Ein Thema, das vor der flächendeckenden Implementierung des „Smart Grid“ noch gelöst werden muss, ist die Einhaltung des Datenschutzes. Welche Gefahren gibt es hier und wie können diese Probleme beseitigt werden?
Gerade beim Smart Metering, lassen sich eventuell Rückschlüsse auf das Verhalten, die Gewohnheiten und damit auf das Privatleben eines Kunden ziehen. Ich bin aber der Meinung, dass man diese Probleme technisch und organisatorisch lösen kann, wie sie auch etwa beim Home Banking gelöst wurden, wenn auch mit anderen Verfahren. Wichtig ist, dass die ganze Sache bezahlbar bleibt. Aus ökonomischer Sicht ist es daher wichtig, vorhandene Netzwerktechnologien und netzwerkbasierte Sicherheitsstandards zu nutzen, da diese gut skalieren und auch oft schon mit den vorhandenen Netzwerken zur Verfügung stehen. Neben der Finanzindustrie gibt es bereits viele andere Branchen, die mit diesen Technologien Daten seit langem sicher verarbeiten.
Theoretisch besteht ja auch die Möglichkeit, dass Hacker das „Smart Grid“ manipulieren und im Extremfall einen kompletten Blackout herbeiführen können. Welche Optionen gibt es, um ein solches Szenario zu verhindern?
Das Stromnetz gehört zur kritischen Infrastruktur. Störungen, Ausfall und Angriffe können zu schweren Beeinträchtigungen führen. Die Netzbetreiber setzen auf bestehende und anerkannte Security-Technologien, auf Firewalls, Netzwerkverschlüsselung, Access Controll Lists of Intrusion Prevention, Intrusion Detection, Malware Scanner, wie sie auch in anderen Industrien wie der Automatisierungstechnik und vor allem der Verteidigungsindustrie zu finden sind. Dadurch gibt es Erfahrungswerte, die man im Stromnetz verwenden kann.
Wir setzen hier voll auf die IP-Technologien. Durch die Offenheit des Standards besteht auch hier jederzeit wieder die Möglichkeit der Erweiterbarkeit. Es gibt ja immer wieder neue Angriffe von Hackern unterschiedlicher Art – Spione, Terror oder einfach Hacker, die etwas ausprobieren wollen –, daher muss die Technologie stets auf neue Angriffsarten vorbereitet und dazu erweitert werden. Das geht mit der IP-Technologie, ohne dass man jedes Mal wieder ein neues System designen muss.
Man muss davon ausgehen, dass es hier wie auch in vielen anderen Bereichen keine hundertprozentige Sicherheit gibt.
Sind die bisher im Bereich Smart Grid vorhandenen Standards ausreichend?
Im Prinzip sind wir mit den bisher existierenden Standards in diesem Bereich gut ausgestattet, es gibt jedoch noch einige Lücken. In Europa beschäftigt sich das EU Mandate 490 mit der Schließung dieser Lücken. Es wird versucht, für alle Domänen und Bereiche einer Smart Grid-Architektur die passenden Standards auszuwählen und die fehlenden oder unvollständigen Standards durch eine Gap-Analyse zu identifizieren.
In den USA gibt es eine ähnliche Initiative, die vom North American Standardization Institute ausgeführt wird. Auch dort wird der Ist-Stand aufgenommen und überprüft, ob man damit die in Frage kommenden Fälle erfüllen kann. Grundsätzlich kann man aber bereits mit den jetzt vorhandenen Standards Smart Grid-Lösungen gut und umfassend realisieren.