Von der Theorie zur Praxis: Konzepte und deren Eigenschaften in der Diskussion

Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk

2. Dezember 2008, 9:12 Uhr | Ravi Kodavarti
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk

Das Beispiel von T-Mobile und anderen Anbietern macht deutlich, dass das herkömmliche FMC-Modell praktikabel ist. Dennoch bleiben einige technische und kommerzielle Probleme zu lösen, die einer Massenvermarktung bislang im Wege stehen. Technisch ist die Implementierung eines Dual-Mode-Telefons alles andere als banal. Bisher sind nur relativ wenige Geräte dieser Art auf den Markt gekommen, wenngleich weitere Modelle vor der Markteinführung stehen. So kann der Energiebedarf des Geräts während der ständigen Suche nach einem verfügbaren WLAN für seinen Benutzer ausgesprochen ärgerlich sein, da sich hierdurch die Standby- und Sprechzeiten merklich verkürzen. Inzwischen gibt es Erweiterungen zum IEEE-802.11-Standard, die dieses Problem behandeln.

Die Koexistenz mit einer dritten Wireless-Technik, Bluetooth, für drahtlose Headsets, Ohrhörer und andere Periphiegeräte kann ebenfalls zu Problemen führen, da WLAN und Bluetooth denselben Bereich im Frequenzspektrum bei 2,4 GHz nutzen. Eine gemeinsame Antenne für drei Techniken ist eine Sache, die Abwicklung eines WLAN-basierten VoIP-Anrufs bei gleichzeitiger Verwendung eines Bluetooth-Ohrhörers jedoch eine andere. Sofern keine Technik eingesetzt wird, die hier für Ausgleich sorgt, kann es sein, dass WLAN und Bluetooth um dasselbe Spektrum konkurrieren. Dies könnte die Sprachqualität in Mitleidenschaft ziehen.

Es ist also nötig, dass sich Unternehmen des Kommunikations-Bauelemente-Sektors dieser Fragen rund um die Themen „Akkubetriebszeit“ und „Koexistenz“ annehmen. So hat beispielsweise Texas Instruments (www.ti.com) Low-Power- und Koexistenz-Techniken entwickelt, um diese Schwierigkeiten zu meistern.

Auch auf der kommerzielle Seite wirft das herkömmliche FMC-Modell einige Fragen auf. So haben beispielsweise die Abrechnungssysteme noch keinen Anschluss an die moderne Technik gefunden. Bei Gesprächen, die im Mobilfunknetz aufgebaut wurden, dann aber als VoIP-Verbindung fortgeführt werden, erfolgt die Abrechnung nach wie vor für ihre volle Länge auf Minutenbasis. Umgekehrt fallen Anrufe, die über eine WLAN-Verbindung aufgebaut werden, lediglich unter die monatliche VoIP-Pauschalgebühr, auch wenn sie an ein Mobilfunknetz übergeben und auch dort beendet werden. Dienstanbieter, die mit einem herkömmlichen FMC-Modell auf den Markt gehen wollen, müssen diese und andere praktische Probleme berücksichtigen und lösen.

Kleiner könnte einfach besser sein: die Femtozelle

Eine Alternative zum herkömmlichen FMC-Modell stellen Mini-Mobilfunk-Basisstationen zu Hause und in Unternehmen dar. Eine solche, auch als Femtozelle bekannte, äußerst kompakte Basisstation ist mit dem Breitbandzugang zwischen der Privatwohnung bzw. dem Betrieb und dem IP-Netzwerk verbunden. Anrufe im Einzugsbereich dieser gebäude-internen Basisstation werden über das IP-Netzwerk als VoIP-Anrufe geführt, während Anrufe außerhalb des Gebäudes über das normale Mobilfunknetz abgewickelt werden.

Bei diesem FMC-Modell kann die Frage unberücksichtigt bleiben, ob Dual-Mode- oder Triple-Mode-Telefone verwendet werden müssen. Der Dienstanbieter muss einen Mechanismus für die Übergabe zwischen der Mini-Basisstation und einer externen Basisstation einführen. Solche Übergabeverfahren werden von den Mobilfunkbetreibern allerdings schon seit Jahren praktiziert. Eine weitere technische Hürde ist das Management des Frequenzspektrums, das von mehreren Femtozellen genutzt wird, die sich am selben Standort befinden (z.B. innerhalb einer Betriebsstätte oder eines Wohngebiets). Im Gegensatz zu den Frequenzbereichen von WiFi-Anlagen ist das Mobilfunkspektrum reguliert und wird in einer Basisstation verwaltet. Mit einer ähnlichen Art des Spektrum-Managements werden sich daher auch die Betreiber von Femtozellen befassen müssen, wenn auch in einem kleineren Maßstab.

Ein kritischer Punkt für das FMC-Modell mit Femtozellen ist aus heutiger Sicht die Frage nach den Kosten für die Mini-Basisstationen. Einige Marktbeobachter gehen davon aus, dass diese Kosten unter 100 US-Dollar sinken müssen, damit das Modell marktfähig wird. Die derzeitigen Trends deuten in der Tat an, dass diese Kostenschwelle schon bald unterschritten werden könnte. So sind die Kosten für herkömmliche Basisstationen in der letzten Zeit deutlich gesunken. Neben anderen Anbietern leistet TI hier mit den C64x+-Signalprozessoren einen Beitrag zur Kostensenkung.

Natürlich bedingt dieses Modell eine reibungslose Kooperation zwischen einem Mobilfunkbetreiber und dem Anbieter des Breitbandzugangs. Für Unternehmen wie Verizon, AT&T, Orange in Großbritannien und die Deutsche Telekom AG in Deutschland, die auf beiden Gebieten aktiv sind, wäre dies kein Problem. Reine Mobilfunkunternehmen dagegen wären gezwungen, dem Breitbandzugangs-Anbieter einen Teil ihrer Umsätze zu überlassen.


  1. Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk
  2. Konvergenz von Festnetz und Mobilfunk
  3. Andere Alternativen?

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