Glasklares Telefonieren mit Applikationen aus dem Internet

Die Zukunft von DECT heißt CAT-iq

27. Mai 2009, 13:25 Uhr | Annette Stadler<br />
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Deutlich verbesserte Sprachqualität

Trotz der Fortschritte in der Telefontechnik hat sich seit 1908 in dem wichtigen Punkt der Sprachqualität nichts verändert. Diese Sprachqualität orientierte sich seinerzeit an der Technik der damals verfügbaren Kohlemikrofone. Weil vor allem deren Bandbreite sehr begrenzt war, legte man im Jahr 1912 international fest, dass für den analogen Sprachkanal eine Bandbreite von 300-3100 Hz reichte. Zwar hat sich die Qualität der Mikrofone seitdem stark verbessert, für eine Ausweitung der internationalen Richtlinie war es aber gewissermaßen zu spät. Das lag im wesentlichen daran, dass die bereits für viel Geld verlegten Kupferleitungen für die festgelegte Bandbreite ausgelegt waren.

Das Internet eröffnet aber neue Perspektiven. Die Technik der digitalen Teilnehmerleitung (DSL) ist an der Bandbreitenbeschränkung der Analogtechnik nicht gebunden. So wurde den Telefonteilnehmern über ihren Internetzugang der Weg für die digitalisierte Internettelefonie Voice over Internet Protocol (VoIP) freigemacht. Man musste »nur« noch einen Standard für die Wandlung des analogen Telefoniesignals in ein digitales Format finden. Der hierfür von der ITU-T definierte neue Codec G.722 ist in CAT-iq 1.0 berücksichtigt und ermöglicht eine klare Sprachübertragung, die zum Beispiel Telefonkonferenzen künftig richtig angenehm machen werden, da Gesprächspartner so klingen als wären sie neben einem. Man spricht in diesem Zusammenhang bereits von »High Definition Sound» oder »HD-Sound« (in Anlehnung an HDTV). Zwei Voraussetzungen für den HDSound sind, dass alle teilnehmenden Gesprächspartner über CATiq-Telefone verfügen und sie über ein IP-Netz telefonieren. Reine IPNetze bilden derzeit firmeninterne Datennetzwerke oder das Internet, über das Gigaset-Kunden per Gateway schon unverzerrt telefonieren können. Obwohl Gigaset bereits CAT-iq-1.0-Telefone im Handel hat, wird es aber auch hier noch eine Weile dauern bis sich die Sprachvorteile in der Praxis bemerkbar machen.

Jedoch wollen alle Telefonnetzbetreiber in Europa ab 2010 ihre Telefonnetze auf reine IP-Netze umstellen. Diesem Plan und der WLAN-Technologie verdankt DECT eigentlich die Neugeburt durch CAT-iq. Die Netzbetreiber suchten nach einer Telefontechnik, die in der Lage ist, IP-Verkehr fortschrittlich zu übertragen. Zunächst favorisierten die Netzbetreiber WLAN-Telefone, da die IP-basierende WLAN-Technologie. Die auf Datenkommunikation ausgelegte Technik besitzt jedoch einige Nachteile, die sich nicht so leicht beseitigen lassen und gerade im privaten Einsatz stören. Die Reichweite der WLAN-Telefone ist relativ niedrig, der Strombedarf sowie die Rechenleistung sind dagegen hoch, was zu hohen Verbrauchskosten und Gerätepreisen führt. Hinzu kommt, dass WLAN in einem freien Frequenzband (ISM) funkt, so dass alle Anwender Störungen hinnehmen müssen. All diese Nachteile hat DECT nicht: Für DECT ist zum Beispiel ein geschütztes Frequenzband freigegeben, in dem sich keine anderen Anwender tummeln dürfen. Die Technik ist, bei ausreichender Reichweite, außerdem Strom sparend und kostengünstig. Grund genug für mehrere Netzbetreiber, 2005 IP-DECT-Telefone in Auftrag zu geben, was zur Entwicklung des CAT-iq-Standards führte.

Da es noch eine Weile dauern wird, bis CATiq im vollen Umfang entwickelt ist, sieht der Entwicklungsplan des DECT-Forums ein vierstufiges Vorgehen vor. Daran sind Zertifizierungstests gekoppelt, für die bestimmte Testlabors zuständig sind. Aktuell ist in Deutschland Cetecom ICT Services in Saarbrücken in der Lage, CAT-iq-1.0-Tests durchzuführen. Die Zertifizierungstests beziehen sich auf Endgeräte wie Telefone und Gateways und nicht auf die Chipsätze. CAT-iq-Merkmale stellen nicht nur besondere Anforderungen an die Chipsätze, sondern auch an die verwendeten Komponenten wie Mikrofone und Lautsprecher. Nur wenn sie entsprechend ausgelegt sind, macht sich die Sprachqualität deutlich bemerkbar. Da allerdings die Zusammenarbeit der Endgeräte verschiedener Hersteller entscheidend von den Chipsätzen abhängt, führen die Testlabors Interoperabilitätstests durch, an denen sich die CAT-iq-Chiplieferanten Infineon, Sitel Semiconductor und DSP Group beteiligen. Testgrundlage bildet ebenfalls die Version 1.0.

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So sieht der CAT-iq-Zeitplan aus.

CAT-iq sieht vor, dass Netzbetreiber und Endkunden künftig Gateways, Basisstationen, Telefone und z.B. Freisprechkonferenzsysteme von verschiedenen Herstellern kaufen und im Betrieb miteinander mischen können. Heutige DECT-Telefone gibt es nur im Set mit einer Basisstation und einem oder mehreren Telefonen, die eigenständige Zusatzmerkmale wie Rufnummernlisten, Wahlwiederholung und Freisprechfunktionen bieten. In CAT-iq 2.0 sollen diese Merkmale unter dem Schlagwort »Multi Line« standardisiert zur Verfügung stehen. Weitere wichtige Multi-Line-Eigenschaften sind das Ermöglichen von vier gleichzeitigen Telefonaten unter vier verschiedenen Rufnummern und Konferenzschaltungen. »Durch die hohe Verbreitung von ISDN in Deutschland sind einige dieser Funktionen hierzulande zum Teil schon Realität. Im Ausland gibt es diese Möglichkeiten großteils noch nicht«, klärt Kamperschroer auf.


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