Elektronik: Toshiba ist Mitglied der Standard-Organisation Zhaga. Was versprechen Sie sich von diesem Engagement?
Alexander Romanschtschak: Toshiba war sogar eines der Gründungsmitglieder von Zhaga. Das Zhaga-Konsortium ist ein Verbund von Herstellern, die sich Gedanken über die optimalen LED-Module und die Schnittstellen in den Leuchten machen. Durch diese Standardisierungen soll die Entwicklung von Leuchten beschleunigt werden.
Bei Zhaga werden Module mit verschiedenen Abmessungen für die unterschiedlichsten Anwendungen definiert: Shop-Beleuchtung, Straßenbeleuchtung usw. Dabei werden die Schnittstellen so festgelegt, dass sich bei der nächsten, effizienteren Genera-tion die neuen Module ohne große Veränderung des Designs in der bestehenden Leuchte nutzen lassen. Man muss dann nicht komplett von vorne anfangen und neue Werkzeuge herstellen oder neu designen. Das ist als eine Art Investitionsschutz zu verstehen, sozusagen eine Garantie für die Leuchtenhersteller.
Das Produkt, das Toshiba etablieren und standardisieren lassen hat, ist die Light Engine. Das ist ein Modul, das in die spezielle GH76p-Fassung eingesetzt wird. Sie bietet etwa eine große Auflagenfläche, um die Wärme besser abzuleiten. Das Light-Engine-Modul lässt sich über eine leichte Klick-Bewegung einsetzen und auch wieder austauschen, falls das notwendig ist. Alle weiteren Komponenten, wie LED, Optik und Treiber, sind im Modul integriert. Der Leuchtenhersteller kann sich dadurch auf das mechanische und thermische Design der Leuchte konzentrieren und die lichttechnischen Parameter sind schon fertig entwickelt.
Elektronik: Aber der Leuchtenhersteller wird damit abhängig von den LED-Herstellern.
Alexander Romanschtschak: Standardisierung bringt natürlich auch einen gewissen Konkurrenzkampf zwischen den Modulherstellern mit sich. Wenn man aber austauschbar ist, dann geht es natürlich mehr um die Details: Wer liefert die bessere Performance? Wer liefert das bessere Licht? Wer ist überhaupt lieferfähig im großen Kontext? Das wird auf jeden Fall sehr interessant und geht auch in die Richtung „Preisverläufe". Was dem Markt nur gut tun kann. Die Leuchtenhersteller werden eher mehr Auswahl an Zulieferern haben.
Elektronik: Nun sind in Deutschland vergleichsweise viele Lampenhersteller am Markt tätig, von denen viele auch LED-Leuchten in ihrem Programm haben. Wird hier ein Konzentrationsprozess am Markt einsetzen?
Alexander Romanschtschak: Es wird auf jeden Fall eine Konsolidierung stattfinden. Was passiert mit LED-Technologien? Mit der LED kommt eine neue Technologie zum Leuchtenhersteller, die er erst einmal verstehen muss. Die LED bringt dabei neue Ansätze mit sich; der Leuchtenhersteller ist jetzt gefordert, diese nun auch zu adaptieren.
Der zweite Punkt ist folgender: In den LED-Beleuchtungsmarkt drängen jetzt nicht nur die klassischen Leuchtenhersteller, sondern auch ganz neue Anbieter aus der Elektronik-Ecke. Dazu zählen auch die LED-Hersteller, die ihr Produktportfolio ausbauen wollen und mit ganz anderen Technologien und Hintergründen arbeiten können. Und: Wo viel Konkurrenz herrscht, werden langfristig nur die stärksten überleben. Oder die mit den interessantesten Portfolios, den cleversten Ideen und der größten Marktdurchdringung.
Elektronik: Zum Schluss das Thema OLEDs. Sind die der Trend der Zukunft?
Alexander Romanschtschak: OLEDs als Trends der Zukunft – unter diesem Motto hatten wir auf der Light+Building das Thema als Technologie-Demonstration präsentiert. Die Entwicklung geht natürlich dort weiter: Größere Panels, die auf die Dauer billiger und auch flexibler werden müssen. OLEDs sind eine ganz interessante Technologie für Flächenbeleuchtung.
Elektronik: Wie sieht es denn mit der Stabilität der OLED-Elemente aus?
Alexander Romanschtschak: Das Thema Lebensdauer ist eine der Herausforderungen momentan. Wenn wir von diesen Prototypen sprechen, halten sie etwa 1.000 Stunden. Geplant ist, die Lebensdauer in den nächsten zwei Jahren auf 5.000 Stunden und langfristig auf 20.000 Stunden zu steigern. Zudem reagieren OLEDs sehr empfindlich auf Feuchtigkeit, im Gegensatz zur normalen LED. Diese Feuchtigkeitsprobleme in den Griff zu kriegen, ist diffizil.
Ein weiterer Punkt ist die Effizienz: Wir haben eine OLED mit 50 Lumen pro Watt gezeigt. Das ist zwar noch nicht genug, um z.B. eine Leuchtstofflampe zu ersetzen, für eine OLED ist es aber doch beachtlich. Wir reden hier natürlich von Prototypen und Pilotsystemen. Doch wir erwarten natürlich, deutlich bessere Wirkungsgrade zu erreichen.
Elektronik: Könnte es mit den OLEDs auch schiefgehen? Dass die OLEDs ein Zeitfenster nicht erwischen?
Alexander Romanschtschak: Die anorganischen LEDs haben ungefähr zehn Jahre Entwicklungsvorsprung. In fünf Jahren reden wir von ca. 200 Lumen/W aus der Leuchte heraus. Wann OLEDs dieselbe Lichtausbeute erreichen, ist noch nicht abzusehen. Wenn wir heute über Bürobeleuchtung sprechen, dann kann man diese mit herkömmlichen LEDs zu einem akzeptablen Preis realisieren.
OLEDs bieten Vorteile wie Flächenbeleuchtung oder Kompaktheit und werden mittelfristig sicherlich in Bereichen interessant werden, in denen es auf das Design ankommt. Man kann mit verschiedenen Panels exklusivere Sachen anbieten. Das wird sicherlich ein Markt, aber ob das die Ablösung für die jetzige LED auf breiter Front ist, wage ich noch zu bezweifeln. Und: Nicht alles ist mit OLEDs möglich. Denken wir an Punktstrahler zum Beispiel oder Spotbeleuchtung. Es wird immer noch Gebiete geben, auf denen eine herkömmliche LED überlegen ist. Ich jedenfalls bin sehr gespannt, wie es in zwei Jahren aussieht, wie weit wir dann mit den OLEDs gekommen sind.