Hohe Verfügbarkeit, sinkende Zellpreise

Deutsche Batterie- und Akku-Branche: stark ins Jahr 2014

28. Oktober 2013, 14:08 Uhr | Engelbert Hopf

Immer mehr Geräte in der Industrie, in der Consumer-Branche oder auch in Anwendungen wie der Medizin kommen ohne Stromkabel aus, Batterie- und Akku-Lösungen sorgen für ihre Power-Versorgung. Ein Trend, welcher der deutschen Batterie- und Akku-Branche auch 2013 zweistellige Zuwachsraten bescherte und der sich 2014 aller Voraussicht nach nicht abschwächen wird.

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Wer sich als Anwender derzeit für die Realisierung batteriebetriebener Gerätelösungen interessiert, kann sich freuen: Die Versorgungslage auf dem deutschen Markt ist nach Angaben von Herstellern und Konfektionären sehr gut. Anders ausgedrückt: Die zur Verfügung stehenden Produktionskapazitäten, die sich ja vor allem in Asien befinden, sind derzeit vor dem Hintergrund einer nicht so hohen Nachfrage in Asien nicht ausgelastet. Das schlägt sich nach Angaben von Jan Hetzel, Application Engineer bei VRI Batterie-Technik, »auch in Preisreduktionen seitens der Zell-Hersteller nieder«.

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Zitate aus der Branche

Holger Schuh, Saft
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Oliver Sonnemann, Panasonic
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Sven Bauer, Geschäftsführer des BMZ: „Virginia Beach ist Stützpunkt vieler internationaler Unternehmen, darunter auch einige europäische BMZ-Kunden, mit denen wir unsere internationale Zusammenarbeit jetzt noch weiter intensivieren können.“
© BMZ

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In der durchaus heterogenen Welt der Batterie- und Akku-Lösungen gibt es aber auch gegenläufige Beispiele. So berichtet Dr. Jürgen Heydecke, Managing Director von Batteries and Power Solutions, von steigenden Mindestabnahmezahlen einiger Hersteller und verweist als Grund auf die gute Auslastung dieser Hersteller. Schwierig dürfte es auch sein, wenn jemand für seine Lösung unbedingt eine 18650B von Panasonic benötigt. Tesla nimmt für sein »Model S« enorme Mengen dieser Akkus ab. Josef Pfeil von Dynamis Batterien weist deshalb darauf hin, dass sich dadurch verursachte Lieferzeiten von fünf bis acht Monaten auch durch riesige Sicherheitslager kaum auffangen ließen.

Dafür, dass manchmal auch die weltweit größten Fertigungskapazitäten noch nicht genügen, ist derzeit Varta Microbattery ein gutes Beispiel. Herbert Schein, der CEO des Unternehmens, rechnet auch für die Zukunft mit Wachstumsraten im Bereich der Hörgeräte von 5 bis 7 Prozent. Um diese Zusatzbedarfe auch in Zukunft abdecken zu können, wird die weltweit größte Hörgerätebatteriefabrik in Ellwangen derzeit um eine zusätzliche Fertigungslinie erweitert. Ausgebaut wird in Ellwangen auch die Produktion von Lithium-Primärzellen. Für die nächsten Jahre sieht Schein vor allem im Metering-Bereich zweistellige Wachstumsmöglichkeiten, dasselbe gilt für die Energiezwischenspeicherung.

Akkupack als Kommunikator

Den Grund für das sehr dynamische Wachstum der deutschen Batterie- und Akku-Branche sieht Thilo Hack, Bereichsleiter Industrie bei Ansmann, vor allem auch darin, »dass Akkus immer mehr zum Gehirn ihrer jeweiligen Anwendung werden«. Stichwort: Intelligente Kommunikation. Der Trend, so Hack, »geht heute bei der Neuentwicklung von Akku-Packs in Richtung Systemlösungen und Intelligenz«. Der einfache und standardisierte Akkupack, so seine Marktbeobachtung der letzten Jahre, verändert sich immer mehr zum Kommunikator in der Anwendung und kommuniziert mit Ladegerät und Applikation.

