Beide Effekte haben nach Hubers Überzeugung zur Folge, dass in vielen praktischen Fällen der Strommessbereich des Leistungsmessers größer als ursprünglich gedacht gewählt werden muss, um eine Übersteuerung zu vermeiden. Das hat jedoch Konsequenzen für die Messgenauigkeit des Gerätes. Da sich der Gesamtfehler aus einem prozentualen Anteil des Messwertes plus einem (konstanten) Anteil des Messbereiches zusammensetzt, verschlechtert sich die Genauigkeit, je höher der Strommessbereich und damit auch der Leistungsmessbereich eingestellt wird.
Dazu folgendes Beispiel: Ein Verbraucher soll an 230 V / 50 Hz überprüft werden, ob er das 0,5-W-Kriterium erfüllt. Als Messgerät soll ein preisgünstiges Gerät, z.B. ein Yokogawa WT 210, mit den Toleranz-Eckdaten ±0,1 Prozent des Messwertes + 0,1 Prozent des Messbereiches verwendet werden. Lässt sich die Messung normgerecht durchführen?
Am WT 210 wird der Spannungsbereich 300 Veff und der Strombereich 20 mAeff eingestellt, was einen Wirkleistungsnennbereich von 6 W ergibt. Die Messergebnisse lauten Ueff=230 V, Ieff= 20 mA, P=0,46 W, Lambda=0,1 (Leistungsfaktor), CF = 3 (Scheitelfaktor). Da der Leistungsmesser bei 100 Prozent Aussteuerung einen zulässigen Scheitelfaktor >3 besitzt, können die 60 mApk ohne Übersteuerung gemessen werden.
Die Fehlerrechnung ergibt Delta P = ±(0,1 Prozent x 0,46 W + 0,1 Prozent x 6 W) = ca. 6,5 mW oder Delta P/P = 1,41 Prozent. »Das Messgerät erfüllt also das Genauigkeitskriterium, weil der Fehler kleiner als 10 mW bzw. 2 Prozent ausfällt«, so Huber. »Allerdings ist festzustellen, dass aus der ursprünglichen Forderung von 2 Prozent Messungenauigkeit in diesem typischen Beispiel eine Toleranz von ca. 0,15 Prozent geworden ist. Der Rahmen der Messgenauigkeit wird also bereits zu ca. 70 Prozent ausgenutzt. Von einem ›komfortablen‹ Messen mit einem 0,5-Prozent-Gerät kann also keine Rede sein.«
Man kann sich vorstellen, dass bei noch geringeren Leistungsfaktoren oder höheren Blindströmen ein qualitativ höherwertiges Messgerät verwendet werden muss. Yokogawa bietet eine durchgehende Produktfamilie von Leistungsmessern bis hin zu höchsten Genauigkeitsforderungen und integrierten Strombereichen ab 5 mA mit hoher Dynamik speziell für Standby-Messungen an.