Younicos sieht den Markt für große Batteriespeicher kräftig wachsen

»Der Kauf katapultiert uns in die Pole-Position«

23. April 2014, 16:23 Uhr | Heinz Arnold
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Wachsender US-Markt

Warum ist der US-Markt plötzlich so reizvoll für Younicos?

Nicht plötzlich. Wie beobachten den Markt schon lange. Bis 2017 werden die USA einen Anteil von 35 Prozent am weltweiten Markt für große Speicher halten, bis 2020 immerhin 25 Prozent, weil bis dann die anderen Regionen etwas aufholen werden. Damit ist klar: Über die nächsten Jahre wird das große Wachstum in den USA stattfinden. Deshalb denken wir, dass das der richtige Schritt ist.

In Deutschland und Europa sehen die Wachstumschancen nicht so gut aus?

In Europa tut sich einiges. Wir bauen beispielsweise gerade eine große Anlage in Großbritannien und zwei weitere 1-MW-Speicher auf Sardinien. In Deutschland wird der größte kommerzielle Batteriespeicher Europas demnächst fertig, den Younicos im Auftrag des kommunalen Energieversorgers WEMAG in Schwerin-Lankow auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus erstellt.

Stehen die großen Batteriespeicher jetzt also vor ihrem lange erwarteten Durchbruch?

Über die nächsten drei Jahre wird sich der Markt rasant entwickeln. Wir hatten schon vor der Übernahme für 2014 mit einer Vervierfachung des Umsatzes gegenüber 2013 gerechnet.

…was sich jetzt noch einmal kräftig steigern wird…

…davon gehen wir aus. Die Übernahme katapultiert uns in die Pole-Position.

Warum wächst jetzt gerade der amerikanische Markt so stark?

In Kalifornien gibt es beispielsweise das „Storage Mandate“, das die Energieversorger verpflichtet, bis 2020 eine Batteriespeicherleistung von 1,3 GW ans Netz zu bringen. Außerdem ist es in den USA insgesamt einfacher, mit Megawatt-Speichern Geld zu verdienen als hierzulande. Denn in den USA werden seit Neustem die Vorteile der Speicher honoriert, etwa die höhere Reaktionsgeschwindigkeit und die höhere Präzision, durch die sich unsere Systeme auszeichnen.

Können Sie ein Beispiel geben?

Im Primärregelmarkt in Deutschland bestimmt sich der Preis über Auktionen. Wer teilnehmen will, muss nachweisen, dass er innerhalb von 30 Sekunden eine bestimme elektrische Leistung 15 Minuten lang bereitstellen kann. Diese Anforderungen sind auf träge und nur ungenau regelbare fossile Kraftwerke ausgelegt, die heutzutage noch den Großteil der Regelleistung in Deutschland bereitstellen.

Batteriespeicher sind jedoch sehr viel schneller und genauer. Damit steuern sie drohenden Netzproblemen früher und deutlich effizienter entgegen. Das wiederum sorgt für ein sicheres, stabileres, aber auch effizienteres und dadurch günstigeres Netz
Leider werden Batterien in Deutschland derzeit am Markt noch nicht für ihre höhere Effizienz vergütet. Das ist in den USA anders.

Aber Younicos geht davon aus, dass sich große Batteriespeicher auch in Deutschland wirtschaftlich betreiben lassen?

Ja, nicht zuletzt weil wir inzwischen an einigen Projekten zeigen können, dass es funktioniert und die Batteriepreise bereits deutlich gesunken sind. Deshalb erteilen uns beispielsweise Stadtwerke auch ohne zusätzliche Förderungen Aufträge.

Warum lohnt es sich jetzt schon?

Trotz der Bevorzugung von Kohle- und anderen fossilen Kraftwerken rechnen sich Batteriespeicher unter anderem schon am Primärregelleistungsmarkt. Zudem bringen sie eine hohe Flexibilität und können zum Beispiel neben der Primärregelung Schwarzstartfähigkeit zur Verfügung stellen. Bisher mussten die Stadtwerke dazu große Dieselaggregate vorhalten, die praktisch nie gebraucht werden. Das ist teuer. Die Batterien können aber auch zur Spannungshaltung verwendet werden. Oder ein bestimmter Teil der Batterie übernimmt das Verschieben von Spitzen, eine anderer parallel dazu die Frequenzregelung. Besonders Stadtwerke können also von einer solchen hohen Flexibilität profitieren. Denn sie können damit nicht nur ihr Netz stabilisieren sondern parallel dazu neue Erwerbsmöglichkeiten erschließen.


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  3. Mehr als nur Batterie-Management

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