Broadcom nimmt Europa ins Visier
Lantiqs vermutlich nächster Konkurrent ist der US-amerikanische Halbleiterspezialist Broadcom. Der stellte erst kürzlich mit dem BCM6362 eine besonders hoch integrierte Single-Chiplösung vor, die auf einem Die ADSL2+, WLAN (IEEE 802.11n), DECT/CATiq und GbE bietet. Muster des Bausteins sind bereits erhältlich. Die Serienfertigung wird nach Auskunft von Manny Patel, Broadcoms Business Development Manager, im kommenden Jahr anlaufen.
Allein schon die bei Broadcom erstmalige Integration des europäischen Schnurlos-Standards DECT bzw. des DECT-Nachfolgers CATiq erregt Aufsehen und macht deutlich, dass Broadcom den europäischen Markt fest ins Visier genommen hat. »Wer Lösungen mit diesem Chip baut, hält leicht den europäischen Code of Conduct hinsichtlich des Energieverbrauchs ein«, verspricht Patel, »und die BoM sinkt dank der gegenüber Mehrchiplösungen typisch halbierten Bauteilzahl auch spürbar.«
Der hohe Integrationsgrad macht ferner deutlich, dass Broadcom vor allem neue Kunden mit einem attraktiven Preis gewinnen will. Diese sind nun gefordert, sich zu überlegen ob sie bald mit einem Energie sparenden Low-Cost-Produkt auf den Markt kommen wollen oder strategisch auf ein flexibles Konzept setzen wollen, das ihnen schon jetzt Migrationspfade zu neuen Leistungsmerkmalen wie VDSL bietet. Weil der Markt geteilt bleiben dürfte, wird es wohl auch bei jedem Infrastrukturhersteller zweigleisige Lösungen geben. Geringe Kosten und niedrige Leistungsaufnahme sind auch noch aus einem anderen Grund von Bedeutung, und zwar weil der Druck von Seiten der Netzbetreiber zunimmt. Die müssen jetzt noch POTS (Plain Old Telephone Service) in Gestalt analoger Anschlüsse anbieten, was sich immer weniger rentiert. Hinzu kommt, dass sich immer weniger Fachleute mit der »alten« Technik auskennen.
Steht das Ende des Dampftelefons kurz bevor?
Am einfachsten wäre es, man würde alle Teilnehmer, die bisher keine IP-Telefonie wollten (sprich, mit dem alten »Dampftelefon « wunschlos glücklich sind), einfach eine moderne Teilnehmerendeinrichtung (CPE) in Gestalt einer UTA, Universal Telephony Adapter, schenken. Sie bietet dann die Möglichkeit, über VoIP zu telefonieren, ohne dass es der Endkunde zwangsläufig merken muss, denn an diesen Adapter können die alten Telefone auch ohne weiteres angeschlossen werden.
Zusätzlich bietet der UTA eine Anschlussmöglichkeit für ADSL2/2+. Dieser Telefonadapter darf dann aber kein Stromfresser sein, denn nicht mehr die Amtsbatterie, sondern die Steckdose des Teilnehmers würde das neue Kästchen speisen. »Die jährlichen Stromkosten bei bisherigen Lösungen können leicht 40 Euro im Jahr betragen, was also mehr als zwei Monaten Grundgebühr entspricht«, erläutert Seidl, »mit modernen Lösungen kann man diesen Posten aber auf rund 15 Euro mehr als halbieren«.
An einen solchen UTA würde der Teilnehmer auch kaum hohe Anforderungen stellen, zumindest nicht, solange er weiterhin nur mit seinem lieb gewonnenen Apparat telefonieren will (das ginge ja auch weiterhin problemlos). Und sollte er selber, ein Mitbewohner oder ein Raumnachfolger dann doch schnurlos telefonieren oder drahtlos ins Internet wollen, wäre die Infrastruktur schon da.