Aber auch wer bei der Entwärmung beste Arbeit leistet, kennt möglicherweise einige andere schädigende Einflüsse nicht. So sind LEDs überaus empfindlich gegenüber elektrostatischen Entladungen. Diese führen zwar nicht gleich zum Totalausfall, wohl aber zu einer Verschlechterung der Eigenschaften. Eine so geschädigte LED wird sehr viel schneller altern als üblich. Deshalb sind bei der Montage Schutzmaßnahmen wie bei der Verarbeitung von CMOS-Halbleitern notwendig.
Weiterhin ist Feuchte während der Lagerung und im Betrieb schädlich, schließlich auch eine „unsaubere“ Stromversorgung mit kurzen hohen Spitzen von einem Schaltnetzteil. Diese müssen sorgfältig weggefiltert werden. Fehler können auch bei der Verarbeitung gemacht werden; so schadet dem Chip eine zu hohe thermische Belastung beim Löten.
Im Übrigen findet die Degradation nicht nur im Chip selbst statt. Auch andere Teile können sich mit der Zeit verändern, so z.B. die Vergussmasse. Hier hat sich Silikon als dauerhafter gezeigt als das früher viel verwendete Epoxid. Bei weißen LEDs sinkt außerdem mit der Zeit der Umwandlungswirkungsgrad des Phosphors, der einen Teil des blauen Lichts in orangenfarbiges umwandelt. Dies weisen spektroskopische Untersuchungen anhand der Verschiebung der Lichtfarbe nach. Aber nicht immer sind Montage- oder Behandlungsfehler die Ursache, denn von den zahllosen LED-Herstellern, die auf diesen rasant wachsenden Markt drängen, liefert durchaus nicht jeder Spitzenqualität.
Datenblätter sind graue Theorie; Werte, die darin als „typisch“ bezeichnet werden, geben nicht in jedem Fall den realen Mittelwert wieder. Reinhard Pusch, Geschäftsführer bei Rood Microtec auf einem kürzlich abgehaltenen LED-Workshop von Bayern Photonics e.V.: „Mancher Hersteller teilt nur die positiven Eigenschaften mit, und die weniger positiven verschweigt er. Also sollte man besonders darauf achten, was er nicht sagt. Das könnte kritisch sein.“ Ein sehr sorgfältiges Studium der Angaben ist unabdingbar. Ein Betrieb außerhalb der Spezifikationen kann schwerwiegende Folgen haben. Pusch: „In den Fußnoten steht oft die ganze Wahrheit.“
Die Kombination all dieser Untersuchungsverfahren ermöglicht es Rood Microtec, die Fehler systematisch einzukreisen und daraufhin vorbeugende Maßnahmen zur künftigen Vermeidung zu definieren. Eine Empfehlung sind Lebensdauertests von mindestens 1000, besser 10 000 Stunden, abhängig von der Applikation. Auf dass die LED lange leuchte.