Rohde & Schwarz – 75 Jahre Tradition und Weitblick

4. Dezember 2008, 17:41 Uhr | Nicole Kothe, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Rohde & Schwarz – 75 Jahre Tradition und Weitblick

Spielt der Faktor »Made in Germany« bei Ihrer Entscheidung für den Produktionsstandort Deutschland auch eine Rolle?

Im Ausland – und gerade in Asien – wird Deutschland oft in direktem Zusammenhang mit dem Begriff Qualität gesehen. In Deutschland selber und in Europa ist das schon selbstverständlich. Letztendlich zahlt der Kunde für Qualität, nicht für den Begriff »Made in Germany« – und der Name Rohde & Schwarz steht in erster Linie für Qualität.

Maßgeblich für die Qualität sind unter anderem gute Mitarbeiter. Nun ist gerade der Ingenieurmangel derzeit ein heiß diskutiertes Thema. Ist das aus Ihrer Sicht ein rein europäisches Problem oder ein internationales? Und wie geht Rohde&Schwarz damit um?

Nein, eine rein europäische Erscheinung ist das nicht, das gilt weltweit. Wir stehen in dem Luxus, dass Rohde & Schwarz ein angesehener und begehrter Arbeitgeber ist. Wir versuchen, unter den Ingenieuren die besten der Besten für uns zu gewinnen. Und meist bekommen wir sie auch. Dazu stehen wir früh in Kontakt mit den Universitäten, statten zum Teil die Labore mit Messgeräten aus, vergeben Praktika und lassen Fallstudien erstellen. Unser Name, unsere Bekanntheit und unsere Stellung im Markt machen die Studenten bereits früh auf uns aufmerksam. Es spricht sich herum, dass wir den jungen Ingenieuren interessante Aufgaben bieten – zwar mit hohem Anspruch, aber immerhin mit der Perspektive, technologisch immer ganz vorne mit dabei zu sein.

Eine Fluktuationsrate von 0,9 Prozent über die letzten 5 Jahre, keine Eigenkündigung im deutschen Vertriebsteam seit 15 Jahren, erneut Platz vier bei der »Great-place-to-work«-Wahl 2007 bei den Großunternehmen. Was macht Rohde&Schwarz so attraktiv für Mitarbeiter?

Wir haben über die Jahre eine Unternehmenskultur entwickelt, die den einzelnen Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen bindet. Neben der Bezahlung spielen Faktoren wie Stabilität und Vertrauen sowohl zu den Kollegen als auch zum Management und zur Unternehmensführung eine große Rolle. Alle zwei Jahre führen wir Mitarbeiterbefragungen durch, die zeigen, dass die Kollegen stolz darauf sind, Teil des Unternehmens zu sein. Die Befragungen ziehen eine Reihe von Verbesserungsmaßnahmen nach sich, die die Arbeit bei Rohde & Schwarz noch attraktiver machen sollen.

Im Geschäftsjahr 2007 hat Rohde& Schwarz 220 neue Arbeitsplätze geschaffen, ein Großteil davon in der Entwicklung und im Vertrieb. Geht dieser Weg so weiter?

Die im letzten Geschäftsjahr neu eingestellten Mitarbeiter werden nun integriert. Als Familienunternehmen und der damit verbundenen Unternehmenskultur fühlen wir uns unseren Mitarbeitern sehr verpflichtet. Wir stellen nur ein, wenn wir wissen, dass wir die Arbeitsplätze auch aller Wahrscheinlichkeit halten können. Deshalb lassen wir unternehmerische Vorsicht walten und beobachten vorerst sehr genau, was auf den Finanz- und Wirtschaftsmärkten passiert.

Ist ein Stellenabbau geplant?

Nein, ein Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht geplant.

Welche Ziele hat Rohde& Schwarz mittelfristig?

Das Hauptziel hat sich in all den Jahren nicht verändert: Wachstum. Wenn schon nicht der Gesamtmarkt wächst, dann wollen wir doch wenigstens gegenüber dem Wettbewerb wachsen.

Herr Steffen, Sie sind nun seit 30 Jahren beim Unternehmen. Welches war rückblickend der bedeutendste strategische Entwicklungsschritt?

Als überaus wichtig habe ich die regionale Ausbreitung des Vertriebsnetzes und die zunehmende Internationalität – sowohl bezogen auf die Einsatzmöglichkeiten der Produkte, als auch bezogen auf das Unternehmen selber – erlebt. Aber auch die Kontinuität des Zusammenwirkens hat mich beeindruckt.

Hat die Krise in den Jahren 2000 und 2001 das Unternehmen nicht nachhaltig beeinflusst?

Natürlich sind damals auch bei uns die Umsätze eingebrochen – wie bei fast allen Elektronikunternehmen. Aber wir haben dennoch die Entwicklung immer weiter vorangetrieben und sind schließlich gestärkt aus dieser Krise hervorgetreten. Aber auch damals sind wir immer noch profitabel geblieben, haben keine roten Zahlen geschrieben.

Hat Ihnen damals schon die private Unternehmensform geholfen?

Ja, sicherlich. Wir waren in der Lage, ganz in Ruhe für uns zu überlegen, was gut und richtig ist, ohne öffentlich Rechenschaft ablegen zu müssen und überstürzte Maßnahmen zu ergreifen. Unsere Finanzdecke war – und ist – gut, wir waren auch damals schon unabhängig von externen Finanzquellen.

Wie würden Sie in drei kurzen Sätzen beschreiben, wo das Unternehmen vor 10 Jahren, heute und in 10 Jahren stand bzw. stehen wird?

Damals stand die Internetblase kurz bevor. Es machte sich viel Euphorie breit, teilweise ja mit verheerenden Folgen. Damals haben wir unsere Position durch gut überlegte, langfristige Strategien gesichert – trotz allem. Heute steht Rohde & Schwarz als globales Unternehmen da, das stabil auf mehreren Geschäftsbereichen aufgestellt ist. In zehn Jahren wird vermutlich die Grenze der Marktanteile im Messtechnikgeschäft erreicht sein. Bis dann muss man sich nach anderen Business-Opportunities umgesehen haben, um somit ein weiteres Wachstum zu sichern.


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