Schriften für Wearables und IoT-Anwendungen

Gut leserlich trotz wenig Ressourcen

16. Juli 2015, 11:02 Uhr | Ralf Higgelke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Woran erkenne ich eine gute Schrift?

Schriften werden für unterschiedliche Herstellungs- und Lesesituationen entworfen. Bei einer Illustrierten, die im Tiefdruck entsteht, sind andere Schriften im Einsatz als im Buchdruck. Wegweiser werden anders gelesen als Speisekarten oder Weinetiketten.

Das Gebiet der Bildschirmtypografie ist noch relativ jung. Typografische Qualität im Internet gibt es erst seit wenigen Jahren, als die ersten Webfonts auf den Markt kamen und von den Browsern unterstützt wurden. Gleichwohl gelten für die Leserlichkeit am Bildschirm fast die gleichen Regeln wie für den Druck auf Papier und anderen physischen Trägern.

Woran erkennt man eine gute, brauchbare Schrift für den Bereich der Wegeleitung und digitale Anzeigen? Die nachfolgenden fünf Kriterien können bei der Entscheidung helfen.

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Monotype
© Monotype

Serifenlos: Im Industriebereich, auch auf unseren Auto­bahnen, haben sich Schriften ohne Serifen durchgesetzt. Sie sind aus Platzgründen für kurze (Einwort-)Mitteilungen besser geeignet als Serifenschriften, deren Stärke im mehrzeiligen Satz liegt.

Monotype
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Offen: Unter den Serifenlosen haben sich die humanistischen Schriftformen (z.B. Frutiger, Meta, TheSans etc.) gegenüber den geometrischen (Avant Garde, Futura etc.) als lesbarer erwiesen. Verantwortlich hierfür sind offene Buchstabenformen, die z.B. eine Verwechslung von c und e ausschließen, sowie hohe Kleinbuchstaben (Fachsprache: große Mittellänge).

Monotype
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Unverwechselbar: Auch wenn Sans-Serif die erste Wahl ist, sind bei einzelnen Buchstaben Ausnahmen erlaubt, um sie besser von ähnlich aussehenden zu unterscheiden. Weil das große I, das kleine l, das kleine i und manchmal auch die Ziffer 1 nur ein senkrechter Strich sind, werden sie von Schriftentwerfern gerne mit Serifen und Halbserifen unterschieden.

Monotype
© Monotype

Laufweite: Für die Lesbarkeit eines Wortes oder Textes ist das Zusammenspiel der Buchstaben fast wichtiger als die Gestaltung der einzelnen Lettern. Man achte daher auf harmonische Buchstabenabstände (keine Löcher, keine Berührungen) und sorgfältiges Kerning, das beispielsweise die Buchstabenpaare To oder VA eng zusammenführt.

Monotype
© Monotype

Regular und Book: Auch wenn sie gerade in mobilen Betriebssystemen der Renner sind: Ultraleichte Schriften haben im Informationsdesign nichts zu suchen, es sei denn, man hat Platz für eine Großdarstellung. Auch fette Schriften sind schwerer zu lesen als Regular- oder Book-Schnitte.)

Doch keine Regeln ohne Ausnahmen. Wer sein Handwerk beherrscht, darf auch Regeln brechen. Tatsächlich ist ein gut lesbarer Text oder ein leserliches System vorstellbar, das gegen alle oben genannten Empfehlungen verstößt. Dann wurde er bestimmt von einem Experten oder einer Expertin inszeniert. Und genau diese sollten immer zu Rate gezogen werden, wenn es um gute Typografie geht.


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