Sharp: »Umweltschutz ist für uns ein wichtiger Wettbewerbsfaktor«

11. Dezember 2009, 10:00 Uhr | Karin Zühlke, Markt&Technik
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sharp: »Umweltschutz ist für uns ein wichtiger Wettbewerbsfaktor«


Ab März 2010 soll Sakai auch Dünnschicht-Solarpanels produzieren. Welche Synergien ergeben sich dabei?

Unsere LCD- und Solarzellen basieren beide auf der Dünnschichttechnologie. Für unsere LCDs und Solar-Panels beziehen wir das Glas von einem Hersteller, der ebenfalls direkt auf dem Gelände in Sakai produziert. Die Solarfabrik soll jährlich Dünnschicht-Solar-Panels mit einer Gesamtleistung von 1 GW fertigen. Genauso wie bei der LCD-Produktion sorgen deutlich größere Glassubstrate für mehr Effizienz bei der Herstellung und nicht zuletzt eröffnen sich durch diese größeren Muttergläser neue Anwendungsmöglichkeiten.

Was sind solche neuen Anwendungsmöglichkeiten?

Kostengünstige Solarzellen finden ihren Einsatz eben nicht nur in Photovoltaik-Modulen mit hoher Nutzungsdauer. Denkbar ist auch die Integration in eher kurzlebige, teils preissensitive Consumer-Anwendungen wie Mobiltelefone, netzunabhängige Haushaltsgeräte und Fahrzeuge - z.B. für den Betrieb von Klimaanlagen bei ausgeschaltetem Motor. Auch ein solarbetriebener Flachbildfernseher ist denkbar, ein Konzept dafür haben wir bereits vorgestellt. Im Prinzip ließe sich dieser Ansatz auch dafür nutzen, autarke e-Signage-Lösungen zu entwickeln. Konkret greifbar sind bereits solar betriebene Beleuchtungssysteme. Schlüsselkomponenten sind hierbei allerdings nicht nur die Solarzellen. Erst durch die gestiegene Lichtleistung von LEDs ist es möglich, Lampen mit ausreichender Helligkeit aus Akkus zu speisen, die tagsüber mittels Photovoltaik geladen werden. Als einer der größten Hersteller von Solarzellen werden wir künftig gezielt diese alternativen Photovoltaikanwendungen unterstützen.

Wie setzt Sharp den »grünen« Anspruch in den LCD-Panels um?

Wir haben 1999 unsere »Green Product Guidline« ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein internes Pflichtenheft mit allen Umweltanforderungen, die ein Produkt von Sharp erfüllen muss. Es geht hier nicht nur um Energieeffizienz, sondern auch um Punkte wie die Materialauswahl, die Vermeidung von gefährlichen Substanzen und Batterieanforderungen.

Das sind Vorgaben, die am Ende auch verifiziert werden müssen. Wie stellen Sie sicher, dass die definierten Anforderungen auch in der Entwicklung berücksichtigt werden?

Ob unsere Vorgaben eingehalten werden, verifizieren und kontrollieren wir anhand einer Checkliste, die jeder Produkt-Entwickler ausfüllen und der Vorgesetzte abzeichnen muss. Die zentrale Umweltabteilung in Japan kontrolliert ein weiteres Mal. Erst dann erhalte ich als Umweltverantwortlicher für Europa für das Produkt ein Datenblatt mit den wesentlichen Umwelteigenschaften.

Mit der UV2A-Technologie hat Sharp kürzlich die Weiterentwicklung der proprietären AVS-Technologie zur Ausrichtung der Flüssigkristallmoleküle im LCD-Panel auf den Markt gebracht. Wie wirkt sich diese Technologie auf die Energieeffizienz von LCDs aus?

Die UV2A-Technologie ist ein mit UV-Licht induziertes photometrisches Verfahren, das die Ausrichtung der LC-Moleküle mit einer Genauigkeit im Pikometerbereich ermöglicht. Der Effekt ist zweierlei: Erstens erreichen wir damit einen verbesserten statischen Kontrast mit Werten von 5000:1 und zweitens erzielen wir eine um 20 Prozent verbesserte Transmissivität des LCD-Panels. Das heißt, dass die Lichtleistung und damit die Energie des Backlights um 20 Prozent reduziert werden kann um dieselbe Displayhelligkeit zu erreichen. Diese UV2A-Technologie ist ein produktionstechnisches Verfahren und vor allem zur Optimierung von TV-Panels bestimmt und kommt in der G8-Fabrik in Kameyama und der G10-Fabrik in Sakai zum Einsatz.

Sharp hat im vergangenen Jahr 19 Umwelt-Preise erhalten. Welche Bedeutung messen Sie solchen Auszeichnungen bei?

Umweltzeichen von Dritten bedeuten eine ganz andere Reputation, als wenn man sich selbst eine Plakette »verordnet«. Wir haben beispielsweise für alle unsere TV-Geräte das »EU-Eko-Label« erhalten - heute sind es über 80 Modelle, die mit diesem Label ausgezeichnet wurden. Derzeit gibt es keinen Hersteller auf dem Markt, der eine ähnliche Anzahl an Geräten mit dem Umweltzeichen hat wie wir. Für uns ist solch eine europaweite Auszeichnung noch attraktiver als ein rein nationales Zeichen wie der Blaue Engel oder Ähnliches. Auch laut einer aktuellen Vergleichsübersicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz mit fast 400 Modellen sind unsere Fernseher in der jeweiligen Größenklasse die energieeffizientesten, die derzeit am Markt verfügbar sind. Die Münchner Rating-Agentur oekom research bewertet die ökologische und soziale Leistungsfähigkeit von Sharp als »Best in Class« im weltweiten Markt für Unterhaltungs- und Haushaltsgeräte. Dabei werden auch die Umweltleistungen eines Unternehmens bzgl. Umweltmanagement, Produkte und Dienstleistungen, Öko-Effizienz, erfasst und bewertet. Darauf sind wir natürlich stolz, weil wir damit auch schwarz auf weiß belegen können, dass wir im Umweltbereich führend sind.

Dass der Endverbraucher mehr und mehr auf den »grünen Zug« aufspringt ist bekannt, inwieweit spielt aber Umweltmanagement auch bei Industriekunden eine Rolle?

Unsere Industriekunden legen Wert auf ein nachweisbareres Umweltmanagement, viele Ausschreibungen fordern bereits entsprechende Zertifizierungen. Darüber hinaus ist Energieeffizienz nicht nur eine Anforderung für Consumer-Geräte wie Fernseher. Speziell Hersteller von e-Signage-Lösungen sind an Energie sparenden Displays interessiert, da die Systeme mitunter 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Wochen betrieben werden. Bei klassischen Industriedisplays trägt die geringere Leistungsaufnahme zur Lebensdauer der Displays bei, da weniger Abwärme aus dem LCD-Modul abgeführt werden muss. Die ersten Industriedisplays vom Typ Strong2 mit LED-Hintergrundbeleuchtung sind mit 70.000 Stunden spezifiziert statt bislang 50.000.

Die Organisation der »Green Company«:
Bereits im Jahr 1992 hat Sharp in Osaka eine zentrale »Umweltschutzgruppe« ins Leben gerufen, die heute unter der Leitung des Vorstands Dr. Hiroshi Morimoto steht. Weltweit gehören dieser Gruppe etwa 250 Mitarbeiter an.

  


  1. Sharp: »Umweltschutz ist für uns ein wichtiger Wettbewerbsfaktor«
  2. Sharp: »Umweltschutz ist für uns ein wichtiger Wettbewerbsfaktor«

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!