Der Test- und Messtechnikmarkt ist 2007 um rund 3 Prozent gewachsen. Rohde&Schwarz hingegen verzeichnete ein Wachstum von etwa 5 bis 6 Prozent. Was lässt Sie schneller wachsen als der Markt?
In erster Linie sind es die Größe des Unternehmens und unsere globale Struktur, die uns dabei helfen. Wir verfolgen die Strategie einer lokalen Präsenz und wachsen unter anderem durch Ausdehnung in der Fläche. Neben der Kundennähe versuchen wir, Marktanteile zu gewinnen, indem wir immer bessere Produkte und besseren Support bieten.
Mit Ihrer Strategie der lokalen Präsenz laufen Sie entgegen dem Trend hin zur Zentralisierung…
Ja, aber der Kunde honoriert es. Die Strategie ist schon vor längerer Zeit in einem unserer 2- beziehungsweise 5-Jahres-Pläne entstanden. Und der Erfolg gibt uns Recht. Lokale Präsenz bedeutet für den Kunden, dass er kurze Wege hat und dass er sein Problem ohne Umwege direkt adressieren kann. Und letztendlich verkaufen wir dem Kunden ja nicht nur einfach »Boxen«, sondern Time-to- Market.
Rohde & Schwarz vertreibt – mit Ausnahme der Marke Hameg – seine gesamte Produktpalette traditionell über ein eigenes Vertriebsteam. Warum?
Das hat mit der Langfristigkeit unserer Kundenbeziehung zu tun. Immerhin sind die meisten Messgeräte vom Preisrahmen her als Investitionsgüter zu bezeichnen. Neben der Tatsache, dass man für die komplexen Messgeräte Fachleute braucht, die man eigentlich nur aus eigenen Reihen stellen kann, ist ein Unternehmen selbst eher bereit, langfristig in die Entwicklung des Marktes zu investieren. Ein Distributor ist da von Haus aus viel kurzfristiger orientiert und mehr auf den kurzfristigen Return-on-Investment angewiesen. Meiner Meinung nach kann man den Markt nur mit einer eigenen Präsenz aufbauen.
Im Messtechnikbereich verbuchen Sie bereits einen Marktanteil von 30 Prozent, Tendenz steigend. Kommen sie langsam an die Grenze?
Nun, noch sind wir steigerungsfähig… Wir bauen unseren Warenkorb stetig aus, fokussieren da bei auf die Hochfrequenz und auf das Niedrigpreissegment – über die Marke Hameg. Aber dennoch muss man über kurz oder lang neue Geschäftsfelder erschließen, um auf Dauer weiteres Wachstum generieren zu können. Dazu muss man Synergien nutzen und etwas finden, das zum Unternehmen passt.
Meinen Sie damit Akquisitionen? Sehen Sie sich vielleicht schon um?
Für uns steht organisches Wachstum eindeutig im Vordergrund. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass wir uns ergänzend dazu durch Akquisitionen erweitern werden. Gerade jetzt haben es vor allem kleinere Firmen schwer, sich alleine am Markt zu behaupten. Und gerade dort ist ein unglaubliches Know-how zu finden. Sollte sich eine Gelegenheit ergeben, und sollten wir ein Unternehmen kaufen, so wird es aber auf jeden Fall für beide Seiten eine Win/Win-Situation ergeben.
Rohde&Schwarz betreibt zwei Produktionsstätten in Deutschland und eine in Tschechien. Auch damit laufen Sie gegen den Trend. Wie rechnet sich das?
Wir legen großen Wert auf kurze Wege zwischen der Entwicklung und der Produktion. Wenn Sie die Entwicklung in Deutschland und die Produktion in Asien haben, verlängern sich die Reaktionszeiten drastisch – was letztendlich zu Lasten des Kunden geht. Zudem haben unsere Produktionswerke ihre Arbeitsabläufe und die Zusammenarbeit untereinander optimiert, so dass sie höhere Stückzahlen bei kurzen Lieferzeiten fertigen können. Die Herstellungskosten liegen dabei auf international wettbewerbsfähigem Niveau.
Eine Produktionsverlagerung in Niedriglohnländer kommt also nicht in Frage?
Momentan sehen wir uns mit unseren Werken in Deutschland und Tschechien gut aufgestellt.