Markt&Technik: Welche Marktentwicklung erwarten Sie mittelfristig für die Technische Keramik?
Martin Sembach: Märkte wie die Sensor- und Medizintechnik, die Mikro- und Leistungselektronik, der Maschinen- und Anlagenbau oder die Fertigungstechnik sind durch einen hohen globalen Wettbewerb und immer kürzer werdende Produktzyklen bestimmt. Die Technische Keramik kann in diesen Bereichen als Komponente eines gesamten Systems die Produktivität entscheidend steigern und eröffnet sich so ihre eigenen Wachstumsperspektiven. Dafür müssen wir uns als Hersteller den steigenden Anforderungen bezüglich Leistungsfähigkeit und Kostenersparnis, aber auch den Ansprüchen an den Werkstoff Keramik selber - wie Robustheit und Lebensdauer - stellen. Der Markt wird sich dem Trend zu immer kleiner werdenden keramischen Komponenten anpassen und gleichzeitig auch keramische Komponenten für übergroße Bauteile wie Wälzlager beispielsweise in Windkraftanlagen entwickeln. Kosteneffizienz hinsichtlich der Rohstoffe und Produktionsverfahren und optimierte Fertigungsschritte für eine verbesserte Präzision bieten weiteres Potenzial, ebenso wie Keramiken in Werkstoffverbunden.
Und mit welchen Strategien reagieren Sie darauf?
Die Technologien und Verfahren ständig zu optimieren, Prozesse zu überdenken und mit dem hohen technischen Anspruch Schritt zu halten – das sind die Strategien, mit denen wir uns weiterhin erfolgreich am Markt behaupten wollen. Für Innovationen wie das Verfahren, transluzente Werkstoffe mit Keramik ohne sichtbare Schatten zu kombinieren, brauchen wir neben unseren hochqualifizierten Fachkräften auch das richtige Equipment und viel Platz. Die Fachkompetenz haben wir schon: Insgesamt 30 Mitarbeiter sind in technischen Abteilungen, im Werkzeug- und Anlagenbau tätig – auch um die Automatisierungstechnik auf hohem Stand zu halten. Allein 16 Fachkräfte sorgen für die Programmierung automatisierter Fertigungsabläufe, damit wir schnell auf die von den Kunden geforderte Fertigungsflexibilität reagieren können. Für die Qualitätssicherung sorgen vollautomatische, visuell arbeitende Kontrollsysteme, die mit bis zu zwölf Kameras ausgerüstet sind und die Teile auf Maßgenauigkeit und Oberflächenqualität prüfen. Darauf bauen wir für die Zukunft auf.
Die Fragen stellte Nicole Wörner.
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Sembach – Technisches Know-how in der vierten Generation
Die in Lauf bei Nürnberg ansässige Sembach GmbH & Co. KG erwirtschaftet mit ihren 230 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 20 Millionen Euro, davon stammen rund 60 Prozent aus der Automobilindustrie. Weitere wichtige Abnehmer für die Keramik-Produkte sind Hausgerätehersteller, Maschinen- und Anlagenbauer sowie die Energietechnik und der Bereich Messen, Steuern, Regeln.
Im Geschäftsjahr 2011 verbuchte Sembach eine knapp fünfprozentige Umsatzsteigerung zum Vorjahr. Seit dem zweiten Halbjahr 2012 zeichnet sich ein rückläufiger Auftragseingang ab. Zur Standortsicherung plant Geschäftsführer Martin Sembach für 2015 eine der modernsten Keramikfabriken mit 12.000 Quadratmetern Produktionsfläche. Das neue Werk plant Sembach auf 35.000 Quadratmetern Wiese. Knapp die Hälfte davon soll überbaut werden. Großes Augenmerk legt Sembach auf eine optimierte Energiebilanz: Trotz gestiegener Tonnagen konnte das Unternehmen seine CO2-Bilanz in den vergangenen Jahren stetig verbessern. Im Neubau wird diese Entwicklung weiter vorangetrieben. So soll beispielsweise die Abwärme der Brennöfen für die Heizung und Warmwasserversorgung genutzt werden und der Überschuss an öffentliche Einrichtungen der Stadt Lauf abgegeben werden. »Wir wollen das modernste keramische Unternehmen weltweit werden«, betont Martin Sembach. »Das schaffen wir nur mit entsprechenden Produktionsanlagen und -verfahren sowie mit hochqualifizierten Mitarbeitern.«