Trotz Wachstumsrückgang

LEM weist zweitbestes Geschäftsjahr der Firmengeschichte aus

12. Juni 2012, 17:22 Uhr | Nicole Wörner

LEM hat sein Geschäftsjahr 2011/2012 abgeschlossen. Und obwohl es das zweitbeste Jahr in der Firmengeschichte war, musste das Unternehmen deutliche Rückgänge in Auftragseingang, Umsatz und Gewinn hinnehmen – trotz eines von Wachstum geprägten vierten Quartals.

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Das vierte Quartal des Geschäftsjahres bei der schweizerischen LEM ist erfolgreich verlaufen: Jeweils bezogen auf das dritte Quartal 2011/2012 stieg der Auftragseingang um 16,2 Prozent auf 55,1 Millionen CHF, der Umsatz wuchs um 1,6 Prozent auf 55,8 Mio. CHF, die Book-to-bill-ratio stieg von 0,86 auf 0,99 und auch der Reingewinn wuchs um 38,2 Prozent auf 7,8 Mio. CHF.

Dennoch verbuchte LEM auf das gesamte Geschäftsjahr 2011/2012 gesehen deutliche Einbußen: Im Vergleich zum Vorjahresergebnis ging der Auftragseingang um 45,7 Prozent auf 182,9 Millionen CHF zurück, der Umsatz um 20,2 Prozent auf 236,3 Mio. CHF und der Reingewinn um 28,1 Prozent auf 28,5 Mio. Euro. Bezogen auf das gesamte Geschäftsjahr betrug die Book-to-bill-ratio 0,77. Nach Angaben des Managements ging der Auftragsrückgang vor allem auf die schwachen Märkte für erneuerbare Energien zurück, insbesondere auf den Solarmarkt, und auf die Tatsache, dass viele Kunden ihre Lagerbestände abbauten, nachdem sie in vorherigen Quartalen große Bestellungen platziert hatten. So enthalten die ausgewiesenen Aufträge im ersten und zweiten Quartal 2011/12 24,5 Mio. CHF Stornierungen im Solargeschäft. Exklusive dieser Stornierungen läge das Auftragsvolumen bei 207,4 Mio. CHF.

 Die Gründe

»Das Geschäftsjahr 2011/2012 war das Zweitbeste in der Geschichte von LEM, auch wenn es im Vergleich zum außergewöhnlich starken Geschäftsjahr 2010/11 durch einen Rückgang geprägt war«, kommentiert François Gabella, CEO von LEM. »Die weltweite wirtschaftliche Abschwächung und die zunehmende Unsicherheit bezüglich der kurzfristigen Geschäftsaussichten, insbesondere im volatilen Geschäft erneuerbarer Energien, haben die meisten Kunden dazu veranlasst, ihr Aktivitätsniveau zu verringern. Auch die Aufwertung des Schweizer Frankens wirkte sich negativ auf unsere Performance aus. Trotzdem zeigten wir erneut unsere Fähigkeit, unser Kosten- und Kapazitätsniveau anzupassen und auch unter schwierigen Marktbedingungen klar profitabel zu arbeiten. Um unseren Wettbewerbsvorteil weiter auszubauen haben wir weiterhin in Innovation und Operational Excellence investiert.«

LEM hat schnell auf die sich abschwächenden Märkte reagiert und im Sommer 2011 Kostensenkungsmaßnahmen eingeführt, die im Herbst 2011 verstärkt wurden, um die Kostenbasis an das aktuelle Umsatzniveau anzupassen. Durch die Reduzierung der weltweiten Mitarbeiterzahl von mehr als 1300 auf ungefähr 1100 wurde die Kapazität angepasst. Dank der strikten Kostenkontrolle, der Verlegung von Produktionslinien nach China und weiterer produktivitätssteigernden Maßnahmen hat LEM seit dem vierten Quartal 2011/12 quartalsbezogene Einsparungen von mehr als 1,1 Mio. CHF erzielt. Die Restrukturierungskosten beliefen sich auf 0,7 Mio. CHF.

