Obwohl der Schwerpunkt von 5G zunächst auf Anwendungen mit hoher Bandbreite liegen wird, geht Berg Insight trotzdem davon aus, dass 4G in absehbarer Zeit die bevorzugte Plattform für IoT sein wird. Die Marktforscher rechnen damit, dass 5G im Jahr 2020 für vertikale Anwendungen wie die Automobilindustrie kommerziell verfügbar sein wird.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Ericsson, differenziert die einzelnen Märkte aber etwas stärker. So umfasst das Segment „Massive IoT“ in erster Linie großflächige Anwendungsfälle, die eine große Anzahl von niedrigkomplexen und kostengünstigen Geräten mit langer Akkulaufzeit und relativ niedrigem Datendurchsatz verbinden. Zu den Branchen, die das Massive IoT nutzen, gehören Versorgungsunternehmen mit Smart Metering, das Gesundheitswesen in Form von medizinischen Wearables und der Transport mit Tracking-Sensoren. Ende 2024 werden nach Ansicht von Ericsson NB-IoT und Cat-M voraussichtlich fast 45 Prozent aller Mobilfunk-IoT-Verbindungen ausmachen. NB-IoT und Cat-M können in Zukunft vollständig in Spektralbändern mit 5G NR koexistieren.
Für Ericsson besteht „Breitband-IoT“ hauptsächlich aus großflächigen Anwendungsfällen, die einen höheren Durchsatz, geringere Latenzzeiten und größere Datenmengen erfordern, als Massive-IoT-Technologien unterstützen können. LTE-Netzwerke seien gut darauf vorbereitet, Anwendungsfälle in diesem Segment zu unterstützen, da die Technologie Spitzendatenraten im Multi-Gbit/s-Bereich und eine Latenzzeit der Funkschnittstelle von nur 10 ms bereitstellen kann. Bis Ende 2024 sollen fast 35 Prozent der zellularen IoT-Verbindungen Breitband-IoT sein, wobei 4G die Mehrheit der Anschlüsse bietet. Beim Umstieg auf 5G mit höherer Geschwindigkeit, geringerer Latenzzeit und anderen Funktionen können noch komplexere Anwendungsfälle unterstützt werden – Durchsätze im zweistelligen Gbit/s-Bereich und Latenzzeiten von bis zu 5 ms sind möglich.
Das „kritische IoT“ hat für Ericsson sowohl großflächige als auch lokale Anwendungsfälle, die Anforderungen an extrem niedrige Latenzzeiten und sehr hohe Zuverlässigkeit stellen. 5G-NR-Netzwerke mit Unterstützung für Ultra-Reliable Low-Latency Communication (URLLC), wie sie in 3GPP definiert sind, werden daher benötigt und ermöglichen komplexe Anwendungsfälle wie interaktive Transportsysteme in der Automobilindustrie und Echtzeit-Steuerung von Fertigungsrobotern in der Industrie. Die ersten Module zur Unterstützung kritischer IoT-Anwendungsfälle werden voraussichtlich im Jahr 2020 eingesetzt. Allerdings: nur ein kleiner Teil der gesamten zellularen IoT-Verbindungen wird 2024 kritisches IoT sein.
Das Industrieautomations-IoT-Segment besteht laut Ericsson aus sehr spezifischen Anwendungsfällen, wobei die anspruchsvollsten Anforderungen von den Fertigungs- und Industrieanlagen kommen. Zeitsensible Netzwerke, Industrieprotokolle die über Ethernet laufen und eine sehr genaue Positionierung sind erforderlich. Die Funktionalität zur Unterstützung dieses Segments wird derzeit in 3GPP definiert, beeinflusst durch Initiativen von Industrie 4.0 und Branchenorganisationen wie 5G-ACIA. Es wird ein 5G-spezifisches Segment sein, das für lokale Anwendungsfälle und private Netzwerkbereitstellungen gilt.
Deutsche Industrievertreter legen bereits jetzt schon ein besonderes Augenmerk auf dieses Segment und verlangen wiederholt freie und kostenlose Frequenzen zum Aufbau eigener, lokaler 5G-Netze. So drängen die Industrieverbände VCI, VDA, VDMA und ZVEI gemeinsam darauf, dass die Bundesnetzagentur schnellstmöglich die Vergabebedingungen für die lokalen Frequenzen im Bereich von 3,7 GHz bis 3,8 GHz bekannt gibt. Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes benötigen ihrer Ansicht nach dringend Klarheit, insbesondere hinsichtlich der Gebühren für lokale Frequenzen. Die lokale Nutzung von Frequenzen sei für die deutsche Industrie jedoch kein Geschäftsmodell, sondern Voraussetzung, um Leitmarkt und Leitanbieter für industrielle 5G-Anwendungen werden zu können.