Sie sprechen von Energieeffizienz. Was ist damit genau gemeint?
Jutta Rasp: Die Energieeffizienz von OLED-Materialien ist eine ganz eine entscheidende Größe. Je höher der Wert, desto mehr Licht wird bei gleicher Leistungsaufnahme generiert.
In diesem Zusammenhang ist im Übrigen noch das Thema Light-Outcoupling interessant. Der Light-Outcoupling-Wert, welcher leider in Spezifikationen nicht gelistet wird, da kein Hersteller gerne darüber spricht, gibt an, wie viel des generierten Lichts tatsächlich auch das System verlässt, also sichtbar wird. Mit optimierten Schichtstrukturen und Substraten lässt sich dieser Wert und somit auch die Effizienz des Systems steigern. Zumindest in der Theorie, die Umsetzung scheint in der Praxis schwierig zu sein, zudem wird der Produktionsprozess um einige Schritte erweitert. Doch dieser Faktor ist immens wichtig. Bekommt man das Light-Outcoupling in den Griff, wird OLED-Lighting noch attraktiver.
Wie sieht ein Beleuchtungskörper auf OLED-Basis im Detail aus?
Jutta Rasp: Ein OLED-Beleuchtungssystem lässt sich durchaus mit einem OLED-Display vergleichen; es besteht allerdings nur aus einem einzigen großen Pixel. Man glaubt, solch ein Display sei einfach zu produzieren, doch sind die Anforderungen an die Herstellungsprozesse teils höher als bei Informationsanzeigen. Zwar bedarf es keiner aufwendigen Strukturierung, dafür muss der Schichtaufbau absolut homogen sein. Je größer die Fläche, desto schwieriger ist diese Homogenität zu erzielen.
Trotz der vielen technischen Schwierigkeiten - Konica-Minolta wagte sich mit einem ehrgeizigen Ziel in die Öffentlichkeit...
Jutta Rasp: Im Juni 2006 wurde bekannt, dass Konica Minolta im April 2007 die Produktion von OLED-Beleuchtungslösungen aufnehmen wird. Das Unternehmen will Produkte mit einer Helligkeit von 1000 cd/m2 und einer Effizienz von 64 Lumen pro Watt fertigen. Die Lebensdauer soll bei 100.000 Stunden liegen.
Schon im Jahr 2011 will Konica Minolta mit OLED-Lighting-Produkten rund 175 Mio. US-Dollar umsetzen. Mit solchen Werten und Zahlen wagt sich derzeit keine andere Firma an die Öffentlichkeit.
Sind die Angaben glaubwürdig?
Jutta Rasp: Die Ziele sind durchaus hoch gesteckt, doch halte ich diese nicht für unrealistisch. Konica Minolta ist gut aufgestellt und in der Forschung sehr aktiv. Von Vorteil könnte sein, dass Konica nicht nur auf Materialebene entwickelt, sondern gleichzeitig an geeigneten Produktionsmöglichkeiten arbeitet. Zudem befindet sich das Unternehmen in Nachbarschaft zur Yamagata Universität. Diese ist weltweit für ihre Aktivitäten im Bereich OLED bekannt. Erst vor kurzem wurde dort ein 30 cm2 großer Demonstrator vorgestellt, der eine Effizienz von 57 Lumen pro Watt erreicht. Alles in allem sind das gute Voraussetzungen dafür, die Technologie schnell voranzubringen. Inwieweit die ersten Produkte tatsächlich den Zielwerten entsprechen, werden wir schon bald sehen.
Welche Unternehmen beschäftigen sich neben Konica-Minolta noch mit dem Thema OLED-Lighting?
Jutta Rasp: Weltweit sind sehr viele Firmen aktiv. Leider darf ich nicht über alle mir bekannten Aktivitäten sprechen. Die meisten Firmen tüfteln lieber im Stillen an der Technologie. Andere berichten über die OLED-Projekte in der Öffentlichkeit. In Europa gehört zum Beispiel Thomson dazu. Im Unternehmen beschäftigt sich ein 25 Mann starkes Team unter der Leitung von Dr. Haas mit dem Thema OLED. Dazu zählen Displays und Beleuchtungslösungen, die Entwicklung von Materialien und Ansteuerelektronik. Wie und wann Thomson seine Ergebnisse vermarktet, ist aber nicht bekannt.
Auch bei Osram laufen die Forschungsaktivitäten auf Hochtouren. Im Jahr 2005 stellte das Unternehmen 40 Wissenschaftler in Deutschland ein, die sich ausschließlich mit dem Thema OLED-Lighting befassen. Während Osram bei seinen OLED-Displays nur auf das Polymer-OLED-Material setzt, wird im Bereich Beleuchtung auch mit Small-Molecule-basierendem OLED-Material geforscht.
Ein dritter wichtiger Player ist Merck. Die Firma hat den Geschäftsbereich Organic Lighting Technologies gegründet und mit Covion einen Hersteller von OLED-Materialien übernommen. Das Unternehmen will sich als Lösungsanbieter positionieren. Ob dies gelingt, wird die Zukunft zeigen.