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Demnach ist die Geothermie nicht nur zu einem wichtigen Bestandteil der bayerischen Energiepolitik geworden, sondern auch zu einem Wirtschaftsfaktor des Bundeslandes herangewachsen.

Aktuell sind in Bayern zwölf Anlagen zur Nutzung der Tiefen Geothermie für die Fernwärmebereitstellung beziehungsweise zur Erzeugung von Strom in Betrieb. Kumuliert verfügen sie bereits über 76 Betriebsjahre - die ältesten Geothermieheizwerke Erding und Straubing laufen seit 1998 beziehungsweise 1999.

In Summe verfügt Bayern damit über eine installierte geothermische Wärmeleistung von ca. 130 MW und eine elektrische Leistung von ca. 3 MW. Im Jahr 2011 haben die Anlagen rund 350 GWh Wärme bereitgestellt – eine Menge, die 25.000 Dreipersonenhaushalte mit Heizenergie versorgen kann. »Das entspricht fast einer 75.000-Einwohner-Stadt. Zudem hat die geothermisch erzeugte Wärme in Bayern im Vergleich zu konventionellen Erdgasheizungen ca. 90.000 t CO2 eingespart«, sagt Dr. Christian Pletl, Mitglied der Fachsektion Tiefe Geothermie des GtV-Bundesverbandes Geothermie.

Die große Zahl tiefer Geothermie-Projekte im bayerischen Molassebecken ist auf die dort günstigen geologischen Rahmenbedingungen zurückzuführen. Die Kalksteinschicht des Malm führt Thermalwasser, das im Bereich von München in mehr als 2000 m tiefe Temperaturen von bis zu 100 °C erreicht und sich mit hohen Fließraten an die Oberfläche fördern lässt. Daher gilt das Molassebecken als bedeutendstes Reservoir geothermischer Energie in Mitteleuropa.

Das Gesamtpotenzial der geothermischen Nutzung aus dem Malm wird im bayerischen Energiekonzept »Bayern Innovativ« mit 1800 MW für die Wärme und mit 300 MW für Strom angegeben. Theoretisch ließe sich gemäß dem Bayerischen Wirtschaftsministerium mit dem geothermischen Potenzial des Erdinneren der Großraum München komplett mit Wärme versorgen.

Die Geothermiebranche betrachtet die Region des bayerischen Molassebeckens auch als »Erfolgsregion der Tiefen Geothermie in Mitteleuropa«. Und dabei ist die Tiefe Geothermie in den vergangenen 10 Jahren nicht nur zu einem wichtigen Bestandteil bayerischer Energiepolitik, sondern auch zu einem Wirtschaftsfaktor des Bundeslandes geworden. »Allein in die bestehenden Projekte wurden bis heute ca. 450 Mio. Euro investiert und die Vorhaben generieren einen Umsatz von über 30 Mio. Euro pro Jahr«, sagt Pletl, »hinzu kommt, dass sich durch den Einsatz der Geothermie der bayerische Gasbezug aus dem Ausland rechnerisch um ca. 9 Mio. Euro pro Jahr reduziert.«

In den nächsten Jahren wollen die bayerischen Projekte der Tiefen Geothermie durch Maßnahmen des Netzausbaus, Erweiterungen sowie Anlagen- und Betriebsoptimierungen ihren Absatz und die Wärmeproduktion signifikant um über 20 Prozent erhöhen. Darüber hinaus werden zahlreiche weitere Anlagen realisiert. Bei fünf Projekten sind die Bohrungen bereits fertiggestellt und die Anlagen sollen spätestens 2013 in Betrieb gehen.

Für fünf weitere Projekte finden derzeit Bohrungen beziehungsweise der Bau der Bohrplätze oder Heizwerke statt. Durch diese zehn neuen Anlagen wird sich die installierte Wärmeleistung Bayerns erneut verdoppeln und die Stromproduktion sogar mehr als verzehnfachen. Die Erzeugung elektrischer Energie wird dann in der CO2-Einsparung einen ebenso großen Beitrag leisten wie die Wärmeproduktion.


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