Wie sieht der Zeitplan des Mandats aus?
Ende des Jahres 2010 wird wohl ein einheitlicher EU-Standard für die Kommunikation von Smart-Metering-Systemen vorgelegt werden. Außerdem sieht der Arbeitsplan einen »gemeinsamen Fortschrittsbericht« vor und innerhalb von 30 Monaten nach Annahme des Auftrags im Sommer letzten Jahres soll die Festlegung von harmonisierten Systemen für zusätzliche Funktionen der intelligenten Zähler erledigt sein. Bei der Realisierung – so die Vorgabe aus Brüssel – wird nach Möglichkeit bestehenden Standards und Verfahren der Vorzug vor möglichen Neuentwicklungen gegeben – denn das geht schneller und ist kostengünstiger. Dabei ist sich die EU-Kommission darüber im Klaren, dass sich die Smart-Metering-Lösungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten auch in Zukunft voneinander unterscheiden werden.
Wieso?
Dies liegt an nationalen Gesetzen und Richtlinien sowie den existierenden Prozessen zwischen den Marktteilnehmern. Die Mitgliedsstaaten können in einem europaweit harmonisierten Rahmen ihre eigenen Anforderungen spezifizieren, unter Beachtung ihrer nationalen Gesetzgebung und spezifischer lokaler Anliegen, wie Datensicherheit oder Verbraucherschutz. Wir wollen also keinen Einheitsbrei bei den Lösungen, sondern einen verbindlichen Rechtsrahmen für alle Mitspieler. Die Standardisierung der Kommunikation bedeutet nicht, dass Zähler, Endgeräte oder Softwaresysteme selbst definiert werden, sondern es geht um die interoperable Gestaltung von Schnittstellen, Nachrichten und Workflows. Dazu trägt insbesondere die Vereinheitlichung der Datenprotokolle bei.
Wie wird die Arbeit praktisch organisiert?
Zur Bearbeitung des Mandats haben die drei europäischen Normungsgremien ETSI, CENELEC und CEN zusammen mit den Repräsentanten der Herstellerverbände Aqua und Fagogaz sowie der europäischen Vereinigung für Messwesen (WELMEC) die Arbeitsgruppe »Smart Metering Coordination Group« (SM-CG) gegründet. Eingeladen wurde dazu auch das von der EU geförderte Forschungsprojekt OPENmeter (Open and Public Extended Network), in dem Hersteller und Energieversorger aus verschiedenen europäischen Ländern zusammenarbeiten. Zwei Ad-Hoc-Arbeitsgruppen erarbeiten im Rahmen von M/441 jeweils konkret die Vorlagen der Standards für die unterschiedlichen Teile – die Kommunikationsprotokolle und die Zusatzfunktionen. Beide Gruppen konzentrieren sich auf die Bedürfnisse privater Haushalte und den Sektor der kleinen und mittleren Unternehmen, da es für das obere Segment der Sondervertragskunden bereits funktionsfähige Lösungen am Markt gibt. An der Diskussion sind alle Interessenvertreter auf europäischer Ebene beteiligt, insgesamt rund 20 Verbände. Diese müssen sich jeweils mit ihren Mitgliedsorganisationen in den 27 EU-Ländern abstimmen. Liegen Entwürfe vor, kommen so oft zu jedem Satz 70 bis 80 Änderungswünsche zusammen. Aber am Schluss gab es bisher immer eine Konsensmeinung. Zwar ist das Gesamtergebnis noch offen, doch es wird diesmal nicht so sein, dass die vielen Köche in Europa den Brei verderben.