ABB kauft den Stromversorgungshersteller und Spezialisten für Solarwechselrichter, Power-One, für rund 1 Mrd. Dollar. ABB wird damit zum größten Wettbewerber für den bisherigen Branchenführer SMA.
»Die Photovoltaik macht rapide Fortschritte, Netzparität zu erreichen und hat somit das Potential, den Energiemix der Zukunft mitzuprägen«, begründet Joe Hogan, Vorsitzender der Konzernleitung von ABB die Übernahme, »der Zusammenschluss von ABB und Power-One entspricht unserer 2015 Strategie und würde einen starken globalen Anbieter schaffen, der erfolgreich im Wettbewerb bestehen und Mehrwert für Kunden, Mitarbeitende und Aktionäre schaffen kann.«
»Gemeinsam können wir die wachsende weltweite Nachfrage nach innovativen Lösungen für erneuerbare Energien besser befriedigen und zu einem weltweit führenden Anbieter avancieren. Ich glaube, dass ABB der richtige Partner ist und dass dies der ideale Zeitpunkt ist, um unsere Kräfte zu bündeln«, erklärt Richard J. Thompson, CEO von Power-One.
Den Kaufpreis von 1 Mrd. Dollar, der das Barvermögen von Power-One in Höhe von 266 Mio. Dollar einschließt, wird ABB in Form von 6,35 Dollar in bar für eine Aktie von Power-One bezahlen und die Transaktion aus eigenen Mitteln finanzieren. Die Nachricht von der weiteren Konsolidierung auf dem Markt für PV-Wechselrichter ließ am Tag der Bekanntgabe des Deals den Kurs der Aktie des deutschen Wechselrichterherstellers SMA nach oben steigen.
Power-One ist der weltweit zweitgrößte Hersteller von PV-Wechselrichtern. 2012 erwirtschaftete das Unternehmen ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 120 Mio. Dollar bei einem Umsatz von rund USD 1 Milliarde. Etwa Dreiviertel seines Gesamtumsatzes erzielt das Unternehmen im Solarinvertergeschäft, der Rest entfällt auf das angestammte Stromversorgungsgeschäft. Im Januar hatte das Unternehmen für das vierte Quartal 2012 einen Verlust ausgewiesen und rechnet mit einem Umsatz im ersten Quartal 2013 von 175 bis 200 Mio. Dollar.
Power-One blickt auf eine über 40-jährige Geschichte als führender Hersteller hocheffizienter und sehr kompakter Stromversorgungslösungen zurück. Ursprünglich vor allem auf Power-Lösungen für Tele- und Datenkommunikationslösungen fokussiert, erschloss sich das Unternehmen mit der Übernahme des Schweizer Stromversorgungsherstellers Melcher im Jahr 1997 neben dem Industrie- und Bahnmarkt auch den Vertriebszugang auf den europäischen Markt.
Nachdem Power-One im Zuge der Dotcom-Blase verschiedene Akquisitionen getätigt, und die Milliarden-Dollar-Umsatzschwelle ins Visier genommen hatte, brach der Umsatz nach 2001 deutlich ein und das Unternehmen trennte sich wieder Schritt für Schritt von einigen Akquisitionen.
Im Jahr 2007 dann stieg Power-One in den Solarinvertermarkt ein. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das Unternehmen ausgehend von einem Weltmarktanteil von 3 Prozent im Jahr 2008 zur unangefochtenen Nummer 2 hinter dem Branchenführer SMA. Mitte März dieses Jahres überschritt das Unternehmen die 1-Millionen-Marke verkaufter Solar-Wechselrichter. Die weltweit installierte Gesamtkapazität der Solarwechselrichter von Power-One liegt inzwischen bei über 10 GW.
Power-Ones Solarwechselrichter gelten als zuverlässig, langlebig und effizient. Power-One verzichtet weitgehend auf den Einsatz von Elektrolyt-Kondensatoren, was die Langlebigkeit der Solarinverter deutlich erhöht. Den rasanten Aufstieg als Solarwechselricher-Hersteller führten Analysten, neben der technischen Innovationsstärke des Unternehmens - so war Power-One etwa das erste Unternehmen, das einen Drehstromwechselrichter entwickelte und anbot - vor allem darauf zurück, dass die Produktionskosten von Power-One deutlich niedriger waren als etwa bei SMA. Im Raum standen dabei Zahlen von 30 Prozent. Power-One war daher in der Lage, seine Produkte deutlich kostengünstiger als etwa SMA anzubieten.
Power-One beschäftigt rund 3,300 Mitarbeiter, hauptsächlich in China, Italien, den USA und in der Slowakei. Etwa 400 Mitarbeiter arbeiten im Bereich der Entwicklung.
Mit dem Kauf von Power-One dürfte ABB, dessen eigenes Solarinverter-Geschäft in diesem Jahr voraussichtlich ein Umsatzvolumen von 100 Mio. Dollar erreichen wird, beste Chancen haben, den bisherigen Branchenprimus SMA kurz- oder mittelfristig abzulösen.
Laut der Internationalen Energie Agentur ist im Solarinvertergeschäft bis 2021 mit jährlichen Zuwachsraten von über 10 Prozent zu rechen. Getrieben wird dieses Wachstum vor allem von drei Faktoren: Dem steigenden Energiebedarf in Schwellenländern, steigenden Strompreisen und den kontinuierlich sinkenden Investitionskosten im Bereich der Photovoltaik.