Messgerät ermittelt Qualitätsprobleme in der Energieversorgung

2. Oktober 2009, 15:01 Uhr | Nicole Kothe, Markt&Technik

Nach Angaben des Elektrotechnikspezialisten Heldele entstehen rund sieben Prozent aller Störungen an elektronischen Geräten durch eine fehlerhafte Energiezufuhr. Ein neues Messgerät soll sicherstellen, dass die Stromversorgung einwandfrei funktioniert.

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Wenn Produktionsmaschinen stillstehen, werden die Fehler zunächst meist in technischen Mängeln der Maschine, der Steuerung, der Software oder beim Bediener gesucht. Dabei liegt die Ursache nach Überzeugung der Elektrotechnikspezialisten von Heldele oft in der Stromzufuhr. »Dass die Energieversorgung ein wichtiger Produktionsfaktor ist, ist vielen Unternehmern gar nicht bewusst«, verdeutlicht Georg Thomas, Bereichsleiter für Industrial Services bei Heldele in Salach und seit 2006 vereidigter Sachverständiger des Elektrotechnikhandwerks.

Das Team um Thomas hat innerhalb von drei Jahren ein Messgerät namens »Heldele Power Monitor 690«  – kurz HPM 690 – entwickelt und zum Patent angemeldet, das auf Basis von rund 35 Prüfparametern alle relevanten Daten der Stromversorgungen sammelt und sie mittels spezieller Software auswertet.

Die Vorgehensweise ist einfach: Der Kunde installiert das Gerät vor Ort. Dabei werden die flexiblen Stromzangen (Rogowskispulen) jeweils um die drei Phasen einer Stromversorgung gelegt, die von der Trafostation abgehen. Das Messgerät selbst umfasst statt Reglern nur Buchsen, um Fehler zu unterbinden. Das Gerät erfasst die relevanten Daten, überträgt sie via UMTS-Antenne per Funk zum Analysten, der sie sich in Form von Grafiken auf den Rechner ziehen kann. Dadurch ist er in der Lage, die Produktionsprozesse zu analysieren, Befunde zu erstellen, Ursachen zu lokalisieren und zu diagnostizieren, wo Störungen von Maschinen, Arbeitsprozessen oder Produktionsvorgängen ausgehen.

Thomas vergleicht die Stromversorgung einer Fabrik mit der Wasserversorgung in einem Mehrfamilienhaus: »Auch dort hat man einen zentralen Eingang, an dem ein Verteiler sitzt, von dem aus die einzelnen Stränge gespeist werden. Je weiter hinten im Verteilsystem ein Abnehmer sitzt, desto eher ist er von einem Druckabfall betroffen. Oder: Sitzt irgendwo ein Verbraucher, der schubweise und getaktet einen hohen Bedarf absaugt, sorgt dies für negative Rückkopplungen ins Gesamtsystem.«

Für langwierigere Trendanalysen und Ursachenforschung kann der HPM auch über längere Zeit angeschlossen bleiben. Aus den Resultaten lassen sich wiederum spezifische Lösungen entwickeln, z.B. Filter, die Gegenstrom einspeisen, um die Amplituden einer Sinuskurve auszugleichen. Im Einzelfall kann auch auf eine separate Stromquelle umgestellt werden, oder man erhöht den Druck in der Leitung, damit die Spannung konstant bleibt. »Die technische Lösung ist meist relativ einfach und preisgünstig, wenn man die versorgungsbedingte Ursache erst einmal zweifelsfrei ermittelt hat«, so Thomas.

Heldele adressiert mit dem Messgerät nicht nur Produktionsbetriebe, sondern auch die Energieversorger, denn sie können mit Hilfe des Gerätes die Qualität ihrer Stromversorgung dokumentieren. Vor allem für die vielen dezentralen Betreiber regenerativer Energieanlagen für Wind, Wasser und Sonne, so Thomas, sei das Messgerät interessant. Mit diesem Service mache sich der Mittelständler unabhängiger von der Automobilindustrie und deren Zulieferern.


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