Energieunion

Europas energetische Zukunft?

27. Juli 2015, 14:25 Uhr | Hagen Lang
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Der Weg zur Energieunion

Welche Schritte müssen noch erfolgen? Wo liegen eventuelle Probleme?

Das größte Problem ist, dass bestehende EU-Vorgaben zu Energieeffizienz, den erneuerbaren Energien und CO2-Reduzierung nicht durchgängig umgesetzt werden –ebenso wie die Vorgaben zur Integration der Strom- und Gasmärkte.

Als problematisch dürften sich auch die unterschiedlichen Strommarktmodelle der einzelnen Mitgliedsstaaten erweisen – Frankreich setzt hier im Gegensatz zu Deutschland beispielweise auf einen Kapazitätsmarkt. Bei uns hingegen wird der Strompreis frei am Markt ermittelt. Klar ist: Langfristig kann die Energiewende in Deutschland und Frankreich nur Erfolg haben, wenn gemeinsame Potentiale erkannt und im Rahmen eines europäischen Strommarktes realisiert werden.

Dann muss auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der heute national ausgerichteten Politik bei Erneuerbaren gestellt werden. Warum fördern wir in Deutschland mit 900 kWh pro Jahr und installierter Leistung die Photovoltaik immens, wenn in Südfrankreich bei gleicher Leistung 1500 kWh herauskommen?

Wie könnte eine europäische Energieunion konkret aussehen? Welche Mechanismen wären hier wichtig?

Die EU-Kommission und das EU-Parlament sollten diese Themen vorantreiben. Es liegt ein entsprechendes Arbeitsprogramm für die Energieunion vor. Deutschland tut gut daran, die europäischen Mechanismen mitzuprägen, sie dann aber auch umzusetzen. Der Emissionshandels-Mechanismus ist ein gutes Beispiel, auch wenn er verbessert werden muss. Ähnlich müssen die EU-Arbeiten an einem gemeinsamen Strommarktmodell vorangetrieben werden, um Schieflagen in einzelnen Märkten zu reduzieren.

Welche Rolle würde der Wärmesektor spielen? Wie kann er integriert werden?

Momentan sind Wärme- und Stromsektor kaum miteinander verzahnt. Durch die massiven Schwankungen und Überschüsse der Stromerzeugung aus Windanlagen und Photovoltaik werden Wärmespeicher wichtig. Power-to-Heat kann eine Möglichkeit sein, die Überproduktion an Solar- und Windstrom in Deutschland in Wärme zu verwandeln, statt die Strompreise in anderen Ländern durch den Export zu drücken. Noch stehen dem kommerziellen Durchbruch von Power-to-Heat regulatorische Hürden im Weg.

Welche Schwierigkeiten sehen Sie auf dem Weg zu einer Energieunion?

Diese liegen vor allem in der konsequenten Umsetzung der EU-Klima- und Energieziele in den Mitgliedsländern. Der EU „Fahrplan zu Energieunion“ enthält deshalb eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Umsetzung bestehender Vorgaben zu prüfen und zu beschleunigen. Er beschäftigt sich ausführlich mit der Entwicklung der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050.

Wie hoch schätzen sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass in naher Zukunft eine Energieunion geschaffen wird? – wagen Sie eine Prognose.

Der Erfolg wird hier wie immer abhängig davon sein, ob und inwieweit die Mitgliedsländer die bestehenden EU-Vorgaben umsetzen. Man sollte sich auf die Kernthemen fokussieren. Hier steht das europäische Strommarktmodell im Vordergrund. Auch wenn dieses ein „dickes Brett“ ist, stehen die Chancen für eine Lösung nicht so schlecht wie man vermuten möchte.

 


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