Die Segmente im Einzelnen

Das Industriesegment: Geschäftserholung im vierten Quartal 2011/12

Im Industriesegment wurde im Geschäftsjahr 2011/12 ein Umsatz von 208,3 Mio. CHF erwirtschaftet. Der Rückgang um 23,6 Prozent gegenüber 2010/11 ist maßgeblich auf den Einbruch des Solargeschäfts, Lagerkorrekturen von Kunden und negative Wechselkurseffekte zurückzuführen. Der Auftragseingang sank um 50,7 % von 312,8 Mio. CHF auf 154,1 Mio. CHF. Das operative EBIT ging um 47,9 % auf 30,0 Mio. CHF zurück. Mit einem Umsatzanteil von 52 % ist Europa weiterhin LEMs wichtigster Markt, gefolgt von Asien mit 33%.

Das Geschäft erneuerbare Energien und Stromversorgungen erwies sich als volatilstes aller Geschäftsfelder. Nach einem außergewöhnlich starken Geschäftsjahr 2010/11 wiesen alle Märkte eine schwache Marktsituation auf. Der Umsatz schrumpfte um 83,1%. Im vierten Quartal 2011/12 begannen sich die Kundenlagerbestände zu normalisieren, was eine Erholung der Auftragslage mit sich brachte.

LEM hat den Marktanteil im Medizinmarkt gesteigert und neue Projekte im Forschungsmarkt in Asien gesichert – ein Markt, den LEM bislang noch nicht erschlossen hatte. Der Test- und Messmarkt verzeichnete einen leichten Rückgang.

Das Automobilsegment: weiteres Wachstum und bessere Profitabilität

Das Automobilsegment setzte sein Wachstum über das ganze Jahr fort und erzielte ein Rekordergebnis. Der Umsatz stieg um 19,1 % auf 28 Mio. CHF, wobei sowohl das Geschäft konventionelle Automobile als auch das Geschäft umweltfreundliche Automobile zu dieser Performance beigetragen haben. Währungsbereinigt lag das Umsatzwachstum bei 34,3 %. Nordamerika ist mit einem Umsatzanteil von 50 % weiterhin LEMs größter Markt, die asiatischen Märkte sind jedoch dank ihrer starken Wachstumsraten (+37,1 %) bereits für mehr als einen Drittel des Umsatzes verantwortlich. Der operative EBIT betrug 4,2 Mio. CHF, was gegenüber 2010/11 einer Steigerung von 48 % entspricht.

Die weltweite Automobilindustrie überzeugte 2011/12 speziell in Nordamerika und China mit einer guten Entwicklung. Das Geschäft konventionelle Automobile konnte den Umsatz mit seinen Schlüsselkunden ausbauen und hat neue Verträge in Asien und Nordamerika gesichert. Die Hochpräzisions-Start-/Stopp-Applikation erwies sich als eine attraktive Ergänzung des Produktangebots. LEM hat ein hohes Aktivitätslevel im Geschäft umweltfreundliche Automobile registriert und für viele Kunden mit der Massenfertigung begonnen. Obwohl bei einigen Kunden das Ziel verfehlt wurde, lag das Wachstum in diesem Geschäft bei über 50 %. Die Mehrheit aller Plattformen umweltfreundlicher Automobile, die sich in Planung befinden oder bereits produziert werden, ist mit LEM-Produkten ausgestattet.

Ausblick: Wachsam bleiben

Die wichtigsten Treiber, die in den vergangenen 40 Jahren LEMs Geschäft unterstützt haben, bleiben weiterhin aktuell. Das ständige Bedürfnis nach mehr Energie, zuverlässigen Energiequellen, Energieeffizienz und Mobilität ist ungebrochen. Das Management ist überzeugt, dass diese Markttreiber auch in Zukunft LEMs Geschäft unterstützen werden.  

Weil das wirtschaftliche Umfeld 2012/13 weiterhin schwierig bleibt und die Lage der Märkte von LEM nach wie vor mit Ungewissheit behaftet ist, erwartet das Management einen progressiven Wiederanlauf im Industriesegment und weiteres Wachstum im Automobilsegment. Mit Bezug auf die operative EBIT-Marge strebt LEM ein Resultat zwischen 15 und 20 Prozent an.


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