»Es ist die Expertise, die den deutschen Mittelstand stark macht«

7. Juli 2009, 14:00 Uhr | Nicole Kothe, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sie produzieren ausschließlich in Deutschland. Rechnet sich das heutzutage noch?

Sie produzieren ausschließlich in Deutschland. Rechnet sich das heutzutage noch?

Ja, denn unsere Geräte sind keine Massenware. Generell stellt sich meines Erachtens nicht nur die Frage des Preises, sondern auch die der Qualität. Und die kann man nur sicherstellen, wenn man den Fertigungsprozess selber in der Hand hat. Langfristig setzt sich immer die Qualität durch – und die ist dann auch unabhängig vom Preis.

Das heißt, eine Produktion in den so genannten Billiglohnländern kommt für Sie nicht in Frage?

Die meisten unserer Produkte kann man nach dem Baukastenprinzip modular zusammenstellen. Dabei gibt es einige Standardkomponenten, bei denen wir überlegen könnten, sie auswärts fertigen zu lassen, etwa in den USA oder in Russland. Aber das betrifft wirklich nur die Standardteile. Die eigentliche Kernkompetenz steckt in der Software – und die kann und will ich nicht außer Haus geben. Daher wird unsere Hauptproduktion immer in Deutschland bleiben.

Sehen Sie im deutschen Mittelstand einen Trend hin zum »Insourcing«, wie es so schön auf neudeutsch heißt?

Durchaus. Unter anderem aus oben genannten Gründen gibt es bereits eine ganze Reihe von Firmen, die schon wieder dabei sind, die ausgelagerten Produktionen zurück ins eigene Haus zu holen. Und letztendlich ist es die Expertise, die den deutschen Mittelstand stark macht.

Branchenübergreifend sind viele Märkte in den letzten Monaten eingebrochen. Welche Segmente bieten Ihrer Meinung nach noch die größten Chancen?

Der Halbleitermarkt zieht definitiv schon wieder an. Wir spüren deutlich, dass Projekte, die bislang beim Kunden verzögert wurden, jetzt langsam wieder losgehen. Der Solarzellenmarkt lief gut und tut es auch immer noch. Er stützt sich zum Teil auf Förderprojekte – und die sind von der Krise nach wie vor nicht beeinträchtigt. Die Mikrosystemtechnik war ohnehin nur relativ wenig zurückgegangen. Nicht zuletzt ent wickelt sich auch der viel gescholtene Automobilbereich nicht so schlecht, wie er immer dargestellt wird. Jetzt konzentrieren sich die Hersteller mehr denn je auf Innovationen und treiben diese mit Hochdruck voran. Für Firmen, die flexibel und unkompliziert darauf reagieren können, steckt darin jetzt eine große Chance.

Ist im deutschen Mittelstand ein Umdenken hinsichtlich des immer wichtiger werdenden asiatischen Marktes erforderlich?

Ja, wir müssen dem einfach in die Augen sehen. Derzeit liegt die Verteilung in unserer Branche bei jeweils einem Drittel in Europa, USA und Asien. Ich schätze aber, dass sich dies zugunsten von Asien und Europa umschichten wird. Diese beiden werden dann mit jeweils 40 Prozent und die USA mit 20 Prozent am Weltmarkt beteiligt sein. Da gibt es auch für uns noch viel zu tun.

Wir sind derzeit dabei, unser Vertriebs-, Service- und Supportteam weltweit zu verstärken. Dazu haben wir Tochterunternehmen in den USA, China und der Schweiz sowie ein Vertriebs- und Servicenetz in den USA, Asien und Europa. Darüber hinaus verstärken wir uns mit Partnerfirmen, mit denen wir den weltweiten Kundensupport sowie den bereits angesprochenen 24/7-Stunden-Service sicherstellen können.

Sie haben im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund fünf Millionen Euro erzielt. Wo liegt die Messlatte für die Zukunft?

In den nächsten fünf Jahren wollen wir unseren Umsatz um einen Faktor vier bis fünf steigern. Um so viel schneller wachsen zu können, als der von uns adressierbare Markt, braucht man ein schlagkräftiges Team – daher wollen wir unsere Mitarbeiterzahl im gleichen Zeitrahmen etwa verdoppeln.

Das sind ehrgeizige Ziele in Zeiten, in denen niemand voraussagen kann, wann die Wirtschaftskrise überwunden sein wird...

Nun, ich denke, die Krise ist dramatischer geredet worden, als sie letztendlich ist. Natürlich gab es Unternehmen, die davon überrollt wurden und nichts dagegen tun konnten, das will ich ganz sicher nicht in Abrede stellen. Wir haben eine handfeste Krise, aber meines Erachtens überwiegen die Chancen. Und es ist gerade jetzt unsere Aufgabe als mittelständische Unternehmer, unsere Mitarbeiter zu motivieren statt zu deprimieren. Dann bringt die Krise eine ganze Menge Möglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen.


  1. »Es ist die Expertise, die den deutschen Mittelstand stark macht«
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