Ein Trend, der sicherlich auch dafür mitverantwortlich ist, dass Holger Schuh, Geschäftsführer der Saft Batterien in Deutschland, zum Anfang des vierten Quartals 2013 davon ausgeht, »dass 2013 leicht besser enden wird als das Vorjahr«. Über die letzten Jahre, so seine Beobachtung, »hat sich bei uns die Zahl der kundenspezifischen Entwicklungen um etwa 30 Prozent erhöht«. Safts Werke sind nach Auskunft von Schuh derzeit gut ausgelastet, »wir sind zuversichtlich, dass wir bei einem kontinuierlichen Auftragseingang auch noch eine Bedarfssteigerung um 10 bis 20 Prozent problemlos realisieren könnten«.

Dass sich der Markt weiterhin positiv entwickelt und es durchaus zu noch höheren Bedarfen kommen könnte, darüber sind sich alle befragten Marktteilnehmer einig. »Das Wachstum bleibt, und es wird noch schneller werden«, ist sich denn auch Sven Bauer, Geschäftsführer von BMZ sicher. »Getrieben wird dieses Wachstum davon, dass Akku-Lösungen in immer neuen Applikationen Einzug halten. Im Automobilbereich gilt das etwa zunehmend für Taxis oder Lieferservices, aber auch der Bereich Energy Storage Solutions zählt zu diesen Treibern.« Nach Einschätzung von Bauer stehen bei den aktuellen Produktionskapazitäten Puffer von bis zu 30 Prozent zur Verfügung. »Viele Hersteller sind derzeit in Wartestellung auf höhere Bedarfe.«

Hohe Verfügbarkeit

In ganz besonderem Maße dürfte dies für die Hersteller von Batterie-Lösungen im E-Mobility-Bereich gelten. »Bei großen Zellen für Automotive-Anwendungen scheint der Puffer derzeit riesig zu sein«, so Dr. Michael Gnann, der Gründer des Consulting-Unternehmens MGC. »In der Branche wird über Auslastungen von derzeit nur 20 Prozent gesprochen.« Vor diesem Hintergrund verweist Bauer darauf, »dass inzwischen immer mehr Big Cells am Markt frei zur Verfügung stehen, dabei geht es um Zellen mit 10 bis 100 Ah«. Diese Zellen bieten laut Spec 20 Jahre Lebenszeit und bis zu 7000 Zyklen. »Die Fertigungen für den Automotive-Bereich stehen zwar inzwischen«, so Bauer, aber die Bedarfe sind einfach noch nicht so groß, und so sucht man sich Kunden in anderen Anwendungen«.

Das könnte sich nach Einschätzung von Professor Dr. Werner Tillmetz, Vorstandsmitglied Elektrochemische Energietechnologien am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), aber schon in kurzer Zeit ändern. »Inklusive PHEV und REX bewegen sich derzeit etwa 300.000 E-Fahrzeuge weltweit auf den Straßen«, beschreibt er die aktuelle Ausgangssituation, »die Wachstumsraten liegen derzeit bei jährlich 150 Prozent. Bleibt das so, sind die heute existierenden Batterie-Produktionskapazitäten in drei bis vier Jahren ausgelastet.« Aktuell kommen die zur Verfügung stehenden Batterielösungen fast ausschließlich aus Japan und Korea. Als führende Automobilhersteller im E-Mobility-Bereich gelten bislang Nissan, GM und Toyota.

Nachdem die E-Mobility in den letzten Jahren eher einen Interessenschwund erlebt hat, wie es Hetzel beschreibt, haben die großen deutschen Automobilbauer vor kurzem die diesjährige IAA genutzt, um in Sachen E-Mobility Flagge zu zeigen. Auch wenn Bauer einwendet, »dass der Preis der Batterie, das Ladenetzwerk und das Business-Konzept in diesem Bereich noch nicht komplett durchdacht sind«, sieht er doch speziell BMW in Sachen E-Mobility auf einem sehr guten Weg.

Die Mehrzahl der befragten Brancheteilnehmer ist sich darin einig, dass der Ausgang der Bundestagswahl im September kaum Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung 2014 haben dürfte. Trotzdem geht die Mehrzahl von ihnen davon aus, dass eine schwarz-rote Bundesregierung wohl am wenigsten an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland ändern wird. Interessant könnte in diesem Zusammenhang die zukünftige Ausgestaltung der sowohl von CDU/CSU als auch von der SPD politisch gewollten Energiewende sein.

 


  1. Deutsche Batterie- und Akku-Branche: stark ins Jahr 2014
  2. Dynamik im Bereich Energy Storage

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