Festnetz

Alles auf IP

25. Juni 2015, 11:15 Uhr | Joachim Kroll
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Nur Vorteile für die Kunden?

Durch die IP-Technik vereinfacht sich die Netzstruktur
Bild 1. Mit der IP-Technik vereinfacht sich auch der Anschluss auf der Teilnehmerseite: Splitter und NTBA enfallen, der Router wird direkt mit dem Netz verbunden.
© Deutsche Telekom

Aus Telekom-Sicht bietet die Netzumstellung „nur Vorteile“ für die Kunden: mehr Surf-Geschwindigkeit, mehr TV-Kanäle, geringere Latenzzeiten, schnellere Gesprächsvermittlung.

Dass die zusätzlichen Leistungen nur in Form eines Vertragswechsels mit zusätzlichen Kosten und neuer Vertragslaufzeit von 24 Monaten zu haben sind, ist aus Telekom-Sicht natürlich ebenfalls ein Vorteil. Sven Grüner sagt dazu: „Durch den Preisverfall ist das die einzige Möglichkeit für uns, den Umsatz zu steigern und den Netzausbau zu finanzieren.“ Beinahe wichtiger als der Unterschied zwischen 50 und 100 Mbit/s dürfte der Aufräumeffekt im Netz sein. Weil für beinahe jedes Dienstmerkmal eigene Infrastruktur aufgebaut wurde, stehen hinter jedem Dienst (Telefonie, Internet, TV, Mobilfunk) auch eigene Geschäftsprozesse und Tarifmodelle.

Mit der Umstellung auf IP wird die Verwaltung dieser Dienste für die Telekom einfacher. Davon sollen auch die Kunden profitieren, indem sich die Telekom-Leistungen über Web und App verwalten lassen. Die Bestellung und Abbestellung eines Dienstmerkmals soll „so einfach wie eine Bestellung bei Amazon“ werden – und ein bestellter Dienst soll bereits nach wenigen Minuten zur Verfügung stehen. Außerdem entfallen beim Anschlussinhaber der Splitter und der NTBA (Network Termination) – die Verkablung wird wesentlich einfacher, weil der Router direkt an den Telefonanschluss angeklemmt wird (Bild 2).

Wo die Glasfaser nicht hinreicht

Binnen drei Jahren investiert die Deutsche Telekom nach eigenen Angaben ca. 12 Milliarden Euro in den Netzausbau. Allein 2014 wurden 10.000 km Glasfaserkabel verlegt. Bis 2018 sollen 80 Prozent der Bevölkerung mit Glasfaser versorgt sein. Trotzdem wird es Regionen geben, in denen sich der Festnetz-Ausbau für die Telekom nicht lohnt und in denen auf lange Sicht ein DSL-Anschluss mit 384 kbit/s das Maximum darstellt. Für diese Gegenden bietet die Telekom einen Hybrid-Anschluss aus Festnetz und LTE-Funk an. Sie hat einen Router konstruieren lassen, der den Datenstrom zwischen Fest- und Funknetz aufteilt. Im Unterschied zu LTE-Tarifen des Mobilfunks haben die Kunden hier sogar ein unbegrenztes Datenvolumen. Denn die Grundlast des Datenverkehrs übernimmt immer das Festnetz. Das LTE-Netz fängt nur die Spitzenlast ab. Eine Einschränkung gibt es aber: auf das „Entertain“-Angebot, also den TV-Empfang via IP, können diese Kunden nicht zugreifen – für diese Belastung ist das LTE-Netz nicht ausgelegt.

 

Sonderdienste: Vom Brandmelder bis zum Hausnotruf  
Über das Telefonnetz werden auch zahlreiche Sonderdienste abgewickelt, von der Gebäudeautomatisierung über die Alarmanlage bis zum Hausnotruf. Für die Telekom sind diese Dienste extrem schwer zu identifizieren, weil sie den Daten nicht ansieht, welchen Inhalt sie haben. In Deutschland gibt es allein ca. 2000 Pflegedienste, die auch einen Hausnotruf im Angebot haben. Wer solch einen Dienst betreibt, muss als Dienstanbieter selbst dafür Sorge tragen, dass seine Geräte auch im IP-Netz funktionieren. Hierbei müssen die Anbieter nicht nur an die Technik denken, sondern auch an die Vertragsbedingungen: Oft wird die Zuverlässigkeit des Dienstes nur im analogen Netz der Deutschen Telekom garantiert. Hier müssen also die AGB geändert werden 

  1. Alles auf IP
  2. Nur Vorteile für die Kunden?

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!