Kommentar

Apple und Fernseher?

16. April 2012, 14:20 Uhr | Manne Kreuzer
Manne Kreuzer, Leitender Redakteur Markt&Technik
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Die Gerüchte und Spekulationen halten sich seit Jahren, dass Apple an einem echten Fernsehgerät arbeitet und nicht nur an einer kleinen Settop-Box. Der Markt für TV-Geräte verzeichnet allerdings seit langem niedrige Margen, häufig auch Verluste und die Ausstiege namhafter Anbieter. Warum sollte Apple ausgerechnet dieses »Mienenfeld« sich als Betätigungsfeld aussuchen?

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Mögliche Gründe wären die Ausweitung der Kundenbasis auf noch nicht erschlossene Käufergruppen. Die seit Jahren zu beobachtende Konvergenz von Computertechnik und Unterhaltungselektronik könnte auch ein Antrieb sein. Oder die Entwickler von Apple sind über ihre heimischen Fernsehgeräte so frustriert, dass sie es besser machen wollen. Hier kann man viel spekulieren.

Fakt ist, dass Apple seit Jahren Patente erhält auf Technologien aus dem TV-Umfeld. Darunter fällt auch die Display-Technik »Fringe Field Switching« (FSS). Die Apple-Entwickler haben diese Technik nun auch für große Display-Diagonalen erschlossen. Die zugrunde liegende Technologie ist dabei IPS bzw. S-IPS, die eine brillante Darstellung ermöglicht. IPS-Displays kommen momentan bei Apples iMacs zum Einsatz und IPS-Patente hält Sharp. Dies ist einer der Gründe, warum der Foxconn-Sharp-Deal von Vielen als Hinweis auf Apples TV-Einstieg gewertet wird.

Mich überzeugt das noch nicht, denn ein tolles Display macht noch keinen Geschäftserfolg - die 3D-Technologie kurbelt schließlich auch nicht die Geräteverkäufe an. Bei allen Markterfolgen von Apple gaben nicht technische Details oder Höchstleistungen den Ausschlag, sondern die Benutzerfreundlichkeit und der Zugang zu Inhalten wie Musik oder Apps. Deshalb sind Apple-Patente, wie die für eine neuartige Fernsteuerung, für mich aussagekräftiger: Das Gerät lernt die Funktionen anderer Fernbedienungen durch das Fotografieren der Handgeber - alles Weitere kommt aus dem Web. Oder eine Overlay-Technik für Fernsehbilder, um weiter Informationen und Dienste abzurufen. Auch ein Patent über eine situationsbedingte Menüführung lässt aufhorchen: Ist beispielsweise eine Fernsehfolge zu Ende könnte mit einem Klick die nächste Episode geschalten werden oder es erscheinen Vorschläge für ähnliche Sendungen. Die Frage ist nun woher diese Sendungen kommen, von der integrierten Festplatte, die bereits auf Verdacht aufgezeichnet hat oder als Video-on-Demand - und hier ist Apples iTunes-Store ein ganz gewichtiger Faktor. Bringt man dann noch die Spracherkennung Siri ins Spiel, könnte man sich durchaus folgende Situation vorstellen: Man kommt nach Hause und ruft »Sportschau« und dann läuft die Sendung, live, als Aufzeichnung oder als Download - oder etwas Vergleichbares als Zusammenstellung einer App. Neue Bildschirmdiagonalen oder 3D stellen keinen Kaufanreiz dar, um seine bestehende Glotze zu entsorgen, eine benutzerfreundliches iTV schon eher.

 


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