Die Digitalisierung der Haushalte schreitet voran. Doch welche Unternehmen werden sich im Smart-Home-Markt durchsetzen? Michael Mücke von Mücke, Sturm & Company wagt einen Ausblick auf die Gewinner der Entwicklung: »Ein funktionierendes Partner-Management wird eines der entscheidenden Kriterien für den Erfolg im Smart-Home-Markt sein.«
Die Vernetzung wird in die Haushalte Einzug halten. Alle Geräte, die mit Strom arbeiten und an einer Stromversorgung hängen, werden vernetzbar sein. Was vernetzbar ist, wird über das Internet gesteuert werden. Das betrifft auch solche Geräte und Vorrichtungen, an die die meisten Konsumenten im Moment noch gar nicht denken, wenn von Smart Home die Rede ist.
Und doch ist die Entwicklung in Richtung Digitalisierung und damit Smart Home in vollem Gange: Hersteller von Armaturen beispielsweise bieten bereits interessante Neuerungen an. In der Dusche geht es nicht mehr nur darum, über die Armaturen das heiße und kalte Wasser im gewünschten Verhältnis zu mischen. Einige Hersteller bauen bereits LEDs ein, die den Duschenden mit Lichteffekten verwöhnen, gleichzeitig ertönt seine Lieblingsmusik. Die Dusche als Keimzelle für das Smart Home? Zumindest wird die – heute als Luxus geltende – »digitale« Dusche im Smart Home vernetzt sein. Die Armaturenhersteller entwickeln jedenfalls schon eifrig in diese Richtung.
Ein weiteres Beispiel: die Digitalisierung von Türschlössern. Nun sind elektronische Zugangssysteme nichts Neues, auch nicht im Privathaushalt, aber auf breiter Front durchgesetzt hat sich die Idee – in Verbindung mit herkömmlichen Türschlössern – noch nicht. Ein solches System ins Smart Home zu integrieren, liegt – anders als auf den ersten Blick das Duschen – durchaus nahe. Denn die Erhöhung der Sicherheit ist ein Aspekt, den die potenziellen Kunden vom Smart Home erwarten. Und gerade rund um den Sicherheitsbereich tut sich im Moment sehr viel. Es entstehen neue Firmen, die sich ein Stück vom Kuchen am neuen Markt für digitale Haushaltssysteme sichern wollen.
Das gilt auch für weitere Marktsektoren, beispielsweise die Heizungssteuerung. In den USA hat die Firma Nest mit ihren Thermostaten für Furore gesorgt und gilt als erfolgreicher Start-up (auch weil die Gründer ehemalige Apple-Mitarbeiter sind, was ja auch schon einiges aussagt) und auch in Deutschland gibt es Beispiele, etwa die Münchner Tado. Den etablierten Firmen, die sich bisher um Haushaltsinstallationen gekümmert haben, entsteht also ein lebendiger Wettbewerb.
Die Hersteller von großen Haushaltsgeräten wie Herden, Waschmaschinen, Wäschetrocknern, Tiefkühltruhen und Kühlschränken sind schon länger auf die Digitalisierung aufmerksam geworden und arbeiten an ins Internet eingebundenen Geräten. Die Motivation speist sich aus zwei Quellen: Einmal wollen sie ihre eigene Organisation und den Kundendienst effektiver gestalten: Ans Internet angebundene Geräte lassen sich aus der Ferne diagnostizieren und warten. Falls etwas ausfällt, weiß der Monteur schon vorher, welche Ersatzteile er mitbringen muss, um nur ein Beispiel für Effektivitätssteigerungen zu nennen. Ein weiterer für die Zukunft sicher entscheidender Punkt ist es, die Geräte aus der Ferne updaten zu können.
Die zweite Motivationsquelle liegt darin, dass der Nutzer die Geräte über das Internet aus der Ferne steuern kann und sich die Geräte künftig auch ins Smart Home einbinden lassen. So kann er die Geräte an Tageszeiten mit günstigen Strompreisen laufen lassen und Energie sparen.
Der kurze Streifzug durchs digitale Heim zeigt bereits: Der Markt ist riesig und es tummelt sich eine große Zahl von Herstellern in den unterschiedlichsten Sektoren. »Es gibt viele Innovationen, der Markt entwickelt sich dynamisch«, sagt Michael Mücke.
Kein Wunder, dass sich bereits Aggregatoren etabliert haben, die Systeme auf Basis eigener Techniken anbieten, teilweise aber auch Drittfirmen mit einbinden wollen. Es gibt den Ansatz der geschlossenen und der offenen Systeme. Die Aggregatoren wollen dafür sorgen, dass die unterschiedlichen Geräte im Smart Home zusammen arbeiten - keine leichte Aufgabe, denn es gibt neben zahlreichen proprietären Systemen eine Vielzahl von unterschiedlichen Kommunikationstechniken, Standards und De-facto-Standards. Und die Geräte müssen sich quer über die bisher so sorgsam gehüteten Gewerkegrenzen hinweg verstehen. Das heißt: künftig müssen sich auch die Handwerker und Installateure ganz unterschiedlicher Provenienzen auf der Baustelle die Hand reichen.
Es brodelt also im neu entstehenden Markt. Und was dabei überraschen dürfte: »Die Konsolidierung findet bereits statt«, wie Michael Mücke erklärt. »Der Markt ist jetzt schon von einer hohen Dynamik geprägt, er wandelt sich ständig und es wird interessant sein zu sehen, welche Firmen schlussendlich erfolgreich Marktanteile erobern können.«