Für 59 Millionen Euro Cash hat Advanced Energy (AE) Refusol, Deutschlands drittgrößten Solarinverter-Hersteller, übernommen.
Weil die Amerikaner auch aufgelaufene Verbindlichkeiten in Höhe von 9 Millionen Euro übernehmen sowie 1,8 Millionen Euro aus dem Nettoumlaufvermögen erstatten, summiert sich der Kaufpreis für Refusol im ersten Schritt auf rund 70 Mio. Euro.
Wie Garry Rogerson, CEO von Advanced Energy erläuterte, könnte der Kaufpreis noch höher ausfallen, wenn AE 12 Monate nach der Übernahme von Refusol ein EBITDA von 46 Mio. Dollar erreicht. In diesem Fall erhöht sich der Kaufpreis um 2 Mio. Euro. Bei jeder weiteren Million Dollar EBITDA steigt der Kaufpreis um weiter 2 Mio. Euro. Ein Deckel bei 50 Mio. EBITDA verhindert jedoch, dass der Kaufpreis sich nachträglich um mehr als 10 Mio. Euro erhöht. Der anfallende Mehrpreis ist jeweils zur Hält in Cash und Aktien zu zahlen. In Summe könnte der Verkauf von Refusol der Prettl-Gruppe also rund 80 Mio. Euro bringen.
Ins Visier der Amerikaner geraten war der Senkrechtstarter der deutschen Solarinverter-Branche durch zwei Auffälligkeiten: Seine Technologie und sein Vertriebsnetz. So setzt AE nach den Worten von Rogerson große Erwartungen in das 3-Phasen Stringwechselrichter-Portfolio von Refusol. Dieses Produktsegment hatte im letzten Markt den europäischen Markt getrieben und das Marktforschungsinstitut AEIS erwartet für die USA allein in diesem Jahr für dieses Produktsegment ein Umsatzvolumen von 235 Mio. Dollar.
AE, das sich neben Solarwechselrichtern in einem zweiten Unternehmensbereich mit Dünnschichttechnologie beschäftigt, war bislang ausschließlich im Produktsegment großer Solarinverter-Lösungen für den Utility- und Commercial-Bereich tätig, und das ausschließlich in den USA. So reicht das Leistungsspektrum der Unternehmensprodukte derzeit von 35 bis 333 kW. Aktuell wird mit dem Fertigungspartner SGEG in China ein Zentralwechselrichter mit 500 kW entwickelt. Mit Leistungen von 8 bis 24 kW passen die Refusol-Geräte für Anwendungen im Commercial-Bereich.
»Aus unserer Sicht bietet die Übernahme von Refusol einen perfekten Fit sowohl im Hinblick auf unser Produktspektrum, als auch unsere Absatzmärkte«, freut sich Rogerson, »es gibt wenn überhaupt nur minimale Überlappungen«. Erleichtert hat die Übernahme auch die Tatsache, dass Refusol über keine eigenen Fertigungsstätten verfügt. In den Augen des AE-CEOs, ist dieses Fabless-Konzept der Schlüssel zum Erfolg im Solarinverter-Geschäft: »Wir können uns drauf konzentrieren in R&D und das Wachstums unseres Unternehmens zu investieren, statt in Fertigungskapazitäten«.
Das Fabless-Konzept ermöglicht für Rogerson auch eine sehr schnelle Integration von Refusol in AE. Sie soll binnen sechs Monaten abgeschlossen sein. Dabei werden Synergieeffekte wie die Integration des AE Büros in Deutschland in den Refusol Standort Metzingen und umgekehrt die Integration der Refusol-Niederlassung in den USA in die AE Struktur genutzt.
Mit der Übernahme von Refusol erschließen sich die Amerikaner auch einen etablierten Zugang zu den wichtigsten Boommärkten des Solarinvertergeschäfts. Dazu zählen für Rogerson neben Indien, Japan, Korea und China auch der mediterane Raum mit einem aktuellen Schwerpunkt in der Türkei sowie der sich entwickelnde Solarmarkt in Osteuropa. Besonders Interesse scheint AE jedoch am Zugang zum indischen Markt zu haben. Refusol ist dort seit 2010 nicht nur mit einem Vertriebsteam präsent, sondern unterhält dort auch ein Design Center.
»Wir haben mit Refusol ein profitables Unternehmen übernommen, das bereits im laufenden Geschäftsjahr zu unserer Umsatzentwicklung beitragen wird«, versichert der AE-Chef, »wir gehen von einem Wachstum von über 20 Prozent aus und einem Umsatz von über 400 Millionen Dollar im Solarinverterbereich«. Treten diese Erwartungen ein, wird AE 2014 einen Gesamtumsatz von wenigsten 680 Mio. Dollar erzielen, im günstigsten Fall liegen die Erwartungen bei 750 Mio. Dollar. Der Anteil des Solarinverter-Geschäfts wird sich nach dieser Prognose im nächsten Jahr zwischen 400 und 430 Mio. Dollar bewegen.
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte von Refusol im Jahr 2004, als die bis dahin vor allem als Tier 2 im Automotive-Bereich tätige Prettl-Gruppe die Refu-Elektronik in Metzingen übernahm. Basierend auf 45 Jahren Leistungselektronik-Know-how, entwickelte man anschließend Solarinterver und stieg 2007 in diesen Boom-Markt ein. Im Jahr 2010 erfolgte dann die Ausgründung der Photovoltaiksparte unter dem Namen Refusol. Das Unternehmen konzentrierte sich auf Entwicklung und Vertrieb der Solarinverter, gefertigt wurden die Produkte nicht in eigenen Fertigungsstätten, sondern in Werken der Prettl-Gruppe. Mit etwa 165 Mitarbeitern lieferte Refusol im Jahr 2011 rund 55.000 Solarinverter (aus und erzielte einen Umsatz von 170 Mio. Euro.